Wirtschaftsstandort Niederbayern
Fachkräftereport 2023
Fachkräfteengpässe nehmen zu
Ungeachtet der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung nehmen die Stellenbesetzungsschwierigkeiten in den niederbayerischen Unternehmen weiter zu. Laut der Herbst-Konjunkturumfrage können 71 Prozent der Betriebe derzeit längerfristig (mehr als zwei Monate) offene Stellen nicht besetzen, weil sie keine passenden Arbeitskräfte finden. Das ist ein neuer Höchstwert. Vor einem Jahr lag dieser Wert um neun Prozentpunkte niedriger – 2019 noch bei 52 Prozent. Aktuell berichten weniger Betriebe (neun Prozent) von problemloser Stellenbesetzung als vor einem Jahr (14 Prozent), was ein deutlicher Hinweis auf zunehmende Fach- und Arbeitskräfteengpässe ist.
Gesuchtes Qualifikationsniveau
Von den 71 Prozent der Unternehmen, die ihre Stellen nicht besetzen können, suchen die Betriebe mit einem Anteil von 58 Prozent am häufigsten Schulabgänger bzw. Auszubildende. Vor allem der Handel findet oftmals keinen Nachwuchs (69 Prozent). Ähnlich schwierig ist die Stellenbesetzung mit Fachkräften mit einem beruflichen Weiterbildungsabschluss wie Fachwirt oder Meister, was besonders auf die Industrie und die Dienstleister zutrifft. Gut jedes dritte von Engpässen betroffene Unternehmen sucht (Fach-)Hochschulabsolventen vergeblich. Dies berichten in erster Linie die Industriebetriebe (52 Prozent). Absolventen mit einer dualen Berufsausbildung werden mit einem Anteil von 35 Prozent am vierthäufigsten erfolglos gesucht. Gerade im Tourismus bleiben oftmals Stellen ohne abgeschlossene Berufsausbildung unbesetzt.
Maßnahmen gegen den Personalmangel
Die Unternehmen ergreifen vielfältige Maßnahmen, um auf diese und künftige Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung zu reagieren. Die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität planen 59 Prozent der Betriebe. Ähnlich viele möchten mehr ausbilden. Eine Erleichterung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird am dritthäufigsten genannt. Von einer Erhöhung der Weiterbildungsaktivität sprechen 43 Prozent der Betriebe, wobei hier mit einem Plus von elf Prozentpunkten der höchste Anstieg im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet werden kann. Vier von zehn Betrieben planen mehr Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen. Jedes dritte Unternehmen möchte in technische Lösungen als Ersatz für fehlende Fachkräfte investieren und die Mitarbeiterkompetenz für Digitalisierung und/oder Strukturwandel stärken. 26 Prozent der Betriebe wollen die Beschäftigung/Einstellung älterer Mitarbeiter ausweiten.
Am häufigsten berichten Industrieunternehmen von vakant bleibenden Stellen – gut drei Viertel finden kein passendes Personal. Es folgen Dienstleistungsunternehmen mit einem Anteil von 67 Prozent, aber auch mehr als jeder zweite Händler oder Tourismusbetrieb meldet offene Stellen.
Demografische Entwicklung in Bayern
Die geburtenstarken Jahrgänge der 1960-Jahre, die sogenannte Baby-Boomer-Generation, werden in naher Zukunft aus dem Erwerbsleben ausscheiden und die Zahl der Renteneintritte deutlich anwachsen lassen. Obwohl die Zahl der Schulabgänger bis zum Jahr 2035 nahezu kontinuierlich ansteigt, können diese die ausscheidenden Jahrgänge nicht ersetzen. 2024 wird mit 285.000 Renteneintritten in Bayern der Höchststand erwartet. Allein in diesem Jahr werden dann mehr als doppelt so viele Personen den Arbeitsmarkt verlassen, als Jüngere nachkommen. Hochgerechnet bis auf das Jahr 2035 ergibt sich damit eine Lücke von 1.550.000 Arbeitskräften in Bayern.