Jour-Fixe-Interview

Wir investieren viel in die Aus- und Weiterbildung

IHK-Hauptgeschäftsführerin Tanja Traub im Gespräch mit
Hannes Bareiss, Geschäftsleiter des Hotels Bareiss
Bildgalerie

Herr Bareiss, was macht das Traditionshaus Bareiss aus? Was ist bei Ihnen anders als in anderen Hotels?

Das Hotel Bareiss ist ein Familienbetrieb und zeichnet sich durch seine familiäre Atmosphäre aus. Im Gegensatz zu vielen großen Hotels, die von Direktoren geführt werden, ermöglicht die familiäre Leitung schnelle Entscheidungsprozesse. Trotz unserer Größe sind wir flexibel und wendig. Unser Hotel hat eine lange Tradition, meine Großmutter hat es gegründet. Diese Geschichte und Identität sind uns sehr wichtig und helfen uns bei der Suche nach Lösungen für die Zukunft. Als Familienbetrieb müssen wir jedoch jede Investition sorgfältig abwägen, da wir nicht über die gleichen Ressourcen wie große Hotelketten verfügen. Unsere Priorität liegt darin, unsere Stärken weiterzuentwickeln und die Erwartungen unserer Gäste zu erfüllen, indem wir klug in die Zukunft investieren.

Wo genau liegen denn die Stärken des Bareiss?

Unsere größte Stärke ist zweifellos die Gesamtatmosphäre. Diese wird maßgeblich von unseren Mitarbeitenden geprägt. Deshalb kommen die Menschen zu uns – und das immer wieder. Das liegt vor allem daran, dass bei uns die zwischenmenschliche Ebene stimmt, unsere Dienstleistungsqualität hoch ist und unsere Mitarbeitenden stets motiviert sind, den Gästen das Beste zu bieten. Ein weiteres Augenmerk liegt auf kulinarischer Exzellenz. Wir sind der Überzeugung, dass ein guter Urlaub auch eine hervorragende Küche benötigt.

Wie wichtig ist der Schwarzwald als „Marke“ für Sie?

Nun, wir haben hier keinen Tegernsee, nicht die Zugspitze oder den Gardasee. Aber wir haben den wunderschönen Schwarzwald. Das war aber nie und ist sicher auch heute nicht der Hauptgrund, ins Bareiss zu kommen. In anderen Gegenden sucht man sich vielleicht gezielt das traumhafte Skigebiet aus und schaut dann, wo man unterkommt. Das kann die „Marke Schwarzwald“ so nicht bewirken. Aber wir haben immer versucht, das auszugleichen und das Bareiss entsprechend zu entwickeln, „Magic Moments“ für unsere Gäste zu kreieren.

Wie hoch ist der Anteil der internationalen Gäste?

Der Anteil der internationalen Gäste im Hotel liegt bei etwa 30 Prozent. Die Quellmärkte sind dabei hauptsächlich Frankreich, die Benelux-Länder und die Schweiz. Danach verteilt es sich auf Gäste aus verschiedenen Teilen der Welt, England, den USA oder Südamerika zum Beispiel.

Und die deutschen Gäste: Woher genau kommen die?

Unsere deutschen Gäste kommen hauptsächlich aus dem Südwesten, entlang der Rheinachse. Bayern spielt eine kleinere Rolle, da sich diese Gäste oft in Richtung Süden, nach Österreich, orientieren. Reisende aus dem Norden fahren eher an die Ostsee. Wir haben jedoch auch einige Stammgäste aus Hamburg, die unser kulinarisches Angebot sehr schätzen. Wir sind stolz darauf, mit acht Sternen in einem so kleinen Ort wie Baiersbronn einzigartig zu sein. Diese Sterne, gerade auch die unseres Drei-Sterne-Restaurants, ermöglichen es uns, Gäste aus der ganzen Welt anzusprechen.

Welche Rolle spielen dabei Hotelverbünde?

Da wir gerne internationale Gäste erreichen möchten, ist es für uns sinnvoll, in einer spezialisierten Marketingvereinigung Mitglied zu sein. Wir haben uns vor vielen Jahren für Relais & Châteaux entschieden, eine Vereinigung von Luxushotels und Restaurants auf der ganzen Welt. Wir sehen es als Chance, unseren internationalen Bekanntheitsgrad zu steigern.

Bedeutet diese internationale Bekanntheit, dass das Bareiss wachsen soll?

Nein. Unser Hotel hat sich in den letzten Jahren, gerade auch mit unseren gastronomischen „Outlets“ wie dem Forellenhof Buhlbach oder dem Morlokhof, zu seiner optimalen Betriebsgröße entwickelt. Baulich weiter wachsen wollen wir nicht, da dies die Atmosphäre beeinträchtigen würde. Doch gerade internationale Gäste haben oft ein höheres Budget für vorzügliches Essen und gute Weine.

Viele in der Hotelbranche haben mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Sie hatten eingangs betont, welch herausragende Rolle Ihr Team spielt …

Zum Glück haben wir vor vielen Jahren die Weichen gestellt und uns als exzellenten Ausbildungsbetrieb positioniert. Das hat uns in diesem Jahr zum Beispiel ermöglicht, rund 40 neue Auszubildende einzustellen. Ziel ist natürlich, sie nach dem Abschluss ihrer Lehre dauerhaft als Fachkräfte für das Bareiss zu gewinnen.
Unsere Mitarbeitenden sind unser Kapital. Sie müssen sich wohlfühlen und eine hohe Zufriedenheit haben, um erstklassige Dienstleistungen erbringen zu können. Wir investieren viel in die Aus- und Weiterbildung. Zusätzlich organisieren wir besondere Veranstaltungen wie aktuell gerade unser großes Oktoberfest, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Dies sind nur einige Mosaikteile, die dazu beitragen, dass sich alle hier wohlfühlen.

Das bedeutet, im Bareiss wird es keine Roboter geben, die bedienen ...

Es gibt Restaurants, die brauchen eine Unterstützung, vielleicht einen Roboter, der Geschirr abserviert. Natürlich überlegen sich viele Hotels, welche mitarbeiterintensiven Angebote sie ersetzen können durch solche, die die Gäste selbst übernehmen: Check-in und Check-out über eine App, Speisen als Buffet und so weiter. Aber das deckt sich nicht mit unserem Selbstverständnis. Auch wir müssen rechnen, aber wir haben auch Bereiche, die einfach der Attraktion wegen da sind. Wir haben vier Gärtner beschäftigt, zahlreiche Hausdiener und Pagen. Das bedeutet gewisse Fixkosten, aber am Ende macht das unser Haus aus. Unser Anspruch ist es, jedem Gast mit einem „Ja“ zu antworten, auch wenn das arbeitsintensiv ist. Dafür benötigen wir Menschen mit den erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnissen, das kann kein Roboter ersetzen.

Wie zuversichtlich sind Sie, dass es Ihnen auch in Zukunft gelingt, die notwendigen Fachkräfte zu finden und zu binden?

Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt, aber nicht in der gleichen Geschwindigkeit, und die Anstrengungen werden größer werden. Doch es muss so sein, dass wir als Hotel von Rang noch gute Leute und ausreichend gute Leute finden. Wir rekrutieren mittlerweile weltweit. Die IHK hilft uns etwa dabei, junge Menschen aus dem nicht-europäischen Ausland für eine Ausbildung zu gewinnen.

Die duale Ausbildung ist für uns als IHK ein wichtiges Stichwort. Sie haben eine hauseigene Akademie für den Bereich Aus- und Weiterbildung. Welchen Stellenwert hat die duale Ausbildung aus Ihrer Sicht?

Um jedem Missverständnis vorzubeugen: Unsere Akademie ersetzt niemals die Berufsschulen. Die duale Ausbildung ist für uns ein Erfolgskonzept, weltweit wird dieses als führend angesehen. Aber in unserer Branche, die stark operativ geprägt ist, kann man das Handwerk nur am Gast erlernen. Man muss es fühlen, sehen und Liebe dafür entwickeln. Ich persönlich habe meine Ausbildung mit einer Kochlehre begonnen und in verschiedenen Restaurants gearbeitet. Selbst heute setze ich mich noch mit diesem kreativen Handwerk auseinander, denn das Lernen hört niemals auf.
Hannes Bareiss

(geb. 1980) sammelte nach Ausbildung und Studium zunächst Erfahrungen in Hotels im In- und Ausland, bevor er 2009 in die Geschäftsleitung des Hotels Bareiss eintrat. Seit 2015 führt er das Haus nun in der dritten Generation, gemeinsam mit seiner Frau Britta und Vater Hermann Bareiss in einer familiären Dreierspitze. Besonderen Wert legt er auf die persönliche Atmosphäre, die das Hotel Bareiss auszeichnet.
Dr. Ana Kugli