Region
Nachhaltige Gewerbeflächen für zukunftsorientierte Unternehmen
Pforzheim, 17.12.2021. Infrastrukturprojekte haben es nicht leicht in Deutschland. Ob Verkehrs- oder Energieinfrastrukturprojekte, wie Stuttgart 21 oder der Stromnetzausbau: Kaum beschlossen, regt sich Widerstand, nicht nur in der direkt betroffenen Bevölkerung.
Das Prinzip „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ tritt nahezu regelmäßig auch bei Neuausweisungen oder Erweiterungen von Gewerbeflächen, auch in der Region Nordschwarzwald, zu Tage.
Wohlstand, Gewerbesteuer und hochwertige Arbeitsplätze: ja, aber bitte ohne Flächenverbrauch… ein gesellschaftspsychologisches Problem.
Qualität vor Quantität
Eine wirtschaftlich starke und zukunftsfähige Region braucht ein gesundes Maß an Gewerbeflächenentwicklung. Dabei muss das Ziel sein, qualitativ hochwertige und nachhaltig ausgestaltete Flächen für Unternehmen zu schaffen.
Aufgrund politischer Vorgaben wie Reduktion des Flächenverbrauchs, Klimaschutz, Energieeffizienz, u.v.m., aber auch aufgrund der Endlichkeit geeigneter Flächen, bei denen z. B. naturschutz- und landwirtschaftliche, aber auch immissionsschutzrechtliche Belange nicht entgegenstehen, haben Planungsträger eigentlich keine andere Wahl.
Viele Kommunen haben das erkannt, auch weil immer mehr Unternehmen eben nicht möglichst schnell, flächenintensiv und billig bauen wollen, sondern sich die Entscheidung für einen Neubau gut überlegen und die Bedürfnisse der Arbeitswelt der Zukunft berücksichtigen.
Wie können also auf den wenigen, geeigneten Flächen in der Region Nordschwarzwald nachhaltige Gewerbeflächen entstehen?
Interkommunal zusammenarbeiten
Zunächst ist es erforderlich das kommunale Kirchturmdenken aufzulösen. Geeignete Gewerbeflächen sind rar und liegen nicht immer auf der gemeindeeigenen Gemarkung. Hier gilt es interkommunal auf die Suche zu gehen und gemeinsam attraktive Flächen zu entwickeln.
Logistik neu denken
Eine gute verkehrstechnische Anbindung ist wichtig. Zulieferer, Kunden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen das Unternehmen schnell und problemlos erreichen. Aber zum Thema Logistik gehören nicht nur moderne Mobilitätskonzepte, sondern auch gemeinsam nutzbare Strukturen, wie Gemeinschaftsparkhäuser oder z. B. ein zentrales, digitales LKW-Parkraum- und Anlieferungsmanagement.
“Wohlfühl-Gewerbegebiete” schaffen
Auch müssen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Gewerbegebiet wohlfühlen. Mehr denn je werden zukünftig weiche Standortfaktoren darüber entscheiden, ob ein Unternehmen Fachkräfte und motivierte Menschen erreichen und an sich binden kann. Nicht nur gemeinsam nutzbare Grün- und Freiräume oder Fassadenbegrünung, auch soziale Elemente wie z. B. „Quartierskindergärten“ oder gemeinsame Kantinen können entscheidende Faktoren sein, ob sich eine Fachkraft letztlich für oder gegen einen Arbeitgeber entscheidet.
Hochwertige Energieversorgung sicherstellen
Auch bei der Energieversorgung sind intelligente Systeme gefordert. Dazu gehören nicht nur Nahwärmenetze, sondern auch eine möglichst sinnvolle „Bestückung“ eines Gewerbegebiets. Der Idealfall ist ein Nebeneinander von Unternehmen, die Energie, z. B. aus Produktionsprozessen oder PV-Anlagen übrighaben und Unternehmen, die diese Energie direkt nutzen können.
Grundstein für Green Economy legen
Viele Akteure denken hier in die richtige Richtung. Das Schlagwort „Green Economy“ umfasst sicher noch viel mehr als die genannten Aspekt. Aber ein wesentliches Element von Green Economy, nämlich nachhaltiges Bauen, kann nur auf Basis nachhaltig ausgerichteter Gewerbeflächen gelingen. Hier gilt es die umwelt- und klimapolitischen Ziele, die gesellschaftlichen Anforderungen und nicht zuletzt die Ziele der ansiedlungswilligen Unternehmen schon frühzeitig bei der Planung der Gewerbeflächen zu vereinen.
Nur dann ist es möglich, die emotional geführten gesellschaftlichen Diskussionen über die Notwendigkeit und Umsetzung von Infrastrukturprojekten wieder auf eine sachliche und konstruktive Ebene zu führen.
Mehr zum Thema
- Leitfaden: Nachhaltige Gewerbe- und Industriegebiete der Zukunft
- Projekt: KoOpRegioN