IHK-Medieninformation
Berufsausbildung in Niederbayern: Zahlen stabil, Bewerberlücke wächst
Über 4.000 junge Menschen starten im IHK-Bezirk Niederbayern ihre Ausbildung (29.08.2024)
Zum Start ins Ausbildungsjahr am 1. September beginnen in Niederbayern 4.019 junge Menschen eine Berufsausbildung in der gewerblichen Wirtschaft. 2023 hatte die IHK Niederbayern noch ein sattes Plus bei den Ausbildungsstartern melden können – im Vergleich dazu gehen die Zahlen nun um 1,3 Prozent leicht zurück, liegen aber dennoch deutlich über dem Niveau der Corona-Jahre. Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der IHK, ordnet die Werte ein: „Großen Einfluss auf den Ausbildungsmarkt hat die demografische Entwicklung. Sinkende Schulabgängerzahlen bedeuten weniger mögliche Bewerber für die Ausbildungsstellen in Niederbayern. Angesichts dessen sind die einigermaßen stabilen Zahlen heuer eine vergleichsweise gute Nachricht.“ Auch wenn bis Jahresende sicherlich noch mehr neu abgeschlossene Ausbildungsverträge hinzukommen – Ende 2023 waren es insgesamt 4.458 – könne der Bedarf der Betriebe dennoch nicht gedeckt werden, erläutert Schreiner: „Die Unternehmen können und wollen noch viel mehr ausbilden. Doch die Bewerberlücke wächst.“
Licht und Schatte in den Branchen
2.332 aktive Ausbildungsbetriebe und insgesamt knapp 11.000 Ausbildungsverhältnisse gibt es in Industrie, Handel, Dienstleistungen und Tourismus im IHK-Bezirk Niederbayern. Der Blick auf die Ausbildungszahlen in den einzelnen Wirtschaftsbereichen bietet Licht und Schatten. So konnten etwa der Handel (+1,3 Prozent) und vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe (+11,8 Prozent) mehr neue Auszubildende gewinnen – unter anderem diese Branchen hatten allerdings während Corona auch die deutlichsten Rückgänge verkraften müssen. Der Zuwachs jetzt erfolgt daher von einem immer noch niedrigen Niveau. In den technischen Ausbildungsberufen, die vor allem in der Industrie zu finden sind, fällt der Rückgang der Neuanfänger hingegen mit -2,2 Prozent etwas stärker aus. Lediglich die Elektrobranche konnte hier zulegen.
„Für die Entwicklung der Ausbildungszahlen sind immer unterschiedliche Faktoren verantwortlich. Der Rückgang in der Industrie ist aber auch eine Folge der konjunkturellen Entwicklung. Die Industriebetriebe sind das Rückgrat der niederbayerischen Wirtschaft. Ungelöste Fragen beim Thema Energie, hohe Preise, die Steuer- und Bürokratiebelastung und nicht zuletzt eine Wirtschaftspolitik, die die Unternehmen als ‚industriefeindlich‘ beschreiben, rauben den Betrieben jedoch die Kraft. Das wirkt sich irgendwann auf die Bereiche Personal und Ausbildung aus“, warnt der IHK-Hauptgeschäftsführer.
Ausbildung führt zum Wunschberuf
Wenn sich junge Menschen einmal für die berufliche Ausbildung entschieden haben, zeigen sie sich von diesem Weg überzeugt. Schreiner verdeutlicht das mit den Niederbayern-Ergebnissen der aktuellen IHK-Auszubildendenumfrage. „80 Prozent der befragten Azubis sehen die Ausbildung als gute Basis für das weitere Berufsleben, 71 Prozent haben mit der Ausbildung ihren Wunschberuf gefunden. Das spricht für die hohe Qualität der beruflichen Bildung, zeigt aber auch, wie wichtig das Thema Berufsorientierung ist.“ Die Vielfalt und die Vorzüge der Ausbildung müssen bei den Jugendlichen und ihren Eltern noch besser bekannt gemacht werden, betont Schreiner. Denn gerade bei den Fachkräften mit beruflicher Aus- und Weiterbildung herrsche in den Betrieben der größte Mangel – weniger bei Akademikern. „Da gleichzeitig der Trend zum Studium anhält, bedeutet das: Wir bilden derzeit am Bedarf der Wirtschaft vorbei aus“, kritisiert Schreiner.
Hier hakt die IHK mit unterschiedlichen Projekten, Kampagnen und Initiativen ein. Die Zielgruppe der Schüler erreichen etwa die IHK-AusbildungsScouts – junge Azubis, die in den Schulklassen authentisch und auf Augenhöhe von ihrer Ausbildung berichten. Was das „Lebensgefühl Ausbildung“ ausmacht, vermitteln unterschiedliche Social Media-Kampagnen, an denen sich Betriebe und Azubis auch selbst beteiligen können. Und beispielsweise Studienzweifler werden mit gezielten Informationen und Angeboten „abgeholt“, um sie für die berufliche Bildung zu gewinnen. Die Unternehmen unterstützt die IHK mit Beratung, Informationen und Workshops, um neue Wege bei der Suche nach Auszubildenden und Fachkräften zu erschließen. Die Bandbreite reicht dabei vom WhatsApp-Praktikum bis zum „Azubi-Influencer“, bewährte Instrumente wie beispielsweise der Auftritt auf Ausbildungsmessen oder das Angebot von Praktika gehören aber ebenso dazu.
1. September ist keine Deadline
„Wir müssen allen klar machen, welche hervorragenden Chancen und vielfältigen Möglichkeiten eine Karriere mit Ausbildung bietet. Deswegen ist auch wichtig: Der 1. September ist keine Deadline für den Beginn der Ausbildung. Eine Ausbildung kann an jedem Tag im Jahr starten“, lautet der Appell von IHK-Hauptgeschäftsführer Schreiner.