Handeln mit Genuss

Eigentlich hält sich Kathrin Zwanzig die Montage immer frei. Im November und Dezember ist die Nachfrage nach süßen und herzhaften Leckereien aber so groß, dass ihr Feinkostgeschäft „Auguste Luise“ in diesen Monaten sogar an sechs Tagen in der Woche offen bleibt. „Zum Glück habe ich zwei tolle Helferinnen“, sagt die 43-Jährige. Aus begeisterten Kundinnen sind engagierte Mitarbeiterinnen geworden. Das Trio hat reichlich zu tun. Mit ihrem Laden hat die Unternehmerin offenbar einen Nerv getroffen: Am Vluyner Platz bietet Kathrin Zwanzig unter anderem Gewürze und Wein, Öl und Essig sowie Schokolade an. Auf einem historischen Klavier stehen hübsch angerichtet Schalen mit Bonbons sowie Flaschen mit Gin und Obstbränden. In den Regalen finden sich Deko- Artikel und Utensilien rund ums Kochen und Essen.

Das gesamte Sortiment wird sorgfältig ausgewählt. „Ich habe nicht ein oder zwei Großhändler, von denen ich alles beziehe, sondern ich arbeite mit kleinen Manufakturen in ganz Europa zusammen“, betont die Einzelhändlerin. Und so gibt es bei ihr Pralinen im Glas aus Erfurt, Geschirr aus Italien und Leinenhandtücher aus Lettland. Der Kaffee kommt von der Rösterei „Kaffeehimmel“ in Kevelaer. Frisch aufgebrüht serviert ihn Kathrin Zwanzig auch gleich vor Ort. Tee, Wein und Glühwein werden ebenfalls ausgeschenkt – der Laden hat eine Gaststättenkonzession. Sitzplätze gibt es sowohl innen sowie draußen unter dem Vordach. „Nicht nur an Markttagen kommen die Menschen aus dem Ort auf dem Platz zusammen“, freut sich Kathrin Zwanzig. „Sie erledigen ihre täglichen Besorgungen, treffen sich mit Bekannten, trinken bei mir ihren Cappuccino oder Tee und haben einfach eine gute Zeit.“ Hinzu kommt: „Die Gemeinschaft der Händlerinnen und Händler ringsherum ist einfach super.“

Zwanzig stammt selbst aus Neukirchen-Vluyn, hat aber lange in Köln gelebt. Nach dem Sport- und Journalismusstudium war sie zunächst im Agenturbereich tätig. Zuletzt verantwortete sie die Pressearbeit eines städtischen Unternehmens am Niederrhein. „Es waren immer spannende Aufgaben, doch ich habe schon lange von einem eigenen, kleinen Laden geträumt“, erzählt sie. Vor etwa vier Jahren fasst sie sich dann ein Herz: Sie kündigt ihre Stelle und begibt sich auf die Suche nach einem Ladenlokal. Unterstützung holt sie sich bei einer Gründerberaterin. „Trotzdem war es für mich ein Riesenschritt. In meiner Familie ist sonst niemand selbstständig“, sagt Kathrin Zwanzig. Anfang 2020 unterschreibt sie den Mietvertrag, wenige Wochen später erfasst die Pandemie das Land. Als sie im ersten Corona-Sommer eröffnet, macht sich Kathrin Zwanzig große Sorgen – doch sie schafft die schwere erste Zeit. „Uns hat gerettet, dass wir als Anbieter von Lebensmitteln nicht vom Lockdown betroffen waren.“ Inzwischen hat sich „Auguste Luise“ etabliert. Neben den Stammkunden und Gelegenheitskäufern spielen Präsentkörbe für Firmen eine wichtige Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg. Gerade Anlässe wie Weihnachten, aber auch Geburtstage oder Jubiläen sind laut Zwanzig beliebt, um Geschäft spartnern oder Mitarbeitern mit etwas besonders Wertschätzendem „Danke“ zu sagen. Der Online-Shop bringt bislang etwa zehn Prozent des Umsatzes. Mit Bedacht möchte Kathrin Zwanzig ihr Angebot ausbauen. Für das kommende Jahr plant sie unter anderem Tastings mit Hochprozentigem aus der Region sowie Weinabende mit Sommelier-Beratung. Benannt ist ihr Laden übrigens nach ihrer Tochter Luise, die im August Geburtstag hat.