Unternehmensnachfolge

DIHK-Nachfolge: Unternehmensnachfolge wird zunehmend zum Problem

Unternehmensnachfolge wird zunehmend zum Problem

Die Unternehmensnachfolge bereitet dem Mittelstand immer größere Sorgen. Bei den Veranstaltungen in den Industrie- und Handelskammern (IHKs) zum Thema herrscht Hochbetrieb. Insgesamt 6.674 Senior-Unternehmer suchten zuletzt Rat bei ihrer IHK, so viele wie nie zuvor (siehe auch www.dihk.de/nachfolgereport). Gleichzeitig hat sich die Zahl der an einer Betriebsübernahme Interessierten mit 4.321 seit 2009 nahezu halbiert. Angebot und Nachfrage sind dabei nicht leicht in Einklang zu bringen, denn die Übertragung eines Unternehmens birgt große Herausforderungen.

Wirtschaftspolitik sorgt für Verunsicherung

Zudem sorgt die Politik für Verunsicherung. So berichten 25 Prozent der potenziellen Nachfolger in der IHK-Beratung, dass die andauernden Unklarheiten bei der Anwendung des neuen Erbschaftsteuerrechts die familieninterne Nachfolge erschwere. Das Gesetz wurde zwar bereits vor zwei Jahren beschlossen, doch die Umsetzung mittels entsprechender Verwaltungsvorschriften ist noch immer in Arbeit. Der DIHK hat hierzu gemeinsam mit anderen Spitzenverbänden der gewerblichen Wirtschaft Vorschläge vorgelegt (www.dihk.de/erbstg-19). Die Politik sollte dringend dafür sorgen, dass das Gesetz einfach und mittelstandsfreundlich umgesetzt wird.
Hürden für eine Betriebsübernahme entstehen aus ganz unterschiedlichen Gründen. Fest steht: Das Unternehmertum hat derzeit in Deutschland keinen leichten Stand. 18 Prozent der von den IHKs beratenen älteren Unternehmer geben an, dass sie sich heutzutage nicht mehr selbstständig machen würden. Vor allem der Fachkräftemangel und die zunehmende Bürokratie führen laut IHK-Experten zu dieser negativen Stimmung. Junge, engagierte „Macher“ werden häufig durch bürokratische Vorschriften ausgebremst. Bürokratie belastet also nicht nur die laufenden Geschäfte vieler Mittelständler, sondern behindert auch die Bereitschaft in der jungen Generation, eine Firma zu übernehmen.

In ohnehin schwierigem Umfeld

Dabei steht in immer mehr Unternehmen der Stabwechsel an. Rund eine Million Unternehmerinnen und Unternehmer erreichen in den nächsten zehn Jahren das Ruhestandsalter. Gleichzeitig beobachten die IHKs seit Jahren, dass der wachsende Fachkräftemangel Folgen hat. Denn qualifizierte Personen, die für eine Nachfolge infrage kommen, haben zunehmend attraktive Alternativen in gut dotierten Beschäftigungsverhältnissen. Die Folge: Zum Zeitpunkt der Beratung in der IHK hatte fast die Hälfte der Senior-Unternehmer noch keinen passenden Nachfolger in Sicht. Auch das ist ein Rekordwert.

aber es gibt auch Lichtblicke

Immerhin verzeichnen die IHKs ein steigendes Interesse an Informationen zu Unternehmensgründungen und Unternehmensnachfolgen: Insgesamt 23.501 Personen nahmen an IHK-Nachfolgetagen, an Seminaren und Beratungen teil – gut 14 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Hier wirkt sich auch die Arbeit der IHKs positiv aus, kontinuierlich und kompetent für die Herausforderungen und Chancen der Unternehmensnachfolge zu sensibilisieren.

Politik muss Rahmenbedingungen verbessern

Fazit: Politik und Behörden müssen beim ohnehin schwierigen Thema Unternehmensnachfolge für Rückenwind sorgen, statt weitere Hindernisse aufzubauen. Höchste Priorität hat die mittelstandsfreundliche Umsetzung des Erbschaftsteuerrechts. Aber auch der im Koalitionsvertag versprochene Abbau von Bürokratie muss endlich vorankommen. Das gilt für den Bereich Steuern ebenso wie etwa auch für statistische Meldepflichten und Genehmigungen. Die Wirtschaft setzt auf das angekündigte dritte Bürokratieentlastungsgesetz. Die IHK-Organisation hat hierfür bereits eine Liste mit 35 konkreten Verbesserungsmaßnahmen vorgelegt (www.dihk.de/beg-iii).