Laufend Gutes tun

Von Emmerich zweieinhalb Mal um die Welt

Lockdowns, Maskenkäufe, Abstandsregeln – die Corona-Pandemie brachte das öffentliche und soziale Leben 2020 zum Erliegen. Nahezu alle Großveranstaltungen wurden abgesagt, auch der Berlin- Marathon, für den sich Simon Berntsen angemeldet hatte. Der Geschäftsführer der Designagentur Firmazwei ließ sich aber nicht entmutigen: Statt durch Berlin zu laufen, ging es gemeinsam mit Freunden von Kevelaer nach Emmerich. Dabei sammelten sie Spenden von fast 18.000 Euro für soziale Projekte. Mittlerweile ist der „Homerun“ ein Spendenlauf über elf Tage mit Eventcharakter für die gesamte Stadt.

Herr Berntsen, in diesem Jahr findet der „Homerun“ schon zum fünften Mal statt, 2023 nahmen fast 13.000 Läufer teil. Wenn man sich anschaut, wie alles begonnen hat, ist die Entwicklung wirklich imposant.
Ja, man könnte sagen, das ist uns aus Versehen passiert (lacht). Mit der Startgebühr des Berlin-Marathons, die wir zurückbekommen haben, wollten wir den Kindern und Jugendlichen in unserer Stadt etwas Gutes tun. Als Laufgruppe kam uns die Idee, einfach einen eigenen kleinen Marathon zu laufen, nur wir fünf. Und darüber zusätzlich Spenden zu sammeln. Wir sprachen mit Politik, Wirtschaft und Presse und erhielten viel Unterstützung. Am Ende kamen fast 18.000 Euro zusammen. Wir konnten das erst gar nicht fassen. Da war unser Ehrgeiz geweckt.
Was macht Ihren Spendenlauf besonders?
© Homerun/Barthel
Es kann jeder mitlaufen – vom Kleinkind bis zum 90-Jährigen. Es gibt keine Vorgaben, keine Barrieren, keine Einschränkungen. Wir möchten unsere Stadt bewegen und dazu beitragen, dass alle gemeinsam eine gute Zeit haben und dabei noch Gutes für die Schwächeren unserer Gesellschaft tun. Hier machen Kitas, Vereine und Großunternehmen gleichermaßen mit. Der „Homerun“ ist keine klassische Laufveranstaltung, denn wir bieten an elf Tagen viele verschiedene Events an. Dazu gehört beispielsweise auch ein Lauf durch den Containerhafen, verbunden mit kulturellen Treffen, oder ein Seniorenlauf mit Kaffee-und-Kuchen-Zwischenstopps. Bei uns steht der integrative Gedanke im Fokus. Wir möchten die Menschen in unserer Stadt verbinden. Und das gelingt uns: Man merkt, dass die Stimmung in Emmerich anders ist, wenn unser „Homerun“ losgeht. Wenn wir alle gelaufenen Kilometer zusammenrechnen, haben wir es übrigens zweieinhalb Mal um die Welt geschafft. Und seit 2022 ist auch unsere Nachbarstadt Kleve mit im Boot.

Sie organisieren das Event ehrenamtlich. Wie genau funktioniert das?
Unser Team für Emmerich ist weiterhin zu fünft. Einen Großteil organisieren wir selbst, wir haben aber auch Unterstützer. Der Aufwand ist groß, aber wir sind alle mit Herzblut dabei. Jeder gespendete Euro geht an Vereine und Organisationen in unserer Stadt, die sich für soziale Projekte engagieren. Wir entscheiden hier sehr bewusst und transparent. Jedes Jahr können wir so rund 50 Initiativen fördern. Mittlerweile stellt unser Lauf die größte Spendenplattform der Stadt dar und wir konnten insgesamt über 655.000 Euro für gute Zwecke sammeln.
Gibt es eine Begegnung aus den letzten Jahren, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Unser Spendenlauf schreibt unendlich viele Geschichten. Eine hat mich besonders berührt: Der Emmericher Kinderschutzbund hat seinen Spendenanteil dazu genutzt, sozial benachteiligten Kindern einen Ausflug zum Arnheimer Zoo zu schenken. Eine Mutter bezeichnete diesen Tag als „Urlaub“ und ihre Tochter beschrieb ihn als den „schönsten Tag in ihrem Leben“. Solche Geschichten treiben uns an und zeigen uns, dass sich unsere Anstrengungen lohnen.

Interview: Vanessa Pudlo-Starinski; Foto Header: Homerun
Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg
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