Wirtschaftsstandort Niederbayern

Wege und Netze

Die Lage an der Nahtstelle zwischen dem westlichen, hoch entwickelten Teil Europas und den wachstumsträchtigen Ländern Zentraleuropas ist ein entscheidender Standortvorteil für Niederbayern. Um diesen Vorteil optimal ausnutzen zu können, bedarf es jedoch einer verbesserten Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur. Der Ausbau und die Optimierung der Verkehrswege sind daher zentrale Anliegen der niederbayerischen Wirtschaft. Alle Wege und Netze müssen verknüpft werden, damit ein leistungsfähiges Verkehrsnetz entsteht.
Wie dicht ist das Verkehrsnetz in Niederbayern? Wo liegen die Vorteile des Standortes, wo muss noch nachgebessert werden?

Bedeutung der Verkehrsinfrastruktur in Niederbayern

Bedarfsgerechte Verkehrswege für Niederbayern sind wesentliche Standortfaktoren,
definieren die Erreichbarkeit und Attraktivität der Regionen und wirken sich insgesamt
erheblich auf einen prosperierenden Lebens- und Wirtschaftsraum aus. Verkehrswege sind zudem unverzichtbare Erschließungs- und Entwicklungsachsen, die zu dem gemeinsamen Ziel beitragen, möglichst gleichwertige Lebensbedingungen in allen Teilregionen Bayerns zu erreichen. Eine zukunftsfähige Gesamtverkehrskonzeption verlangt ein ausgewogenes Zusammenspiel von Straße, Schiene und Wasserstraße, ergänzt um den Luftverkehr.
Investitionen in eine leistungsfähige Infrastruktur sind stets auch Maßnahmen positiver Raumentwicklung und nachhaltiger Strukturpolitik, für die sich die IHK Niederbayern im Interesse der ansässigen Wirtschaft dauerhaft einsetzt.

Straße als Rückgrat unserer Verkehrswege

Die Straße bleibt das Rückgrat unserer Verkehrswege. Rund 70 Prozent des bundesweiten Güterverkehrs entfallen derzeit auf die Beförderung mit dem Lkw, 17 Prozent auf die Schiene und rund 13 Prozent auf das Binnenschiff. Die Straße bleibt auch nach den aktuellen Prognosen der Verkehrsträger mit den höchsten Anteilen am Gesamtverkehr. Dies gilt für Niederbayern als Flächenregion im besonderen Maße.
1. Neubaumaßnahmen
a) A 94 Pocking (Anschlussstelle A 3) – München
Die durchgehende Fertigstellung der Strecke stellt die von der Wirtschaft seit Jahrzehnten geforderte Anbindung des südlichen Kammerbezirkes an den Großraum München und das überregionale Autobahnnetz dar. In den letzten Jahren konnten erfreuliche Fortschritte in der Umsetzung erzielt werden. Dringend notwendig ist aber die Realisierung der Planungen in Niederbayern im Raum Marktl – Simbach – Prienbach – Kühstein, sowie im Bereich Malching – Kirchham – Pocking. Erst mit der durchgängigen Fertigstellung und der Anbindung an die Autobahn A 3 bei Pocking wird die Strecke für die ansässige Wirtschaft ihre volle Wirksamkeit erreichen.
b) B 15neu Regensburg – Landshut – Rosenheim
Die bedeutende Nord-Süd-Magistrale soll im Endausbau die Autobahnen A 3, A 93, A 92, A 94 und A 8 verbinden. Mittlerweile ist die Strecke ab Saalhaupt bis Ergoldsbach fertig gestellt. Der weitere Abschnitt bis Essenbach ist derzeit im Bau.
Neben ihrer allgemeinen Erschließungsfunktion für den gesamten Raum könnte die wichtige Maßnahme als leistungsfähige Umfahrung der Stadt Landshut zu einer erheblichen Entlastung vom innerstädtischen Durchgangsverkehr beitragen. Nach einer Befragung der Unternehmen durch das IHK-Gremium Landshut stufen über 90 Prozent der Betriebe die Maßnahme als wichtig ein und sprechen sich somit für eine durchgehende Fertigstellung aus.
Bislang sind mögliche Trassierungen unterschiedlichen Dringlichkeitsstufen zugeordnet, die konkrete Planungen in Teilbereichen erst gar nicht zulassen. So fehlt bislang ein Gesamtkonzept, das den ansässigen Unternehmen, Kommunen und den Menschen auch nur mittelfristig eine Perspektive und vor allem Planungssicherheit mit Blick auf eine durchgehende Umsetzung eröffnen würde.
2. Ausbaumaßnahmen
a) A 3 – durchgängiger sechsspuriger Ausbau notwendig
Die Bundesautobahn A 3 zählt zu den wichtigsten Autobahnen in Deutschland mit europäischer Relevanz. Sie verläuft von der niederländischen Grenze bis zur österreichischen Innkreis-Autobahn am niederbayerischen Grenzübergang Pocking/Suben.
Der weitere Ausbau der bedeutenden West-Ost-Magistrale ist von besonderer Bedeutung. Der Verkehr auf der A 3 hat mit der Erweiterung der Europäischen Union, aber auch mit der guten wirtschaftlichen Entwicklung in der Türkei, erheblich zugenommen. Die Autobahn trägt - bei einem überproportional hohen Lkw-Anteil - die Hauptlast der Verkehrsströme Richtung Österreich und weiter in die Staaten Süd- und Osteuropas.
b) B 11 Deggendorf – Bayerisch Eisenstein
Die Bundesstraße B 11 stellt als Europastraße die nördliche Verlängerung der Autobahn A 92 in Richtung München mit zentraler Erschließungsfunktion für den gesamten Mittleren Bayerischen Wald dar. Ein bedarfsgerechter Ausbau unterstützt die dringend notwendige Verbesserung der Anbindung des Landkreises Regen an das überregionale Fernstraßennetz, als auch nach Tschechien. Neben dem Ausbau der B 85 ist die B 11 die bedeutendste Infrastrukturmaßnahme in der Erschließung des Bayerischen Waldes.
Für eine verbesserte Leistungsfähigkeit sind insbesondere folgende Maßnahmen erforderlich: Verlegung Deggendorf – Grafling, Ausbau Grafling – Gotteszell, Ortsumgehung Ruhmannsfelden, Verlegung bei Schweinhütt, sowie eine Ortsumgehung Bayerisch Eisenstein. Auf tschechischer Seite ist ein weiterer Ausbau der Straße I/27 in Richtung Klatovy/Pilsen notwendig.
c) B 12 Passau – Grenzübergang Philippsreut - weiterer abschnittsweise dreistreifiger Ausbau notwendig
Die B 12 stellt die wichtigste Anbindung des nördlichen Landkreises Passau und des Landkreises Freyung-Grafenau an das Oberzentrum Passau dar. Gleichermaßen ist sie die Verbindung dieses Raumes nach Südböhmen. Eine weitere Ertüchtigung der Strecke durch einen abschnittsweisen dreistreifigen Ausbau ist erforderlich. Im Übrigen setzt sich die Wirtschaft auch für eine leistungsfähige Fortführung der Strecke auf tschechischer Seite ein. Dies gilt insbesondere für den Neubau der Schnellstraße R 4 in Richtung Prag/Budweis.
d) B 20 – Furth im Wald/Cham – Straubing - Freilassing
Die Bundesstraße ist neben der B 15neu die wichtigste Nord-Süd-Verbindung in Niederbayern mit erheblicher Bedeutung für den regionalen Wirtschaftsverkehr. Auch als überregionale Anbindung nach Tschechien und Österreich spielt sie eine wichtige Rolle. Die Strecke verbindet die Autobahnen A 3 – A 92 – A 94 und führt über den Grenzübergang Furth im Wald in den Großraum Pilsen sowie über Freilassing in Richtung Salzburg. Notwendig ist insgesamt ein vierspuriger Ausbau der Strecke in Niederbayern zwischen Landau und Straubing (A 3) und weiter in Richtung Cham. Bereits in Planung befindliche Ausbaumaßnahmen in Niederbayern im Bereich Gumpersdorf und Falkenberg sind umzusetzen.
e) B 85 Passau – Regen – Cham
Die Bundesstraße B 85 verbindet in West-Ost-Richtung die grenznahen Landkreise Regen und Freyung-Grafenau mit Passau und Cham sowie über die B 11 mit dem Oberzentrum Deggendorf - Plattling. Die Leistungsfähigkeit der Strecke ist, wie auch die Bundesstraße B 11, für den Wirtschaftsverkehr insgesamt von erheblicher Bedeutung. Insbesondere folgende Maßnahmen sind erforderlich: Ausbau der Kreuzung zur Staatsstraße 2139 bei Viechtach und der Ausbau westlich Ayrhof (3. Fahrstreifen) zwischen Patersdorf und Viechtach.
3. Lückenschlüsse und Ortsumfahrungen
a) B 299 – Ortsumfahrung Weihmichl/Neuhausen
Die noch bestehenden Ortsdurchfahrten zwischen Neustadt an der Donau und Landshut sind vom Durchgangsverkehr erheblich betroffen. Angesichts des hohen Verkehrsaufkommens und des vergleichsweise hohen Schwerlastanteils ist eine Realisierung der Ortsumgehungen von besonderer Bedeutung.
b) B 388 - Nordumfahrung der Stadt Passau – und weiterer Ausbau
Seit vielen Jahren wird über eine leistungsfähige, nördliche Umfahrung der Stadt Passau zur Entlastung des innerstädtischen Durchgangsverkehrs, wie auch für eine bessere Anbindung des östlichen Landkreises Passau an das überregionale Verkehrsnetz, diskutiert. Diese ist aus Sicht der Wirtschaft dringend erforderlich.
Außerdem sind Ortsumfahrungen von Wegscheid und Untergriesbach sowie ein weiterer Ausbau im Raum Eggenfelden und Pfarrkirchen erforderlich.
c) B 533 Hengersberg – Freyung
Die Bundesstraße B 533 führt von der Anschlussstelle Hengersberg an der Autobahn A 3 nach Freyung zur B 12. Sie ist Teil einer notwendigen, verbesserten Anbindung des östlichen Landkreises Regen und des Landkreises Freyung-Grafenau an das überregionale Autobahnnetz. Schwerpunkte sind die Schaffung einer Ortsumgehung Auerbach und ein Ausbau zwischen Hohenthann und Grafenau.

Kapazitäten auf der Wasserstraße

Die Donau ist Teil der rund 3.500 Kilometer langen Rhein-Main-Donau-Schifffahrtsverbindung, die von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer reicht. In Deutschland ist die Bundeswasserstraße Donau bis auf den Abschnitt Straubing-Vilshofen so ausgebaut, dass sie mit Güterschiffen und Schubverbänden mit einer Abladetiefe von 2,50 Meter nahezu ganzjährig befahren werden kann. Im Abschnitt zwischen Straubing und Vilshofen ist auf einer Strecke von 70 Kilometern die Schiffbarkeit erheblich eingeschränkt. Bei Niedrigwasser kann nur eine Abladetiefe von 1,60 Meter erreicht werden, die Abladetiefe von 2,50 Meter ist durchschnittlich nur an 144 Tagen im Jahr möglich. Der unzureichend ausgebaute Streckenabschnitt beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit des wirtschaftlich wie ökologisch sinnvollen Verkehrsweges und die Entwicklungsmöglichkeiten der Güterverkehrszentren in den niederbayerischen Donauhäfen. Umzusetzen ist ein bedarfsgerechter Ausbau, der möglichst ganzjährig verlässliche Schifffahrtsbedingungen zulässt. Das gilt insbesondere mit Blick auf die aktuellen Maßnahmen im Zuge eines verbesserten Hochwasserschutzes.

Schienenverkehr mit überregionaler Bedeutung

a) Ausbau der Schienenstrecke Würzburg – Nürnberg – Regensburg –
Passau (Wien – Budapest)

Die Bahnstrecke ist die einzige international bedeutende Schienenverbindung in der Region. Sie ist nicht nur für den Personenverkehr wichtig, sondern auch für den Güterverkehr zu den Zentren im Westen und zu den Seehäfen sowie nach Mittel- und Osteuropa. Obwohl die Europäische Union die Strecke als TEN-Projekt von europäischer Bedeutung hochgestuft hat, findet dies in den bundesdeutschen Planungen derzeit noch zu geringe Berücksichtigung.
b) Anbindung an den Flughafen München und zweigleisiger Ausbau zwischen Landshut – Plattling/Waldbahn
Mit der Fertigstellung der Neufahrner Kurve wird sich die Erreichbarkeit des Flughafens München auf der Schiene ab 2018 erheblich verbessern. Als Nadelöhr erweist sich aber weiterhin die lediglich eingleisige Schienenstrecke zwischen Landshut und Plattling.

Geschäftsreiseverkehr per Flugzeug

Der gewerbliche Geschäftsreiseverkehr mit Kleinflugzeugen gewinnt ständig an Bedeutung. Die Erfüllung internationaler Standards zur Sicherung des Flugbetriebes ist die Grundvoraussetzung dafür, dass diesem Trend in Niederbayern Rechnung getragen werden kann. Während die regionalen Verkehrslandeplätze in Niederbayern mit Vilshofen, Eggenfelden und Straubing bereits entsprechend ausgestattet sind, ist der notwendige Ausbau des Verkehrslandeplatzes Landshut bisher nicht zuletzt wegen eines ablehnenden Bürgerbegehrens nicht realisiert worden.

Breitbandanbindung für die "Datenautobahn"

Die Verfügbarkeit von breitbandigen Internetverbindungen entscheidet bereits heute über die Zukunftsfähigkeit von Standorten und Gewerbegebiete in Niederbayern. Die bayerischen Industrie- und Handelskammern tragen gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie und dem Bayerischen Städte- und Gemeindetag die "Breitbandinitiative Bayern".
Die Kommunen und Landkreise engagieren sich stark um, auch unter Nutzung der bereitgestellten Fördermittel, eine flächendeckende Grundversorgung herzustellen. Die Breitbandanbindung wird allerdings Daueraufgabe bleiben, denn durch die laufende Weiterentwicklung von Technologien und Anwendungen sind permanent Anpassungen erforderlich.

ÖPNV Mobilität in der Region

Bus, Taxi- oder Mietwagenunternehmen leisten im Rahmen des Öffentlichen Personennahverkehrs einen wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag zur Mobilität der Menschen in der Region. Die Betriebe des privaten Omnibusgewerbes führen vielfach eigenwirtschaftliche Verkehre durch.
Wo eine Eigenwirtschaftlichkeit nicht erreicht werden kann, müssen im Interesse eines ausreichenden ÖPNV-Angebots in der Fläche entsprechende staatliche Zuschüsse gewährt werden.