Zollkontrollen im Vereinigten Königreich

UK Zoll – Britische Regierung veröffentlicht Border Target Operating Model

Die Einführung der vollständigen Zollkontrollen für Waren aus der EU ist bereits mehrmals verschoben worden. Am 29. August 2023 hat die britische Regierung nun das finale „Border Target Operating Model (BTOM)“ zur Ausfuhr von Pflanzen und pflanzlichen Erzeugnissen aus der Bundesrepublik Deutschland veröffentlicht. Diese Entwicklung hat Auswirkungen auf den Handel von Pflanzen und pflanzlichen Erzeugnissen zwischen der EU und GB sowie auf Importe aus Nicht-EU-Ländern. Nicht nur Unternehmen und Landwirte, sondern alle, die in den Handel mit Pflanzen und pflanzlichen Erzeugnissen involviert sind, sind von den Änderungen betroffen.

Umsetzung in drei Stufen

Folgender Zeitplan für Einfuhren aus der EU gilt nun:
  • 31. Januar 2024: Die Vorlage von Veterinärbescheinigungen (Export Health Certificates) und Pflanzengesundheitszeugnissen wird verpflichtend. Diese Anforderung gilt jedoch nur für tierische Erzeugnisse und Pflanzenprodukte mit einem hohen und mittleren Risiko, die aus der EU nach Großbritannien eingeführt werden. Weitere Informationen finden Sie beim Department for Environment Food & Rural Affairs.
  • 30. April 2024: Einführung dokumentarischer und risikobasierter Nämlichkeits- und Warenkontrollen für Pflanzen, pflanzliche Erzeugnisse und anderen Waren mit mittlerem Risiko aus der EU. Bestehende Inspektionen von Pflanzen und Pflanzenerzeugnissen mit hohem Risiko aus der EU werden von den Bestimmungsorten zu den Grenzkontrollstellen verlagert. Gleichzeitig beginnt GB damit, Einfuhren aus Nicht-EU Ländern zu vereinfachen, einschließlich der Abschaffung der Gesundheitsbescheinigung und der Routinekontrollen für Pflanzen und pflanzliche Erzeugnisse mit geringem Risiko aus Nicht-EU Ländern.
  • 31. Oktober 2024: die Abgabe einer summarischen Eingangsanmeldung (Safety and Security declarations) ist für Waren aus der EU verpflichtend. Bisher sind Einfuhren aus der EU von dieser Anforderung ausgenommen. Zudem reduziert sich der Datensatz von 37 auf 20 verpflichtende Angaben.
Ein zentrales Element des BTOM ist der neue globale risikobasierte Ansatz. Dieser Ansatz teilt Pflanzen und pflanzliche Erzeugnisse in Kategorien mit hohem, mittlerem oder geringem Risiko ein, und die Kontrollen werden entsprechend den von der Ware und dem Herkunftsland ausgehenden Risiken angemessen gewichtet. Detaillierte Informationen zur Einstufung in die jeweilige Risikokategorien finden sie hier.

Die Einführung des BTOM wird den Handel zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich deutlich beeinflussen. Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, sollten die neuen Regelungen genau studieren und sich rechtzeitig darauf vorbereiten, um mögliche Unterbrechungen im Handelsverkehr zu vermeiden Die britische Regierung hat einen guidance zum Border Target Operating Model veröffentlicht.

Die britische Regierung hat zu BTOM gehörenden Leitfäden veröffentlicht. Die Broschüren decken eine Reihe von Themen ab, einschließlich:
  • Grenzkontrollposten - Pflanzen und Pflanzenprodukte
  • Entscheidungsbäume für zusammengesetzte Lebensmittelprodukte
  • Gesundheitszertifikate
  • Importbenachrichtigungen unter Verwendung von IPAFFS
  • Pflanzengesundheitszertifikate
Die Aufzeichnungen der BTOM-Webinare, die von Politikexperten des britischen Ministeriums für Umwelt, Lebensmittel und ländliche Angelegenheiten (DEFRA) durchgeführt wurden, können online angesehen werden. Auch kann man sich für zukünftige DEFRA BTOM Policy Webinare anmelden.

UK Single Trade Window

Die britische Regierung plant außerdem die Einführung eines UK Single Trade Window zum 31. Oktober 2024. Es integriert bestehende IT-Anwendungen beziehungsweise bietet eine Schnittstelle mit bestehenden Systemen. Hierzu zählen beispielsweise IPAFFS, womit Importeure die Einfuhr von Lebensmitteln vorab anmelden, oder S&S GB, über das Sicherheitsanmeldungen abgewickelt werden. So sollen doppelte Dateneingaben überflüssig werden. Das UK Single Trade Window wird in mehreren Phasen eingeführt. Langfristig soll das System alle anderen IT-Anwendungen ersetzen und somit für alle Einfuhrformalitäten genutzt werden können.

Ausbau des Trusted Trader Scheme

Die britische Regierung plant das bestehende System für vertrauenswürdige Wirtschaftsbeteiligte (trusted trader scheme) auszubauen und zu verbessern. Auch die Einfuhr von SPS-Waren soll für zugelassene Importeure unter diesem Regime einfacher werden. Die Umsetzung des vollständigen Zollregimes für Waren aus der EU soll bis Ende 2024 abgeschlossen sein. Ab diesem Zeitpunkt gibt es keine Unterschiede mehr zwischen Einfuhren aus der EU und anderen Drittstaaten.
Die britische Regierung hat einen guidance zum Border Target Operating Model veröffentlicht.



Quelle: DIHK