Passgenaue Besetzung

Der Ausbildungs-Vermittler

Der Einstieg in das Berufsleben ist oft nicht leicht. Die passende Ausbildung und das richtige Unternehmen zu finden, kann viel Zeit und Mühe kosten. Auf der anderen Seite suchen viele Betriebe geeignete Nachwuchskräfte. Die Niederrheinische IHK setzt genau da an. Im gleichnamigen Programm sorgt Julien Piron für eine „Passgenaue Besetzung“ von Ausbildungsplätzen. Der IHK-Experte leitet das Projekt seit September dieses Jahres. Er berät Jugendliche, besucht Betriebe und baut eine Brücke zwischen Bewerber und Unternehmen. Das Programm wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
Herr Piron, was sind die größten Schwierigkeiten der Jugendlichen bei der Suche nach einer Ausbildung?
Da gibt es so einiges. Nach der Schule haben die Jugendlichen viele Möglichkeiten – vom Studium über einen höheren Schulabschluss bis zu einer Ausbildung. Einerseits ist diese Freiheit ein Luxus, andererseits kann die Qual der Wahl auch lähmen. Fällt die Entscheidung auf eine duale Ausbildung, dann heißt es einen Überblick über die vielen Berufe zu bekommen. Und sich darüber klar werden, was man beruflich eigentlich machen will. Das kann auch ein längerer Prozess sein. Und schließlich kommt die Bewerbung. Viele Jugendliche schreiben zum ersten Mal eine.
In welchen Bereichen benötigen Betriebe am meisten Unterstützung?
Alle Unternehmen, mit denen ich zu tun habe, suchen händeringend Nachwuchs. Dabei haben vor allem kleine und mittelständische Betriebe häufig nicht genug Personal und Zeit für eine eigene Recruiting-Abteilung. Für sie ist es schwierig, den Ausbildungsplatz beispielsweise auf Social Media zu präsentieren und so mit den Jugendlichen in Kontakt zu treten. Das heißt nicht, dass große Unternehmen keine Probleme haben. Auch hier ist der Fachkräftemangel ein großes Thema.
Wie kann das Projekt „Passgenaue Besetzung“ helfen? Was macht das Projekt aus?
Ich helfe jungen Menschen und Unternehmen wirklich individuell. Zum einen nehme ich mir viel Zeit, die Jugendlichen kennenzulernen. Ich spreche mit ihnen über ihre Interessen und darüber, was sie von ihrer Ausbildung erwarten. Ich schaue auch, ob der Bewerber schon Praktika oder ähnliches gemacht hat. So können wir Ausbildungswünsche häufig schon gut herausarbeiten. Zum anderen gehe ich auf Unternehmen zu und stelle das Projekt vor. Häufig schaue ich mir offene Ausbildungsstellen dann auch vor Ort an. Ich lerne also beide Seiten – Betriebe und Jugendliche – gut kennen. So habe ich im Blick, welche offenen Stellen es gerade gibt und welche Jugendliche dafür infrage kommen. Wenn die Vorstellungen von Betrieb und Bewerber zueinander passen, stelle ich den ersten Kontakt her. Im nächsten Schritt schaue ich mir gerne auch die Bewerbungsunterlagen an und gebe Tipps. Wenn die Nachwuchskräfte zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden, bereite ich sie auch darauf vor. Dieses individuelle Zusammenbringen macht die „Passgenaue Besetzung“ aus.
Wie erreichen Sie die jungen Fachkräfte?
Zum einen auf dem klassischen Weg: Ich stelle das Projekt auf Messen und in Schulen vor und informiere über die duale Ausbildung. Dabei komme ich häufig mit Jugendlichen ins Gespräch und halte anschließend den Kontakt. Auf der IHK-Webseite können Interessierte zudem ein Kurzprofil ausfüllen, dann melde ich mich zurück. Ich denke aber auch über neue Wege nach, Jugendliche für eine Ausbildung zu begeistern.
Endet das Programm dann mit dem Ausbildungsstart?
Nein. Ich bleibe sowohl mit den Betrieben als auch mit den Auszubildenden in Kontakt. Je nachdem, welche Fragen es im Laufe der Ausbildung gibt, hilft auch unsere Ausbildungsberatung der IHK.
Was ist für Sie die größte Herausforderung bei der „Passgenauen Besetzung“?
Unser IHK-Bezirk ist mit Duisburg und den Kreisen Wesel und Kleve riesig. Da ist es manchmal schwierig, die Bewerber und Unternehmen entsprechend ihrer Wünsche direkt zusammenzubringen. Also wenn ich beispielsweise einen Interessenten aus Emmerich habe, ein mögliches passendes Unternehmen aber in Moers sitzt. Solche Entfernungen sind herausfordernd.
Gibt es schon erste Erfolge, von denen Sie uns berichten können?
Die gibt es. Ich bin wirklich positiv überrascht, wie viele motivierte Jugendliche und Betriebe ich seit meinem Start im September schon kennenlernen durfte. Es gibt viele freie Stellen, aber auch viele Bewerber. Sie finden nur häufig nicht direkt zusammen. Hier ist das Programm eine große Hilfe. Und in einigen Fällen hat die „Passgenaue Besetzung“ von Ausbildungsplätzen auch schon geklappt. Das ist immer ein schönes Erfolgserlebnis – für die Nachwuchskräfte, für die Betriebe und für mich.

Interview: Niklas Waerder; Foto: Niederrheinische IHK/Jacqueline Wardeski
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