Jour-Fixe-Interview

Vermeidung ist immer der beste Weg zur Nachhaltigkeit

IHK-Hauptgeschäftsführerin Tanja Traub im Gespräch mit
Ulrich, Michael und Sophie Fux von der Lunor AG

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Seit fast 20 Jahren erobern Sie mit einer Familien-AG internationale Märkte. Weshalb in dieser Branche und warum in Deutschland? 

Ulrich Fux: Als Augenoptikermeister erkannte ich in der Marke Lunor großes Potenzial. Außerdem brachte ich die nötige Erfahrung aus mehreren erfolgreichen Unternehmensgründungen mit, um die Marke zu etablieren. So gut wie alle Produktionsfirmen der Branche waren bereits aus Deutschland abgewandert. Für uns tat sich eine Nische auf, die wir als Chance genutzt haben. 

Spielt der Schwarzwald eine wichtige Rolle in Ihrem Geschäftsalltag? 

Michael Fux: Unbedingt! „Made in Germany“ gilt international als Indiz für Qualität. 
Ulrich Fux: Wenn man dann noch sagen kann, dass man aus dem Schwarzwald kommt, hilft das ungemein. 
Sophie Fux: Für uns ist der Standort Süddeutschland sehr wichtig. Durch die Nähe zu einigen Vorlieferanten sind die Wege kurz, und der gemeinsame hohe Qualitätsanspruch ist typisch für diese Region. Außerdem finden wir durch die Nähe zur Schmuckindustrie qualifizierte Fachkräfte wie Feinwerkmechaniker und Goldschmiede für unsere Manufaktur. 

Was müssen Ihre Mitarbeiter beherrschen, damit sich Showgrößen mit Ihren Brillen in Beverly Hills blicken lassen können? 

Michael Fux: Ein wichtiger Aspekt ist der Designansatz. Ich lege Wert auf zeitloses Design, niemals over the top, sodass eine Lunor immer eine gute Wahl ist – egal, ob auf dem roten Teppich oder im Alltag. 
Sophie Fux: Unser Team teilt diesen hohen Qualitätsanspruch. Viele Schritte in der Produktion sind Handarbeit. Da stecken Erfahrung, Geschick und ein ruhiges Händchen drin. 
Ulrich Fux: Ich glaube die Kombination aus durchdachtem Design und höchster Qualität ist ausschlaggebend dafür, dass sich auch Stars gerne mit einer Lunor 
schmücken.

Ist der Fachkräftemangel für Sie relevant? 

Sophie Fux: Die Mitarbeitersuche gestaltet sich schon deutlich schwieriger. Deshalb setzen wir auf eigene Aus- und Weiterbildung. Wir richten den Fokus auch auf Mitarbeiterbindung. Durch flache Hierarchien, ein modernes Büro und die Möglichkeit, von zuhause aus zu arbeiten, schaffen wir eine positive Atmosphäre. 

Kommt uns durch Produktionen im Ausland der Wissenstransfer abhanden? 

Ulrich Fux: Das ist schon ein Problem. Dies war auch ein Beweggrund dafür, die eigene Fertigung in Deutschland aufzubauen, um das Know-how im Land zu halten. Es gibt ohnehin den Trend, Produktionen wieder zurückzuholen.

Inwiefern wird die Nähe zum „Optiker um die Ecke“ wieder relevant? Welche Strategie verfolgen Sie bei der Vermarktung? 

Sophie Fux: Eine direkte Partnerschaft mit den Optikern ist uns wichtig. In der Augenoptik entsteht langsam ein gewisser Druck durch E-Commerce. Wir bieten unseren stationären Partnern verschiedene Tools wie hochwertiges POS-Material, eigenes Shop-in-Shop-Konzept und den direkten Kontakt. Die Fachgeschäfte sind maßgeblich am Einkaufserlebnis beteiligt 
und tragen zum gemeinsamen Erfolg bei. Eine Brille ist nicht nur Schmuckstück, sondern auch eine Frage des Stils und der Emotion. 

Was halten Sie für das Herzstück Ihres Erfolgs? 

Michael Fux: Wer sich eine Lunor gönnt, bekommt mehr als eine Brillenfassung. Wir liefern ein ganzheitliches Paket. Durch die aufwändige Handarbeit sind unsere Fassungen langlebig. Der zeitlose Stil passt zu jeder Gelegenheit. Zum Gesamtpaket gehört zudem ein guter Service. 
Sophie Fux: Wir verzichten auf große Logos oder Statements, denn unsere Kunden sollen keine wandelnden Werbeträger sein. Schließlich sind glückliche Kunden der beste Erfolgsfaktor. 

Wie hat sich der Generationenübergang in Ihrem Hause gestaltet? 

Michael Fux: Es war von Vorteil, dass wir die AG gemeinsam gegründet haben. Jeder hatte von Beginn an seinen eigenen Verantwortungsbereich. 
Sophie Fux: Mein Vater konnte sehr gut loslassen. Wir als Kinder führen das Unternehmen natürlich anders. Denn wir analysieren mehr, bevor wir Entscheidungen treffen, während er sich von der Intuition leiten ließ. Trotzdem können wir alles miteinander diskutieren, um einen Konsens zu erzielen. 
Ulrich Fux: Innovation entsteht, wenn man Neues zulässt. Das war für mich ausschlaggebend. Aber sie muss in Balance zum Überlieferten stehen. 

Wie stellen Sie sich die Zukunft des Unternehmens vor? 

Sophie Fux: Wir arbeiten intensiv an der Digitalisierung, um Prozesse zu vereinfachen und die Servicequalität zu steigern. Zum Beispiel können unsere Kunden im B2B-Portal jederzeit Bestellungen aufgeben, Verfügbarkeiten, Rechnungen und mehr einsehen. Wir arbeiten an einem Live-Chat, um unsere Kunden in Echtzeit online beraten zu können. 
Michael Fux: Um mit dem E-Commerce mithalten zu können, sind schnelle Lieferzeiten und eine relevante Informationsbereitstellung wichtig. Neben der Steigerung unserer Leistungen konzentrieren wir uns auf den Ausbau der Vertriebsstrukturen. Seit letztem Jahr sind wir in Frankreich mit eigenem Vertrieb vertreten. Natürlich bedeutet der Aufbau dieser Strukturen für unsere Unternehmensgröße Herausforderung und Investition. Doch erwarten wir dadurch eine Umsatzsteigerung. Zugleich intensivieren wir in die Zusammenarbeit mit internationalen Großhändlern, zum Beispiel in den USA oder Asien, wo deutsche Qualität sehr gefragt ist. Gerade Asien ist für uns Chance und Herausforderung zugleich, da andere Gesichtsformen eine Anpassung der Produkte erfordern. Daran arbeiten wir intensiv. 

Nachhaltiges Handeln ist eines Ihrer Schwerpunkthemen. Wie erreichen Sie die Null-Emissionen-Marke? 

Michael Fux: Vermeidung ist immer der beste Weg. Deshalb haben wir bei unserem Neubau kräftig in Erdwärme und Photovoltaik investiert. In unserem Fuhrpark sind E-Autos und gasbetriebene Fahrzeuge im Einsatz. Wir versuchen, so wenig Abfall wie möglich zu erzeugen. Mit einem eigenen Bienenvolk leisten wir einen Beitrag zur Biodiversität. Ein süßes Geschenk für unsere Kunden springt dabei obendrein heraus. In der Produktion achten wir strikt auf die Zusammensetzung der Materialien. Da ist jeder einzelne Mitarbeiter gefordert. Schließlich unterstützen wir Projekte, zum Beispiel in Ruanda, mit denen sich CO2 einsparen lässt. Damit kompensieren wir unsere Flüge zu internationalen Geschäftsterminen. Übrigens tragen gutes Brillendesign und Wertarbeit zum Klimaschutz bei. Die Reparatur ist nachhaltiger als ein Neukauf. 
Augenoptikermeister und Vorstand Ulrich Fux (70) hat die Nachfolge erfolgreich an seine Kinder übergeben. Sohn Michael Fux (39) leitet heute als Vorstand das operative Geschäft der Familien-AG und zeichnet für das Design verantwortlich. Tochter Sophie Fux (37) obliegt die kaufmännische Leitung und nimmt als Aufsichtsratsvorsitzende eine Kontrollfunktion im Unternehmen wahr.

Werner Klein-Wiele