An die Haustür geliefert

Mit Lebensmitteln auf Tour

Bofrost aus Straelen und Chefs Culinar aus Weeze sind international bekannt. Die beiden Branchengrößen müssen sich nun neuen Herausforderungen stellen.
Mit Pioniergeist hat die Geschichte der international bekannten Unternehmen Bofrost aus Straelen und Chefs Culinar aus Weeze ihren Anfang genommen. So hatte der Kaufmann Josef H. Boquoi aus Issum einen genialen Einfall: Als 1966 die ersten Landwirte in der Region Tiefkühltruhen anschafften, fuhr er zu den abgelegenen Höfen am Niederrhein und verkaufte Eiscreme. Schnell wurden die Bofis als Tiefkühlspezialtransporter entwickelt, um die geschlossene Tiefkühlkette sicherzustellen. Boquoi erweiterte das Sortiment, brachte unter anderem tiefgekühltes Gemüse zu den Kunden. Bofrost wuchs rasant, fand nach dem Gründungsstandort Issum in Straelen neue Gewerbeflächen und zog 1977 dorthin um. Heute ist das Unternehmen ein bedeutsamer Ausbildungsbetrieb sowie Arbeitgeber in der Region und beliefert europaweit 4,3 Millionen Haushalte.
Neue Angebote fördern Wettbewerb
Doch die Bofrost-Fahrzeuge sind nicht mehr alleine auf deutschen Straßen unterwegs. Gerade zu Beginn der Corona- Pandemie tauchten neue Lieferdienste auf. Diese Entwicklung hat auch Dr. Anika Völkel verfolgt. Beunruhigt ist die Bofrost- Geschäftsführerin für den Bereich Human Resources & Legal jedoch nicht. „Wir sehen unser Geschäftsmodell von aktuellen Entwicklungen zum Beispiel im Bereich Lebensmittellieferdienste natürlich beeinflusst, wissen den Wettbewerb aber durchaus zu schätzen“, sagt Völkel. „Das treibt an und schafft Innovationen.“ Das Geschäftsmodell sei nachhaltig und auf Dauer ausgerichtet – und das schon seit mehr als 55 Jahren. „Der personengestützte Direktvertrieb, wie wir ihn leben, unterscheidet sich nämlich stark von reinen Lieferdiensten“, erklärt Völkel. „Wir bieten eine individuelle und persönliche Beratung bei flexiblen Serviceangeboten.“ So wissen die Verkaufsfahrer laut der Geschäftsführerin genau, was ihre Kunden wollen und hätten immer über 500 verschiedene Produkte mit an Bord. „So lassen sich auch spontane Wünsche erfüllen“, sagt Völkel.
Längst mehr als Margarine und Kaffee
Rund 25 Kilometer von Bofrost entfernt hat Dr. Christian Moll sein Büro. Er ist Geschäftsführer bei Chefs Culinar und ein Nachfahre der Gründer. Als Josef Moll 1923 keinen Job finden konnte, entschied er sich, mit seinem Onkel Emil Peters ins Margarinegeschäft einzusteigen. Das Produkt war gefragt: Nicht nur Privatleute brauchten Margarine, sondern auch Krankenhäuser. Moll und Peters bedienten die Nachfrage, verkauften außerdem Butter und Kaffee.
Jahrzehntelang war das Unternehmen als Jomo bekannt. 2013 folgte die Umbenennung in Chefs Culinar. „Die Firmengruppe ist auch im Ausland aktiv und mit dem neuen Namen wollten wir dieser Entwicklung Rechnung tragen“, sagt Dr. Christian Moll. Seine Mitarbeiter liefern längst mehr aus als nur Margarine und Kaffee. So gehören auch frisches Obst oder frischer Fisch zum Vollsortiment von über 25.000 Food- und Nonfood-Artikeln.
Die Lieferfahrzeuge steuern Altenheime, Krankenhäuser, Mensen, aber auch Hotels und Gaststätten an. Dabei steht Chefs Culinar vor neuen Herausforderungen. „Die Küchen vor Ort finden immer weniger Fachpersonal, also müssen wir unterstützen, dass die Einrichtungen dennoch eine hervorragende kulinarische Leistung für ihre Gäste erzielen können“, erklärt Moll. Deshalb hat sein Unternehmen das Angebot im sogenannten High-Convenience- Bereich ausgebaut. „Vorgegarte Menüs hatten früher keinen guten Ruf“, sagt Moll. „Mit hochwertigen Produkten, Gar- und Kühlverfahren hat sich dies geändert. Wir geben mit einer Rundum-Lösung von Produkt, Technik, Software und Consulting eine Antwort auf den Fachkräftemangel in den Küchen.“
Agrobusiness
Das Agrobusiness spielt im Kreis Kleve eine wichtige Rolle: Jeder achte Beschäftigte verdient in diesem Bereich sein Geld. Der Wirtschaftszweig umfasst die Landwirtschaft und den Gartenbau. Dazu gehören auch die vor- und nachgelagerten Branchen wie Verarbeitung, Handel, Logistik und Vertrieb.

Text: Denis de Haas, Redaktionsbüro Ruhr
Fotos: Chefs Culinar / Karin Poltoraczyk; Bofrost / Klaus Wedding
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