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„Auch in Zukunft werden wir gute Elektriker brauchen“
Das aus der Horlemann-Gruppe stammende Unternehmen Omexom Uedem ist als Dienstleister für die Energieversorgung in der Region tätig. Geschäftsführer Mario Wehren (49) spricht über die Entwicklung des Unternehmens, große Aufträge – und wirft mit seinem Auszubildenden Paul Quernhorst (19) einen Blick in die Zukunft.
Herr Wehren, warum haben Sie sich vor 33 Jahren für eine Ausbildung bei Horlemann entschieden?
Mario Wehren: Ich wollte Elektriker werden. Der damalige Seniorchef Heinz Horlemann hat mir eine Ausbildung angeboten.Herr Quernhorst, Sie haben im vergangenen Sommer Ihre Ausbildung begonnen. Was waren die Beweggründe, bei Omexom anzufangen? Ich habe das Unternehmen durch Praktika näher kennengelernt und war sofort begeistert. Die Größe, das Familiäre und die Vielseitigkeit fand ich faszinierend. Ich war in einigen Ferien im Unternehmen mit einer Freileitungskolonne unterwegs und habe mit den Elektrikern im Stationsbau gearbeitet. Und am 1. August 1990 ging es dann los mit der Ausbildung. Dass ich irgendwann mal in der Geschäftsführung landen würde, war damals natürlich noch nicht absehbar.
Paul Quernhorst: Ich war schon immer handwerklich begabt und habe als Sechsjähriger kleine Vogelhäuser gebaut. Omexom kannte ich durch meinen älteren Bruder Christian, der als Bauleiter im Bereich Außenbeleuchtung arbeitet. Er hat mir viel über das Thema Elektrizität beigebracht. Und das fand ich superspannend. Ich habe dann auch ein Schulpraktikum hier gemacht. Nach meinem Abitur habe ich dann die Ausbildung zum Elektriker im Bereich Gebäude- und Energietechnik begonnen. Später möchte ich gerne meinen Meister oder meinen Techniker machen.
Welche Bedeutung hat der Name Omexom für die Region?
Wehren: Als wir noch Horlemann hießen, kannte uns am gesamten Niederrhein fast jeder als großes, gewachsenes Familienunternehmen. Seit dem Verkauf an den V-Konzern vor sieben Jahren heißen wir Omexom. Und damit hat sich die Sichtweise auf uns etwas verändert. Wir müssen den Markennamen noch besser platzieren, auch um Mitarbeitende zu gewinnen. Dafür unternehmen wir viel. In Gesprächen mit fachfremden Leuten höre ich oft die Frage: Was macht ihr eigentlich alles?
Und was antworten Sie dann?
Wehren: Bei uns dreht sich alles um das Thema Energie. Unser Kerngeschäft ist Strom – von der Erzeugung über die Übertragung und Umwandlung bis zur Verteilung. Aber wenn wir von unseren Aufträgen erzählen, wird das anschaulicher.
Welche sind das?
Wehren: Bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland und beim Musikfestival „Wacken Open Air“ sorgen wir für die Stromversorgung. Es gibt aber auch riesige Projekte, die weitestgehend unbekannt sind. Da denke ich an Europas größten E-Mobilitäts-Ladepark, den wir am Kamener Kreuz errichtet haben. Und in der Region warten noch große Aufträge auf uns: Wir bauen momentan eine große Landstromversorgung in Duisburg auf. Und auch beim neuen Rheinmetall- Werk in Weeze sind wir für die Stromversorgung verantwortlich. Dazu kommen dann noch kleinere Aufträge: Wir fahren im Jahr bis zu 10.000 Baustellen an.
Herr Quernhorst, gibt es Erlebnisse während der Ausbildung, die Sie besonders beeindruckt haben?
Quernhorst: Ich habe vor Kurzem Station in der Abteilung für Steuerungstechnik gemacht. Ein Auftrag führte mich und meine Kollegen auch in ein Klärwerk. Da habe ich mir gedacht: Wahnsinn, so etwas habe ich ja noch nie gesehen! Da hatte ich im Freundeskreis schon was zu erzählen. Viele Schulkollegen haben nach dem Abitur ein Studium begonnen. Ich habe mich für eine Ausbildung entschieden und sehe nun Bereiche, die anderen Menschen verborgen bleiben.
Das Unternehmen ist seit der Gründung in Uedem ansässig. Welche Vorteile bietet der Standort?
Wehren: Wir profitieren auf jeden Fall von der guten Wohnraumsituation. Unsere Kollegen kommen größtenteils aus einem Umkreis von 30 Kilometern. Die Verkehrsanbindung passt, die A57 liegt direkt bei uns vor der Haustür. So kommen wir schnell in die Ballungszentren. Die Gemeinde Uedem hat für uns auch die nötigen Gewerbeflächen, sodass wir uns vor Ort ausbreiten können. Das ist wichtig, denn wir produzieren und lagern viel auf unserem Gelände. Eine unserer Kernkompetenzen ist der Bau von schlüsselfertigen Trafostationen und Schaltanlagen, die wir dann an unsere Baustellen ausliefern. In Großstädten wäre es mitunter schwierig, sich zu vergrößern.
In diesem Jahr begleitet die Niederrheinische IHK in Kleve ein rundes Jubiläum. In neun Jahren steigt dann die 100-Jahr-Feier bei Omexom. Wie wird das Unternehmen bis dahin aufgestellt sein?
Wehren: Wir sind dann noch immer mittendrin in der Energiewende. Nahezu unsere ganze Fahrzeugflotte wird bis dahin elektrisch unterwegs sein. In den Büros sind die Abläufe schon stark digitalisiert, das werden wir auch auf die Baustellen übertragen. Dennoch: Auch 2033 werden wir gute Elektriker brauchen. Bei aller Digitalisierung können wir keine Aufträge ohne die ausführenden Kräfte umsetzen. Wir wollen weiterwachsen – und das geht nur mit einer vernünftigen Ausbildung. Quernhorst: Und die gibt es bei Omexom. Die Kollegen sind alle super in Ordnung und geben mir vernünftige Aufgaben. So Sätze wie „Stift, feg‘ mal die Halle aus!“ höre ich hier nicht. Es ist oft schade, wenn ich ein Team nach drei Monaten verlassen muss. Aber dann lerne ich die Kollegen in der nächsten Abteilung kennen und freue mich schon auf neue Erfahrungen.
Von Horlemann zu Omexom
Josef Horlemann startete 1933 in Uedem mit einem Ein-Mann-Betrieb, in dem er Elektrokleinteile verkaufte. In den Nachkriegsjahren wuchs das Unternehmen und setzte später seine Schwerpunkte im Elektrobau und bei Schaltanlagen in der Automatisierungstechnik. 2017 verkaufte die Familie Horlemann die Firma an den französischen Konzern Vinci. Dadurch entstand Omexom Uedem. Das Unternehmen beschäftigt über 600 Mitarbeiter.
Interview und Bild: Denis de Haas, Redaktionsbüro Ruhr
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Vanessa Pudlo-Starinski