IHK-Medieninformation
Niederbayerns Unternehmen bleiben innovativ – doch wie lange noch?
Medieninformation: IHK-Innovationsreport zeigt Fachkräftemangel und Bürokratie als Hemmfaktoren (16.01.2024)
Ordnen die Niederbayern-Ergebnisse des Innovationsreports kritisch ein: (v.l.) IHK-Präsident Thomas Leebmann und IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner.
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Forschung und Entwicklung für die Produkte und Dienstleistungen von morgen – darin müssen Unternehmen nahezu aller Branchen investieren, um international wettbewerbsfähig zu bleiben und sich in einem schwierigen Umfeld zu behaupten. Wie es um die Innovationstätigkeit in der Wirtschaft steht, das hat die IHK-Organisation in der bundesweiten Unternehmensbefragung „Innovationsreport“ erhoben, aus der nun auch die regionalen Ergebnisse vorliegen.
„Während bundesweit die Innovationsaktivität in der Wirtschaft auf einem historischen Tiefststand angekommen ist, können sich die niederbayerischen Betriebe noch gut behaupten. Innovation bleibt für die regionale Wirtschaft ein wichtiger Erfolgsfaktor. Diese starke Position ist aber in Gefahr – in Niederbayern schlagen die gleichen Risikofaktoren zu wie in ganz Deutschland“, fasst IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner die Umfrageergebnisse zusammen.
Überdurchschnittliche Innovationstätigkeit in Niederbayern, aber auch überdurchschnittlich hohe Risiken
Für ihn belegen die Niederbayern-Werte, wie wichtig die Industrie für den Wirtschaftsraum ist: „Der weitaus überwiegende Teil der niederbayerischen Betriebe, die sich an der Umfrage beteiligt haben, kommt aus der Industrie, mit einem Schwerpunkt auf Metall, Elektro und Maschinenbau. Das entspricht auch der Wirtschaftsstruktur in Niederbayern. Dass 86 Prozent der befragten regionalen Unternehmen ihre Innovationstätigkeit nicht einschränken oder sogar erhöhen wollen, ist daher zunächst eine gute Nachricht. In allen Werten liegt Niederbayern hier über dem Bundesschnitt“, berichtet Schreiner. Aber, schränkt der IHK-Chef ein: Die Risiken für die weitere Entwicklung der Innovationstätigkeit legen regional ebenfalls überdurchschnittlich zu. „Auch wenn Niederbayerns Wirtschaft von einem höheren Niveau kommt – der Mangel an Fachkräften und die zunehmende Bürokratie bremsen die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft aus, in der Region noch stärker als in Deutschland insgesamt“, sagt Schreiner. In rund drei Viertel der befragten Betriebe sorgen demnach Fachkräftemangel und Bürokratiebelastung dafür, dass die Kapazität für die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen fehlt. „Die Unternehmen haben bereits mit vielen Problemen und Herausforderungen zu kämpfen. Wenn sie sich dann noch mit bürokratischen Verfahren, langwierigen Genehmigungen und überflüssigen Dokumentationspflichten herumschlagen müssen, fehlt ihnen die Kraft für Neues“, warnt Schreiner.
Die Umfrage nennt dafür konkrete Beispiele: Demnach müssen die Betriebe etwa einen hohen Aufwand betreiben, um Neuentwicklungen rechtlich schützen zu lassen oder winken bei komplizierten Antragsverfahren für Förderprogramme zunehmend ab. Nicht zuletzt wirkt aus Sicht der Betriebe die aktuelle Wirtschaftspolitik wie ein Innovationshindernis: Mehr als die Hälfte der Betriebe vergibt in der Umfrage die Schulnote „mangelhaft“ für die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung, über ein Viertel gibt der Regierung eine glatte 6. Die Landesregierung schneidet nur leicht besser ab. Insgesamt führt das dazu, dass sich die Rahmenbedingungen für Innovation in der Wirtschaft zusehendes verschlechtern – am Standort Niederbayern wie bundesweit.
IHK-Präsident Leebmann: Unternehmen brauchen Freiräume, um neue Exportschlager zu entwickeln
IHK-Präsident Thomas Leebmann zieht daher ein ernüchtertes Fazit aus dem Innovationsreport: „Made in Germany und gerade auch ‚made in Niederbayern‘ war lange Zeit ein international anerkanntes Qualitätssiegel. Die Politik ist drauf und dran, diesen Vorzug zu verspielen. Wir brauchen dringend ein innovationsfreundliches Umfeld, das den Unternehmen die Freiräume gibt, um neue Exportschlager zu entwickeln. Konkrete Forderungen der Unternehmen dazu sind etwa schnell und einfach zu nutzende Förderprogramme, Technologieoffenheit, Orientierung an der betrieblichen Praxis sowie letztlich mehr Vertrauen der Politik in die Wirtschaft. Kurzum: Wir brauchen Innovationsbeschleuniger anstatt der kleinteiligen Detailvorgaben, in denen sich die Regierung gerade verheddert.“ Der Präsident weist aber auch darauf hin, wo sich die Unternehmen zu Forschung und Entwicklung Hilfe holen können: Spezialisierte Berater der IHK unterstützen die Betriebe etwa dabei, beim komplexen Thema Schutzrechte voranzukommen, sich im Dickicht der Förderprogramme zurechtzufinden oder einen besseren Zugang zu Forschungskooperationen und Projekten zum Technologietransfer zu erhalten. Die IHK-Akademie vermittelt in Seminaren, Workshops und Firmenschulungen Wissen rund um die Innovationstätigkeit. Direkt einbringen können sich die Unternehmen und ihre Entwicklungsverantwortlichen durch die entsprechenden Netzwerke der IHK. Darüber hinaus stehen die Regionalbetreuer der IHK den Betrieben bei unternehmerischen Fragen zur Verfügung und stellen den Kontakt zu den Fachberatern der IHK her.