Thema 4

Naturnahe Gestaltung

In Gewerbegebieten gibt es vielfältige Potentiale zur naturnahen Gestaltung von Flächen. Neben den einer Bebauung nicht zugänglichen Freiflächen können auch befestigte Bereiche oder Dächer so angelegt werden, dass sie Lebensräume für die Pflanzen- und Tierwelt bieten. Dadurch kann ein positiver Beitrag zur Steigerung der biologischen Vielfalt geleistet werden. Die entsprechend naturnah gestalteten Bereiche haben dabei nicht nur einen ökologischen Wert, sondern können durch die Mitarbeiter genutzt werden.
Wildblumenwiese auf einem Betriebsgelände

Mögliche Maßnahmen
  • Anlegen von Gründächern
Für Flachdächer und flach geneigte Dächer mit bis zu zehn Grad Dachneigung. Eine stärkere Neigung erfordert eine entsprechende Schubsicherung. Das Dach sollte bei einer extensiven Begrünung eine Zusatzlast von mindestens 30 kg / m² tragen können.
Grundsätzlich unterscheidet man extensive und intensive Dachbegrünungen. Bei extensiv genutzten Gründächern werden Pflanzen verwendet, die standhaft gegenüber extremen Klimabedingungen, wie Hitze, Trockenheit und Kälte sind. Dadurch sind sie in der Regel mit keinem großen Pflegeaufwand verbunden. Im Vergleich zur intensiven Dachbegrünung wird eine dünnere Substratschicht verwendet. Dies ermöglicht oftmals auch eine nachträgliche Installierung auf bestehenden Gebäuden. Intensive Dachbegrünungen ermöglichen aufgrund des höheren Substratauftrages eine größere Pflanzenauswahl, sind aber statisch ungünstiger und kostenaufwendiger.
In Trockenperioden kann eine Wasserversorgung notwendig sein. Die Kosten betragen ab 20,- je m² begrünter Dachfläche. Im Jahr sind ein bis zwei Mahdgänge erforderlich.

  • Blüh- bzw. Blumenwiesen
In Gewerbegebieten sind nach den planungsrechtlichen Vorschriften bestimmte Freiflächenanteile zu erhalten, die oftmals nur mit einfachen Rasenflächen angelegt werden. Solche Flächen sind nicht nur pflegeintensiv, sondern bieten auch nur eine geringe biologische Vielfalt. Sinnvoller ist die Anlage von Blühstreifen oder Blumenwiesen, die als Lebensraum für insbesondere Insekten- und Kleintierarten fungieren und einen Beitrag zur biologischen Vielfalt leisten. Neben den ökologischen Vorteilen und der Ästhetik reduzieren sich auch die Aufwendungen für Wässerung und Mäharbeiten. Die Kosten für Bodenvorbereitung und Einsaat liegen bei etwa 15,- € je m² Fläche.

  • Entsiegelung von befestigten Flächen
Auf Gewerbegrundstücken, bei denen kein belastetes Niederschlagswasser anfällt, bietet sich die Verwendung von wasserdurchlässigem Pflaster, Rasengittersteinen oder wassergebundener Wegedecken an. Insbesondere Stellplatzflächen können auf diese Weise durchlässig gestaltet werden. Hierdurch wird ein Beitrag zur Verbesserung des Kleinklimas geleistet und gleichzeitig das Kanalsystem entlastet. Die Investitionskosten sind teilweise geringer als bei herkömmlicher Flächenversiegelung.

  • Nistkästen
Mit der Aufstellung von Nistkästen werden Rückzugs-, Überwinterungs- und Nisträume für Vögel geschaffen. Die Nistkästen sichern das Überleben, da viele Vögel häufig keine passenden Quartiere finden.

  • Trockenmauern
Trockenmauern werden durch das lose Aufeinanderstapeln von größeren Steinen hergestellt. Auf diese Weise entstehen in den Hohlräumen Nischen für Tier-, Insekten- und Pflanzenarten, die Schutz bieten.

  • Insektenfreundliche Außenbeleuchtung
Außenbeleuchtungen auf Firmengeländen beeinträchtigen aufgrund der Helligkeit und ihres spezifischen Lichtspektrums häufig den Lebensrhythmus von Insekten. Neben einer optimierten Planung der Lichtpunkte und Beleuchtungsdauer können insektenfreundliche LED-Leuchten mit warmweißen Licht verwendet werden.

Vorteile
  • Anrechnung von Naturschutzmaßnahmen für den im Rahmen der Planung zu erbringenden ökologischen Ausgleich.
  • Einbringen überschüssiger Ökopunkte in ein Ökokonto.
  • Verbesserung des Kleinklimas durch Entsiegelungsmaßnahmen.
  • Verringerung des Pflegeaufwandes von Freiflächen.
  • Attraktivitätssteigerung für Kunden und Mitarbeiter.
  • Imagegewinn.
Informationen
Zu beachtende Aspekte
Durch die naturnahe Gestaltung von Firmengeländen wird eine ökologische Aufwertung erzielt, die in Form von „Ökopunkten“ in einem Ökokonto gutgeschrieben werden kann. Daher empfiehlt es sich, Ausgangs- und Endzustand in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde zu dokumentieren. Die gesammelten Ökopunkte stehen dann zu einem späteren Zeitpunkt für die Errichtung von baulichen Anlagen und die dabei notwendig werdenden Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen (Kompensationsmaßnahmen) zur Verfügung.
Die ökologische Aufwertung einer Fläche kann aber auch zum Bumerang werden, sofern sie in Zukunft einmal einer baulichen Nutzung zugeführt werden soll. Denn bei Entfernung des dann vorhandenen ökologischen Zustandes wird hierfür in der Regel ein höherer Ausgleich fällig sein. Diesem Risiko kann man begegnen, wenn man den Ausgangszustand ermitteln und den naturschutzfachlichen Mehrwert als „Natur auf Zeit“ im Vorfeld anerkennen lässt.

Projektbeispiel: MERA Tiernahrung GmbH, Kevelaer
Nachhaltiges Wirtschaften gehört zur Unternehmensphilosophie der MERA GmbH. Mit einem innovativen Energiemanagement und Anlagen zur Vermeidung von Treibhausgas-Emissionen wird am Standort Kevelaer seit 2020 klimaneutral produziert. Verbleibende Emissionen werden im Rahmen von Klimaschutzprojekten ausgeglichen.
In der Produktion setzt das Unternehmen auf Strom aus erneuerbaren Energien, für Produktverpackungen werden nach Möglichkeit recyclebare Materialien verwendet. Aber auch im Bereich der Außenanlagen setzt MERA das Nachhaltigkeitskonzept um. Ein an die Produktion angeschlossenes Biobeet erzeugt aus Produktionsabfällen neue Energie. Ferner hat das Unternehmen eine Blühpatenschaft für eine 1.100 m² große Wildblumenwiese in der unmittelbaren Nähe des Betriebes übernommen. Hiervon profitieren auch Bienenvölker, die auf einem Teil der betriebseigenen Freiflächen angesiedelt wurden. Aus den Reihen der Mitarbeitenden hat sich 2021 eine Bienen-AG gebildet, die sich unter Anleitung eines Imkers um die Bienenvölker kümmert und den produzierten Honig erntet.
Durch die umgesetzten Maßnahmen hat der TÜV Rheinland die MERA GmbH als erstes Unternehmen der Tiernahrungsbranche nach dem ZNU-Standard “Nachhaltiger Wirtschaften” zertifiziert.
Alle Nachhaltigkeitsmaßnahmen der MERA GmbH sind über folgenden Link einsehbar:
Biobeet
Vorbereitung einer Wildblumenwiese für die Blühpatenschaft
Bienenstöcke auf dem MERA-Betriebsgrundstück