Prominente vom Niederrhein

„Meine Ziele konnte ich nur als Teamplayer erreichen“

Der ehemalige Eishockey-Nationalspieler Christian Ehrhoff aus Moers spricht über eine Karriere im Mannschaftssport, einen großen Moment bei Olympia und seine Rückkehr an den Niederrhein.

Christian Ehrhoff (41) gehört zu den großen Stars des deutschen Eishockeys. Der gebürtige Moerser zog einst nach Nordamerika,um dort eine Weltkarriere zu starten. 862 Spiele bestritt der Verteidiger in der nordamerikanischen Profiliga NHL. 2018 gewann Ehrhoff mit Deutschland die Silbermedaille bei den Olympischen Spielen. Denis de Haas (Redaktionsbüro Ruhr) hat mit Ehrhoff über dessen Job auf dem Eis gesprochen. Im Interview erzählt der im April 2024 zurückgetretene Profi über Ziele als Grundschüler, Probleme mit seiner Sozialversicherungsnummer und die Rückkehr an den Niederrhein.
Herr Ehrhoff, in Unternehmen wie auch im Sport gibt es Einzelkämpfer und Teamplayer. Sie haben sich für eine Karriere im Mannschaftssport entschieden. Hätten Sie es als Einzelsportler zu etwas bringen können?
Christian Ehrhoff: Eins steht fest: Meine Ziele konnte ich nur als Teamplayer erreichen. Wenn ich in der Grundschule in ein Freundebuch geschrieben habe, stand bei Berufswunsch am Ende immer Eishockeyspieler. Bis zu meinem 13. Lebensjahr war ich auch noch im Tennisverein. Dann habe ich aber aufgehört, um mich voll und ganz auf Eishockey konzentrieren zu können. Mit meinen Teamkollegen in der schnellsten Mannschaftssportart der Welt um den Sieg zu kämpfen, das war genau mein Ding.
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Der ehemalige Eishockey-Nationalspieler Christian Ehrhoff aus Moers. © Krefeld Pinguine
Dass Sie sich aufs Eishockey konzentriert haben, war nicht verkehrt. Mit 21 Jahren sind Sie in die USA gewechselt. Welche Tücken hat das Leben in Nordamerika als junger Mann mit sich gebracht?
Da fällt mir sofort der Stress mit der Sozialversicherungsnummer ein. Die braucht man in den USA ja für alles. Durch die sehr ähnliche Schreibweise der deutschen Eins und der amerikanischen Sieben hatte ich einen Zahlendreher bei der Ausfüllung meines Handyvertrages. Und dann hatte ich monatelang keinen Zugriff auf mein Konto – bis der Fehler irgendwann gefunden und behoben werden konnte. Das hat ganz schön Nerven gekostet. Heute kann ich darüber lachen.
Sprechen wir über den Höhepunkt Ihrer Karriere – die Olympischen Spiele 2018.
Es war unglaublich. Wir sind als großer Außenseiter nach Südkorea gereist. Ich war damals Vizekapitän und deshalb Ansprechpartner für die jüngeren Spieler. Mir war es wichtig, jedem Spieler den Respekt entgegenzubringen, den ich zu Beginn meiner Karriere erhalten habe. Der Plan ging auf, wir hatten einen super Teamgeist und standen auf einmal im Finale. Auch wenn wir das Spiel verloren haben, denke ich immer noch gerne an Olympia zurück. Wir Eishockeyspieler haben uns auch andere Sportarten angeschaut und unsere Landsleute angefeuert. Da konnten wir als Fans einige Goldmedaillen bejubeln.
Welche Erinnerungen haben Sie an die Abschlussfeier?
Das war der Wahnsinn. Ich durfte die deutsche Fahne ins Stadion tragen – eine größere Ehre gibt es für einen Sportler nicht. Aber das war auch ein Stück weit eine Auszeichnung für die ganze Mannschaft.
Wenige Wochen nach Olympia haben Sie Ihre Karriere beendet. Nach fünf Jahren Pause sind Sie dann 2023 aber wieder aufs Eis zurückgekehrt. Hatten Sie Sehnsucht nach einem Teamsport?
Das war in erster Linie eine persönliche Geschichte. Ich habe meine Karriere als Jugendlicher bei den Krefeld Pinguinen begonnen. Ich hatte dann das Bedürfnis, noch einmal für den Klub zu spielen. Und das war die richtige Entscheidung. Ich habe mit meinen Teamkollegen vieles erlebt: Gespräche in der Kabine, lange Auswärtsfahrten im Mannschaftsbus,
Torjubel auf dem Eis – das war alles wie früher.
Jetzt haben Sie zum zweiten Mal Ihren Rücktritt verkündet. Was kommt jetzt?
Ich mache jetzt erstmal eine berufliche Pause. In den Jahren nach meinem ersten Rücktritt war ich als Unternehmer in der Fitnessbranche tätig, da blieb auch nicht so viel Zeit für Freunde und Familie. Jetzt kann ich meine drei Töchter zu ihren Reitturnieren begleiten, das ist schön. Und ich genieße es, wieder am Niederrhein zu sein. Das ist meine Heimat, in der Region fühle ich mich einfach wohl.

Meister mit Krefeld
Christian Ehrhoff spielte während seiner Karriere für die Klubs EV Duisburg, Krefeld Pinguine, San Jose Sharks, Vancouver Canucks, Buffalo Sabres, Pittsburgh Penguins, Los Angeles Kings und Chicago Blackhawks. Mit Krefeld holte der Verteidiger 2003 die Deutsche Meisterschaft. Und mit Vancouver erreichte er 2011 das Finale um die Meistertrophäe beim Stanley Cup.

Neue Rubrik: NIEDERRHEINSPAZIERT
Mit einem Augenzwinkern wollen wir auf Themen aus unserem Berufsalltag schauen: eigensinnige Kunden, Mitarbeiter mit dem Kopf in den Wolken, Projekte wie ein Sack voll Flöhe und viele mehr. Oft hilft ja ein Perspektivwechsel. Den bekommen wir von Prominenten, die ihre Wurzeln in Duisburg und am Niederrhein haben. Sie kennen die aufgeführten Herausforderungen nicht? Herzlichen Glückwunsch! Trotzdem viel Spaß beim Lesen.
Foto: Krefeld Pinguine
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