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Vom Pferdekarren zum Wasserstoff-LKW
Die Convent GmbH begann als Ein-Mann-Fuhrunternehmen. Heute gehören die Emmericher zu den großen Namen auf dem Gebiet der Logistik. Die Geschichte des Familienbetriebs ist auch eng mit der Niederrheinischen IHK verknüpft.
Den Konferenzraum der Convent GmbH schmückt ein großes Wandgemälde. Es wurde zum Einzug in die neue Firmenzentrale im Jahr 2019 geschaffen. „Meine gute Bekannte Ela Tophoven hat es gemalt und darauf geachtet, unsere ganze Geschichte zu erzählen“, sagt Geschäftsführerin Susanne Convent-Schramm. Sie deutet auf eine kleine Figur am linken Bildrand. „Das ist mein Großvater mit seinem Pferdekarren“, sagt die 56-Jährige. Der Landwirt Willy Convent hatte sich als Fuhrunternehmer ein zweites Standbein geschaffen. Mit einer Pferdestärke transportierte er Waren durch Emmerich. „Sein Unternehmergeist vor mehr als 90 Jahren war die Grundlage für unseren wirtschaftlichen Erfolg“, betont Susanne Convent- Schramm. Vom Ein-Mann-Unternehmen zur Branchengröße Das Ein-Mann-und-ein-Pferd-Fuhrunternehmen wandelte sich zu einer Branchengröße in der Logistik. Eine Menschentraube auf dem Bild symbolisiert das Wachstum: Aktuell sind 76 Mitarbeiter in Emmerich beschäftigt. Zum Fuhrpark gehören 20 Lkw. Die türkisblauen 40-Tonner sind unterwegs in ganz Deutschland und den Benelux-Ländern. Ein weiterer Schwerpunkt ist England. Geladen haben sie häufig Gefahrgut. „In Emmerich ist die Chemie zu Hause, und für diese Branche organisieren wir die Lagerung und sehr viele Transporte“, erklärt Convent- Schramm. Ihr Unternehmen profitiert von der günstigen Lage. Fährt ein Schiff aus Rotterdam rheinaufwärts, so ist die erste Station in Deutschland der Emmericher Hafen. Duisburg mit dem größten Binnenhafen der Welt liegt nur rund 70 Rheinkilometer entfernt. Der Fluss hat auf dem Wandgemälde auch einen prominenten Platz bekommen. „Die Nähe zum Rhein ist für uns von großer Bedeutung“, sagt die Geschäftsführerin.
Gute Verkehrsanbindung verschafft Vorteile
Der neue Standort mit 20.000 Quadratmetern Lagerfläche nahe der deutschniederländischen Grenze hat einen weiteren Vorteil: Ein Lkw ist in einer Minute auf der A3. Auch deshalb gibt es Aufträge aus anderen Branchen, etwa aus der Lebensmittelverpackungsindustrie. „Wir profitieren dabei von unserem Knowhow bei der Gefahrstofflagerung“, sagt Susanne Convent-Schramm. „Da müssen wir strenge Vorschriften erfüllen. Diese Erfahrung können wir auch auf andere Bereiche übertragen.“
Sie ist froh, dass sie nach ihrem VWL-Studium in Münster im Kreis Kleve geblieben ist. „Eigentlich hatte ich geplant, im Ausland zu arbeiten“, sagt die Emmericherin. „Es war aber die richtige Entscheidung, in den Familienbetrieb einzusteigen.“ Ihre Eltern Irene und Theo Convent hatten den Wandel von einem reinen Transportzu einem Logistikunternehmen schon in die Wege geleitet. Susanne Convent- Schramm setzte den Weg mit ihrem Mann Markus Schramm fort.
Engagement für die regionale Wirtschaft
Zur Familiengeschichte der Emmericher gehört auch, sich für die regionale Wirtschaft in der Niederrheinischen IHK zu engagieren. Das machte Theo Convent als Vizepräsident, das macht seine Tochter heute als Vizepräsidentin. Überhaupt ist es für Susanne Convent-Schramm wichtig, sich für die Interessen der Unternehmen einzusetzen. So ist sie Mitglied des Leitungstrios im Frauennetzwerk Business Women IHK Niederrhein und Vorsitzende im IHK-Verkehrsausschuss. „Ich finde es wichtig, sich branchenübergreifend auszutauschen“, sagt Susanne Convent- Schramm. „Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel müssen wir Lösungen entwickeln.“
Im Unternehmen bespricht sie viele Zukunftsthemen mit Michael Ingelaat. Der 33-Jährige hat seine Ausbildung bei der Convent GmbH gemacht und ist mittlerweile für die Kundenbetreuung verantwortlich. Außerdem kümmert sich der gebürtige Emmericher um die Einführung eines neuen Warenwirtschaftssystems für die 60.000 Palettenstellplätze. „Wir beschäftigen uns damit, wie wir Künstliche Intelligenz in unserem Arbeitsalltag einsetzen können“, sagt Ingelaat. „Gerade in der Lagerlogistik wird das die Prozesse stark verändern.“ Während seiner Ausbildung war der gedruckte Auftragszettel noch Standard, heute sind sämtliche Daten digital verfügbar.
Langfristiges Ziel: Klimaneutral transportieren
Auch das Thema Nachhaltigkeit hat in der Logistik an Bedeutung gewonnen. „Es geht darum, Emissionen zu verringern, und da arbeiten wir an Lösungen“, erklärt Ingelaat. Transporte von der Straße aufs Schiff zu verlagern, ist ein Ansatz. Pro Container, der per Schiff von Rotterdam nach Emmerich und zurück transportiert wird, ergibt sich eine Einsparung von 265 Kilogramm CO2 im Vergleich zu einer Lkw-Tour. Doch nur auf den Wasserweg zu setzen, kann wegen der Terminvorgaben nicht die Lösung sein.
„Deshalb befassen wir uns auch mit der Umrüstung unserer Lkw, zum Beispiel mit der nachhaltigen Dieselalternative HVO 100 für den Nahverkehr“, sagt Ingelaat. Wenn das Unternehmen in neun Jahren sein 100-jähriges Bestehen feiert, könnten die ersten Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb unterwegs sein. „Die Transporte klimaneutral zu organisieren, ist unser langfristiges Ziel“, betont Ingelaat.
Text: Denis de Haas, Redaktionsbüro Ruhr
Fotos: Niederrheinische IHK / Hendrik Grzebatzki
Fotos: Niederrheinische IHK / Hendrik Grzebatzki
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Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg-Wesel-Kleve zu Duisburg