IHK Niederbayern
ifo-Präsident skizziert konjunkturelle Lage und fordert Politik zum Handeln auf
Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle. Das Vorkrisenniveau aus der Vor-Corona-Zeit ist nach wie vor nicht erreicht, die Wachstumsraten bleiben niedrig. Woran das liegt, skizzierte ifo-Präsident Clemens Fuest bei den 4. Niederbayerischen Wirtschaftsgesprächen. Die Wirtschaftsgespräche fanden 2024 in der Stadthalle Dingolfing statt, knapp 450 Gäste aus Politik und Wirtschaft kamen.
Blickten auf die wirtschaftliche Lage Deutschlands und der Region: ifo-Präsident Clemens Fuest (links) und IHK-Präsident Thomas Leebmann
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Der Hauptredner bei den 4. Niederbayerischen Wirtschaftsgesprächen Clemens Fuest blickte auf die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands und sparte nicht mit konkreten Handlungsempfehlungen in Richtung Politik.
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Seine Aussagen untermalte Fuest mit vielen Statistiken.
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Nach dem Vortrag stand der ifo-Präsident natürlich noch für Interviews zur Verfügung.
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Vor dem ifo-Präsident sprach aber der IHK-Präsident: Thomas Leebmann betonte die Unzufriedenheit der Unternehmer mit der Politik.
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Die Stadthalle Dingolfing war gut gefüllt. Knapp 450 Gäste aus Politik und Wirtschaft kamen zu den Wirtschaftsgesprächen.
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Die IHK-Spitze mit dem ifo-Präsidenten: (v.l.) Die IHK-Vizepräsidenten Jürgen Greipl und Michaela Baumgartner, IHK-Präsident Thomas Leebmann, ifo-Präsident Clemens Fuest, IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner sowie die IHK-Vizepräsidenten Max-Georg Graf von Arco auf Valley und Franz-Xaver Birnbeck.
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Der Austausch kam im Rahmen der IHK-Veranstaltung natürlich auch nicht zu kurz.
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Der ifo-Präsident stellte in seinem Vortrag ein Problem heraus: den Arbeitskräftemangel, der Unternehmen aller Branchen betrifft und sich wegen der demographischen Entwicklung weiter verschärft. Dabei sei die Zahl der Arbeitskräfte in Deutschland eigentlich auf einem Rekordniveau, im Vergleich zu 1991 gebe es hier ein Plus von 15 Prozent. “Die Zahl der Arbeitsstunden hat sich aber nicht erhöht. Immer mehr arbeiten in Teilzeit, immer weniger in Vollzeit”, erläuterte Fuest und forderte die Politik auf, Anreize zu schaffen, damit mehr Menschen in Vollbeschäftigung gehen. “Arbeit muss sich wieder mehr lohnen”, sagte der ifo-Präsident und verdeutlichte, dass dies aktuell nicht immer der Fall ist.
“Arbeit muss sich wieder lohnen”
Fuest zeigte das an einem konkreten Beispiel: Ein Ehepaar mit zwei Kindern hat bei einer Gesamt-Arbeitswochenzeit von 37,5 Stunden ein Bruttoeinkommen von 3.000 Euro pro Monat. Der Elternteil, der sich aktuell voll auf die Kinderbetreuung fokussiert, überlegt nun eine 25-Stunden-Wochenstelle anzunehmen, das gesamte Bruttoeinkommen der Familie würde damit von 3.000 auf 5.000 Euro steigen. Berechnungen des ifo-Instituts haben ergeben, dass in Gegenden mit hohen Mieten das verfügbare Einkommen der Familie aber trotzdem nur marginal steigt – um gerade einmal 32 Euro pro Monat. Fuest erklärte auch, woran das liegt: Mit höherem Einkommen fällt der Anspruch auf Sozialleistungen weg, dazu kommen höhere Abgaben. “Das ist absurd, hier muss die Politik etwas unternehmen. Der Staat sollte nicht Menschen bestrafen, die arbeiten wollen”, bekräftige Fuest und bekam dafür viel Applaus aus der Zuhörerschaft.
Fuest spricht sich gegen Subventionen aus
Klar sprach sich Fuest gegen weitere Subventionen aus. “Durch Subventionen entsteht keine neue Wertschöpfung. Vielmehr muss die Politik Rahmenbedingungen schaffen, die es Unternehmen ermöglichen zu expandieren.” Was ihm zufolge ebenfalls auf der To-do-Liste der Politik stehen muss: ein konsequenter Bürokratieabbau, eine Steigerung der öffentlichen Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung, eine weniger kleinteilige Klimapolitik und eine Erhöhung des Energieangebots. So könne der Wirtschaftsstandort Deutschland wieder gestärkt werden. Kritik übte der ifo-Präsident zudem am Bundeswirtschaftsministerium. Hier werde zu oft der Klimaschutz gegen Wirtschaftswachstum ausgespielt – ein Irrweg. “Das primäre Ziel des Bundeswirtschaftsministeriums muss die undifferenzierte Ausweitung der Produktionskapazitäten sein”, sagte Fuest.
IHK-Präsident: Politik muss unternehmerische Freiheit zulassen und fördern
IHK-Präsident Thomas Leebmann sprach in seiner Einführung zu den Wirtschaftsgesprächen die wachsende Unzufriedenheit der Unternehmer mit der aktuellen Wirtschaftspolitik an. Der Grund? Die Politik gehe etwa den Abbau der Bürokratie nicht schnell genug an, die Genehmigungsverfahren seien nach wie vor viel zu langsam, die Energiepreise im internationalen Wettbewerb deutlich zu hoch. Die Folgen? “Unternehmen stellen ihre Investitionen zurück oder verlagern sie ins Ausland. Die hohen Kosten steigen weiter. Und unser Standort verliert international an Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit” kritisierte Leebmann. Auch der IHK-Präsident gab der Politik klare Forderungen mit auf den Weg: “Statt den Unternehmen immer mehr finanzielle oder bürokratische Belastungen aufzuerlegen, statt ihr Geschäft mit praxisfernen Detailvorgaben und Auflagen zu blockieren, muss die Politik unternehmerische Freiheit nicht nur zulassen, sondern aktiv fördern.”