Handelsabkommen

Übersicht über bestehende Handelsabkommen

Im Außenhandel können aufgrund von Abkommen zahlreiche Zollvorteile (Präferenzen) in Anspruch genommen werden. Man unterscheidet zwei Formen der Präferenz:

1. Freiverkehrspräferenz

Voraussetzung für den Zollvorteil ist,
  • dass sich die Waren im sogenannten zollrechtlich freien Verkehr befinden, das heißt, sie wurden bereits verzollt und versteuert.
Bei der Einfuhr in das Zollgebiet des Abkommenspartners fällt kein weiterer Zoll an.

2. Ursprungspräferenz

Voraussetzung für den Zollvorteil ist,
  • dass in der EU mehr als eine Minimalbehandlung (gemäß Artikel 34 UZK-DA) stattfindet
  • dass die Waren die jeweils vorgeschriebenen Be- und Verarbeitungsschritte erfüllen (Ursprungsregel), um den präferenziellen Ursprung zu erreichen.
Lässt sich der Ursprung nachweisen, erfolgt die Einfuhr in das Zollgebiet des Abkommenspartners zollbegünstigt oder zollfrei.

2.1 Ursprungsregeln

Die jeweils unterschiedlichen Ursprungsregeln lassen sich auf Basis der Zolltarifnummer der Ware im Präferenzportal des Zolls recherchieren. Um den präferenziellen Ursprung zu erreichen und den Zollvorteil erlangen zu können, müssen diese erfüllt sein.

2.2 Ursprungsnachweise

Der präferenzielle Ursprung ist beim Grenzübertritt nachzuweisen. Dies geschieht entweder mit einer im Wortlaut vorgeschriebenen Ursprungserklärung/Erklärung zum Ursprung auf einem Handelsdokument (bis 6.000 Euro Sendungswert) oder mit einer Warenverkehrsbescheinigung (EUR.1 oder EUR-MED). Unternehmen, die eine Bewilligung als Ermächtigter Ausführer oder eine Registrierung als REX haben, können die Ursprungserklärung für Sendungen in unbegrenzter Höhe abgeben. Sie benötigen keine Warenverkehrsbescheinigung.
Viele Handelsabkommen verzichten ganz auf die EUR.1 und sehen als Präferenznachweis nur die Ursprungserklärung auf der Rechnung vor. Für Sendungen über 6.000 Euro ist die Bewilligung als Ermächtigter Ausführer (Südkorea) beziehungsweise die Registrierung als Registrierter Exporteur (REX) (Kanada, Japan, ÜLG (10.000 Euro), Vietnam, Vereinigtes Königreich, Singapur, Côte d’Ivoire, Ghana und Neuseeland (ab 1.5.2024) vorgesehen.

3. Handelsabkommen auf einen Blick

3.1 Grafische Darstellung

Diese grafische Übersicht der bestehenden Abkommen veranschaulicht die Präferenzbeziehungen zwischen er EU und seinen Handelspartnern.

3.2 Tabellarische Darstellung


Symbol
Bedeutung
+
zusätzlich vom Allgemeinen Präferenzsystem (APS) erfasst. Hinweis: entfällt, falls ein gegenseitiges Abkommen besteht.
>
einseitige Präferenzgewährung beim Import in die EU
<
einseitige Präferenzgewährung beim Import in das jeweilige Land
<>
gegenseitige Präferenzgewährung
F
Freiverkehrspräferenz
U
Ursprungspräferenz
EzU Ursprungerklärung/Erklärung zum Ursprung
EA
Ermächtigter Ausführer
REX
Registrierter Exporteur

Ländergruppe, Land oder Gebiet* APS einseitig/
gegenseitig
Art der Präferenz Präferenznachweis
*in nicht alphabetischer Folge
Andorra (Waren der Kap. 25-97) <> F
Andorra (Waren der Kap. 1-24) <> U EzU, EUR.1 (für Waren der Kap. 1-24)
Andorra (Tabakwaren der HS-Positionen 2402 und 2403) < F
San Marino <> F T2, T2F, T2L, T2LF
Island
Norwegen
Liechtenstein

<>

U
EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Schweiz <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Nordmazedonien <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Türkei
(Waren d. Handelsregelung f. Agrarerzeugnisse)
<> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Türkei (EGKS-Waren) <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Türkei (sonstige Waren, Regelfall) <> F A.TR/LE-TR
Israel <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Westjordanland u. Gazastreifen <> U EzU, EUR.1/ EUR-MED oder EA
Ägypten
Jordanien
Libanon
(Syrien)

<>

>

U

U
EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Algerien
Marokko
Tunesien

<>

U
EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Ceuta und Mellila <> U EzU, EUR.1 oder EA
Färöer <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Chile <> U EzU, EUR.1 oder EA
Mexiko <> U EzU, EUR.1 oder EA
CARIFORUM <> U EzU, EUR.1 oder EA
Überseeische Länder u. Gebiete (ÜLG) + > / z.T. <> U / F
EzU, REX seit 1. Januar 2020
APS (least developed countries LCD) + > U
EzU mit APS Wortlaut, REX
APS (other beneficiary countries OBS) + > U
EzU mit APS Wortlaut, REX
MAR (AKP): bestimmte Staaten Afrikas,
der Karibik und des Pazifiks
+ > U EzU, EUR.1
Bosnien-Herzegowina <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Serbien
Montenegro
Kosovo
<>
<>
<>
U
U
U
EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Albanien <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Georgien <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Republik Moldau <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
Ukraine <> U EzU, EUR.1/EUR-MED oder EA
West-Pazifik-Staaten (zur Zeit Papua-Neuguinea, Fiji und Samoa) z.T. <> U EzU, EUR.1 oder EA
Republik Korea (Südkorea) <> U EzU, EA
CAS-Staaten (zur Zeit Kamerun) z.T. <> U EzU, EUR.1 oder EA
ESA-Staaten z.T. <> U EzU, EUR.1 oder EA
Cote d´lvoire (Elfenbeinküste) + <> U EzU oder REX, seit 02.12.2022, Übergangsregelung bis 02.03.2023
Andenstaaten (Peru, Kolumbien, Ecuador) <> U EzU, EUR.1 oder EA
CAM-Zentralamerika (Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua, Panama)
<> U EzU, EUR.1 oder EA
SADC-WPA-Staaten (Botsuana, Lesotho, Mosambik, Namibia, Südafrika, Swasiland)
z.T. <> U EzU, EUR.1 oder EA
Ghana + <> U EzU, EUR.1 oder EA
Kanada <> U EzU, REX
Japan < > U EzU, REX
Singapur < > U
EzU, EA

Vietnam

<>
U
EzU, REX (in der EU ausgestellte Nachweise)
EzU, EUR.1 (in Vietnam ausgestellte Nachweise)

Vereinigtes Königreich (GB)
<>
U
EzU, REX
Neuseelnad (seit 01.05.2024) <> U EzU, REX
Die Mitglieder der Ländergruppen können Sie im Portal Warenursprung und Präferenzen online der Zollverwaltung sehen.

Quelle: IHK Stuttgart