Verantwortung übernehmen, Fachkräftenachwuchs prüfen

Prüfer/in werden

Die IHK-Prüfungen in der Aus- und Fortbildung nehmen ehrenamtlich tätige Prüferinnen und Prüfer ab. Sie werden alle fünf Jahre dazu berufen. In der Niederrheinischen IHK arbeiten etwa 2.000 Prüferinnen und Prüfer. Die IHK sucht weiterhin Fachleute aus Unternehmen, die Spaß daran haben, auch im Prüfungswesen Qualität zu garantieren und den Nachwuchs zu fördern. In einem Prüfungsausschuss mitzuarbeiten, kostet sicher Zeit, aber es lohnt sich – für die Auszubildenden, für die Unternehmen und für die Prüferinnen und Prüfer!

Wie wird man Prüferin oder Prüfer?

Auf der Arbeitgeberseite muss nicht unbedingt der Chef selbst im Prüfungsausschuss mitmachen. Es kann auch eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter in geeigneter Position von der Unternehmensleitung beauftragt und der IHK vorgeschlagen werden. Interessierte Arbeitnehmer, die Gewerkschaftsmitglied sind, können sich an ihre Gewerkschaft wenden. Die Gewerkschaft benennt dann der IHK die Vertreter der Arbeitnehmer. Lehrkräfte setzten sich mit der jeweiligen Schulleitung in Verbindung. Die IHK beruft dann auf Vorschlag der Schulleitung.

Welche Aufgaben haben Prüferinnen und Prüfer?

Der Prüfungsausschuss ermittelt und bewertet Prüfungsleistungen und beurteilt verbindlich die Prüfungsergebnisse. Dabei entscheidet der Prüfungsausschuss eigenverantwortlich über Bestehen oder Nichtbestehen. Zu den Aufgaben der Prüfungsausschussmitglieder gehören insbesondere – je nach Beruf – zum Beispiel die Bewertung von schriftlichen Prüfungsarbeiten, Arbeitsproben, Prüfstücken, Präsentationen oder Dokumentationen. Darüber hinaus sind in vielen Berufen mündliche und/oder praktische Prüfungen in unterschiedlichen Ausprägungen durchzuführen und zu bewerten. Gegebenenfalls sind dafür von den Prüfern entsprechende Prüfungsaufgaben vorzubereiten. Die Aufgaben werden dann arbeitsteilig durch die Prüfer geschultert.

Was muss ein Prüfer mitbringen?

Die Prüferinnen und Prüfer der IHK gewährleisten die hohe Qualität der Prüfungen sowie praxisgerechte Prüfungen. Sie sollten insbesondere
  • fundierte fachliche Kompetenz und Erfahrung (zum Beispiel abgeschlossene Berufsausbildung/Studium/Berufspraxis),
  • menschliche Reife,
  • pädagogisches Gespür,
  • Sach- und Methodenkompetenz,
  • sensibles Eingehen auf erwachsene und berufserfahrene Prüfungsteilnehmer,
  • Urteilsvermögen und
  • Verantwortungsbewusstsein
mitbringen. Von Vorteil ist eine langjährige Erfahrung als Fach- oder Führungskraft.

Wie viel Zeit beansprucht das Prüferamt?

So ganz nebenbei geht es leider nicht. In der Regel finden zwei Prüfungen pro Jahr statt. Diese können sich jeweils auch über mehrere Tage erstrecken. Prüferinnen und Prüfer sollten deshalb bereit und in der Lage sein, die Zeit für die aktive Teilnahme an den Prüfungen aufzubringen. Nicht immer ist es erforderlich, dass alle Mitglieder eines Prüfungsausschusses anwesend sein müssen; meistens kann mit dem Vorsitzenden abgesprochen werden, welcher Prüfer an welchen Tagen teilnehmen soll. Prüf- und Beschlussfähigkeit müssen aber jederzeit gewährleistet sein. Je mehr Prüferinnen und Prüfer mitmachen, desto geringer wird die Beanspruchung des Einzelnen.

Wie werden Prüfer auf die Aufgabe vorbereitet?

Neue Prüferinnen und Prüfer werden von den erfahrenen Mitgliedern des Prüfungsausschusses in die Prüfertätigkeit eingearbeitet. Vor einer Berufung durch die IHK kann eine unverbindliche gastweise Teilnahme an einem Prüfungsdurchgang ermöglicht werden. Umfangreiches Informationsmaterial zum jeweiligen Ausbildungsberuf erleichtert die Einarbeitung und dient fortan als Leitfaden. Darüber hinaus werden von der IHK Prüferseminare angeboten.

Warum lohnt sich die Arbeit als Prüfer?

Ohne ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer wäre es der IHK unmöglich, fast 10.000 Prüfungen im Jahr durchführen. Die Prüfertätigkeit ist eine reizvolle Aufgabe, von der auch die Prüfer selbst profitieren.
Denn Prüfer
  • übernehmen gesellschaftliche Verantwortung,
  • sammeln Erfahrungen, die für die Ausbildung im eigenen Unternehmen nützlich sind,
  • erhalten gesellschaftliche Wertschätzung durch die Mitwirkung im Ehrenamt,
  • bilden Netzwerke und ermöglichen Austauschmöglichkeiten mit anderen Ausbildern,
  • erhalten aktuelle Informationen zu allen Neuerungen im Berufsbild/Weiterbildungsprofil,
  • sind eingebunden in die aktuelle Fachentwicklung,
  • nehmen Einfluss auf Prüfungsabläufe und -inhalte,
  • erhalten Informationen zum Prüfungsablauf und zu Prüfungskriterien,
  • bilden ihre Fach-, Sozial- und Methodenkompetenz aus und
  • stützen die duale Ausbildung insgesamt – auch als Qualitätsmerkmal des Wirtschaftsstandorts.
Aber auch Unternehmen profitieren von der Prüfertätigkeit ihrer Mitarbeiter. Sie
  • stärken die regionale Wirtschaft,
  • ermöglichen ein wirtschafts- und betriebsnahes Prüfungswesen,
  • unterstützen die Selbstverwaltung der Wirtschaft, indem sie den Nachwuchs prüfen,
  • ermöglichen die Einflussnahme auf die Gestaltung der Prüfungen durch die Unternehmen,
  • erhalten kostenlose Schulungen über neue Ausbildungsinhalte und Prüfungsabläufe für die Prüfer und
  • sind die besseren und motivierteren Ausbilder und Praktiker.

Was erhalten Prüfer für ihre Arbeit?

Da die Prüfertätigkeit ein Ehrenamt ist, erhalten Prüferinnen und Prüfer eine Aufwandsentschädigung. Wie ehrenamtliche Richter erhalten sie eine Entschädigung für Anwesenheitszeiten und Auslagen wie Fahrtkosten und Porto. Dadurch ist die IHK in der Lage, die Kosten für das Prüfungswesen im Interesse der Mitgliedsunternehmen niedrig zu halten.