Standortpolitik

Wir bekennen uns zum Standort Nordschwarzwald

IHK-Hauptgeschäftsführerin Tanja Traub im Gespräch mit
Dirk und Tim Brünz, Geschäftsführer der Pfalzgraf Konditorei GmbH
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Die Geschichte der Pfalzgraf Konditorei beginnt 1985. Welche Meilensteine waren entscheidend? 

Dirk Brünz: Den Grundstein legten meine Eltern 1964 mit dem Café Brünz. Den Kurgästen nach ihrer Heimreise Kuchen nach Hause zu schicken, war damals eine Pionierleistung. Später hat mein Vater die Pfalzgraf Konditorei gegründet, die ich seit 1989 leite. Eine Schlüsselentscheidung war, den Fokus ausschließlich auf den professionellen Food-Service-Markt und nicht auf den preissensiblen Lebensmitteleinzelhandel zu setzen.

Der Absatz von bis zu 30.000 Torten und Kuchen ist eine Herausforderung. Wie schaffen Sie das? 

Dirk Brünz: Wir durchlaufen seit 1989 eine sehr gute Entwicklung und zählen heute zu den besten und modernsten Produktionsstätten in Europa. 1989 haben wir maximal 2.000 Torten pro Tag auf einer Linie produziert. Wir sind seither stets gesund und nachhaltig gewachsen und haben in modernste Technik und gutes Personal investiert. Heute arbeiten wir auf vier Produktionslinien und in mehreren Schichten. Nach der Produktion gehen die Produkte in unser Zentrallager nähe Stuttgart, von dort zu unseren Großhändlern in Deutschland und 42 Ländern. Die Großhändler übernehmen dann die Feinverteilung zu Endkunden wie Restaurants, Coffeeshop-Ketten,  Kreuzfahrtschiffe, Berghütten, Bäckereien und Freizeitparks.

Welches sind Ihre Hauptabsatzgebiete?

Dirk Brünz: Natürlich ist der Heimatmarkt unser wichtigster Absatzmarkt. Das gemeinsame Genießen von Kuchen hat in Deutschland Tradition. Wir exportieren zudem in über 40 Länder. Gute Absatzmärkte sind unsere Nachbarn sowie Osteuropa und Skandinavien. Natürlich unterscheiden sich Essgewohnheiten und Geschmäcker von Land zu Land. Durch unser breites Sortiment können wir den verschiedensten Vorlieben gerecht werden.

Beim Versand von Lebensmitteln ist einiges zu beachten. Wie behalten Sie den Überblick?

Dirk Brünz: Für uns ist die Sicherstellung der hohen Qualität nicht nur eine gesetzliche Anforderung, sondern Teil unseres Unternehmenserfolgs und hat daher oberste Priorität. Deshalb beschäftigen wir in unserer Qualitätssicherung Lebensmittel-Chemiker und Ökotrophologen. Sie setzen die Richtlinien um. Unser Qualitätsversprechen geht weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Unsere Produktionsabteilungen werden in zum Teil unangekündigten Audits geprüft und erhalten seit Jahren Bestbewertungen.

Die Ukraine galt als Europas Kornkammer. Seit dem russischen Angriffskrieg ist diese in Gefahr. Hat das 
Auswirkungen auf Ihr Unternehmen? 

Dirk Brünz: Der Krieg hat weltweit zu erheblichen Unterbrechungen in den Lieferketten geführt und die Preise in die Höhe getrieben. Die Auswirkungen haben wir vor allem in Form von Lieferengpässen und gestiegenen Preisen für Speiseöle, Zucker und Weizenstärke zu spüren bekommen. Die Lieferbedingungen haben sich wieder normalisiert, aber die Preise sind nach wie vor auf vergleichsweise hohem Niveau. 
Tim Brünz: Für uns ist der Zulieferermarkt extrem wichtig, wir sind auf pünktliche und qualitativ einwandfreie Ware angewiesen. Zusätzlich zu den Rohstoffpreisen kam ein enormer Anstieg beim Strom- und Gaspreis hinzu, der sich mittlerweile stabilisiert hat.

Was spricht für den Standort Deutschland und den Nordschwarzwald? 

Tim Brünz: Wir setzen aktuell bewusst ein Zeichen mit unserer Millionen-Investition in Pfalzgrafenweiler und bekennen uns klar zum Nordschwarzwald.
Dirk Brünz: Als 2015 mit dem Großbrand alles zunichte war, hätten wir natürlich den Standort wechseln können. Es gab einige Berater, die uns in den Osten umsiedeln wollten. Doch wir haben uns eindeutig für Pfalzgrafenweiler entschieden. Dabei ging’s auch um unser Mitarbeiterteam. Unsere Produktion kombiniert Handarbeit, Know-how, höchste hygienische Standards und modernste Technik. Der Erfolg gibt uns Recht. Wir schreiben neun Jahre nach dem Brand und nach zwei wirtschaftlich schwierigen Coronajahren Umsatzrekorde und arbeiten aktuell an unserer Kapazitätsgrenze. Der Erweiterungsbau ermöglicht ab Sommer 2025 eine Kapazitätserhöhung von bis zu 60 Prozent. 

Tim Brünz: Für uns steht die Qualität an erster Stelle. Das Bewusstsein dafür ist in dieser Region verankert. Unsere durchschnittliche Betriebszugehörigkeit aller Mitarbeiter beträgt 15 Jahre, was außergewöhnlich hoch ist. Außerdem haben wir in Pfalzgrafenweiler die Möglichkeit, weiter zu wachsen. Die Gemeinde steht hinter uns.

Welche Bedeutung hat Europa für Sie? Gibt es Themen, die Priorität haben sollten? 

Tim Brünz: Ein offenes Europa bringt uns als Arbeitgeber wesentliche Vorteile im Umgang mit dem Fachkräftemangel, insbesondere im ländlichen Raum, wo die Suche nach qualifiziertem Personal eine immer größer werdende Herausforderung darstellt. Europa bietet einen breiten Talentpool an Fachpersonal wie beispielsweise Lebensmitteltechniker, die wir dringend brauchen. Allerdings sind die bürokratischen Hürden noch sehr hoch. Hier wünschen wir uns von der Politik konkrete Vorschläge für die Entbürokratisierung, um die Einstellung ausländischer Facharbeiter zu vereinfachen. 

Wie schaffen Sie es, das wachsende Bewusstsein für gesunde Ernährung mit Süßwaren zu vereinbaren? 

Tim Brünz: Zur Gesundheit gehört auch die Seele, der man was Gutes tun sollte. Alles in Maßen, ist die richtige Devise. Wir setzen bewusst so wenig Zucker wie möglich ein. Schließlich soll der Geschmack unserer natürlichen Zutaten im Vordergrund stehen. Bei Pfalzgraf ist nur drin, was drauf steht. Wir nutzen keine Konservierungsstoffe und Geschmacksverstärker, keine gehärteten Fette und Öle und ausschließlich natürliche Aromen. Zudem ist 60 Prozent unseres Sortiments palmölfrei. Wir arbeiten kontinuierlich daran, Palmöl durch Alternativen zu ersetzen. Was viele außerdem nicht wissen: Die Tiefkühlung ist nach wie vor die schonendste und gesündeste Art, Lebensmittel zu konservieren.
Dirk Brünz: Jedes Jahr entwickeln wir vier Neuheiten. Wir besuchen zahlreiche Fach- und Hausmessen, um uns über Food-Trends zu informieren und unser Sortiment an den Bedürfnissen der Konsumenten ausrichten zu können. Die jüngeren Verbraucher sind ganz klar die sensibleren Kunden. Wir setzen bewusst auf Rohstoffe aus der Region. Alle Milchprodukte kommen von einer Molkerei aus dem Schwarzwald, frische Äpfel vom Bodensee und Südtirol, Mehl und Speiseöl aus dem Landkreis Freudenstadt. Und nicht zu vergessen: das Kirschwasser aus dem Schwarzwald. 

Welches Zukunftsthema ist für Sie das wichtigste? 

Dirk Brünz: Der nächste Generationenwechsel steht an. Ich bin seit über 30 Jahren am Ruder und freue mich und bin  auch dankbar, dass in den nächsten Jahren mein Sohn die Verantwortung übernimmt. Der Übergang läuft bisher bestens.

Verraten Sie uns, welcher der beliebteste Kuchen aus Ihrem Hause ist? 

Tim Brünz: Wer glaubt, dass die Schwarzwälder Kirschtorte an erster Stelle steht, irrt gewaltig. Die Gourmet-Apfeltorte mit den heimischen Äpfeln ist unser Verkaufsschlager.
Dirk Brünz und Tim Brünz

sind geschäftsführende Gesellschafter der Pfalzgraf Konditorei. Dirk Brünz leitet das inhabergeführte Familienunternehmen seit 1989. Sein Sohn Tim Brünz ist seit Ende 2023 geschäftsführender Gesellschafter in dritter Generation.
Von Werner Klein-Wiele