Titelthema

Von Menschen für Menschen

Jedes zehnte Unternehmen nutzt KI im Personalbereich. Zum Einsatz kommt sie bei maschinellem Lernen, der Verarbeitung von Sprache und in anderen KI-Technologien, um Personalaufgaben zu automatisieren und Entscheidungsträger zu unterstützen. KI war auch Thema der IHK-Vortragsreihe „Forum Personal“.
Personalentscheider kämpfen alle mit ähnlichen Herausforderungen: Arbeitskräftemangel, Überkapazitäten, neue administrative Anforderungen, Marktänderungen oder betriebsinterne Bedürfnisse. Referentin bei der aktuellen Ausgabe des „Forum Personal“ war Prof. Dr. Marina Fiedler von der Universität Passau, Lehrstuhl für Management, Personal und Information. Sie präsentierte den etwa 50 Unternehmern und Personalverantwortlichen aus niederbayerischen Betrieben aller Branchen in den Räumen der IHK Deggendorf zunächst eine eindrucksvolle Studie. Betriebe, die KI einsetzen, sind demnach deutlich produktiver. Sie erledigen im Durchschnitt 12 Prozent mehr Aufgaben und diese sogar über 25 Prozent schneller - und produzieren dabei signifikant hochwertigere Ergebnisse, sogar mehr als 40 Prozent höhere Qualität im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Die Gefahr, deshalb faul, achtlos und weniger fähig in der eigenen Urteilsfähigkeit zu werden, bestehe jedoch nicht. „KI hat die menschliche Leistung bei mehreren Benchmarks übertroffen wie bei der Bildklassifizierung, dem visuellen Denken und dem Sprachverständnis. Bei komplexeren Aufgaben liegt sie jedoch zurück“, sagte Fiedler. Die meisten Teilnehmer der IHK-Veranstaltung verwenden KI bereits in ihren Unternehmen. Sie nannten Beispiele wie das Erstellen von Anzeigen oder Pressemitteilungen, Personalplanung oder sogar das Formulieren von Leitbildern. Klar wurde: Der Einsatz von KI orientiert sich an der der Strategie der jeweiligen Organisation und am „Mitarbeiter-Lebenszyklus“.
Das Wichtigste zur Anwendung von KI im HR-Bereich sei die Erhebung von Daten im Unternehmen. Wenn diese in ausreichender Menge und Qualität vorliegen, hilft KI schnell zu erkennen, welche Arbeitskräfte welche Fähigkeiten haben oder über die Jahre erwerben konnten, wie sich der Markt entwickelt, wer für die Besetzung einer Rolle in Frage kommt oder wie Teams zusammenzusetzen sind. KI kann dazu beitragen, zielgenau auf Kandidaten zuzugehen, Stellen schneller zu besetzen durch einen breiteren Pool an Kandidaten potenziell zufriedenere Mitarbeiter aufgrund einer besseren Passung zu haben und deren Laufbahnplanung zu unterstützen. „KI hilft zu erkennen, welche Fähigkeiten im Unternehmen vorhanden sind, wer über welche verfügt, worin Überschneidungen und Unterschiede bestehen oder wie sich bestimmte Fähigkeiten und Fähigkeitencluster auf weitere Parameter auswirken“, so Fiedler. Das datenbasierte Kennenlernen der Mitarbeiter auf einem höheren Niveau mache es möglich, einen internen Talentmarktplatz zu schaffen, um ein genaueres Matching zu offenen Stellen und Aufgaben zu schaffen. Jedoch sei es nicht ratsam, sich bei Personalentscheidungen ausschließlich von den Daten treiben zu lassen.
Auch ein anderer Trend wird sich laut Prof. Fiedler fortsetzen: Im Personalbereich kommt es zum Wachstum bei Spezialisten, Hoch-Qualifizierten, Analysten und Entwicklern. KI ersetze nicht grundsätzlich HR-Arbeitsplätze, trage aber zur Transformation bei. „Damit werden das Lernen und die Orientierung in diesen Bereichen immer wichtiger“, sagte Fiedler. Die Referentin zeigte auch Grenzen der KI für Mitarbeiter und Organisationen auf. Angst vor Arbeitsplatzveränderung, Datenschutz, der rechtliche Rahmen von KI oder Expertise-Verlust waren hier die Schlagworte und es wurde klar: Die Begleitung durch Menschen ist immens wichtig und unersetzbar. Im anschließenden Workshopteil zeigte sich, dass KI vor allem im Recruiting und in der Weiterentwicklung hilfreich sein kann.
Der Praxis-Workshop „Profi-Dialog mit der KI: Effektives Prompting mit ChatGPT in der Personalentwicklung“ wurde von Karl Heinz Friedrich, Bereichsleiter Berufliche Bildung der IHK Niederbayern, geleitet.Die HR-Experten bekamen mit einem Impulsvortrag einen ersten Eindruck zu den Einsatzmöglichkeiten und Anwendungsfeldern von ChatGPT im Bereich der Personalentwicklung und konnten in Gruppenarbeit ihr gelerntes KI-Wissen direkt anwenden und üben.
Das Fazit des Tages lautete: KI ist – mit einer Halbwertszeit von nur acht Monaten – gekommen, um zu bleiben und den Mitarbeitern wertvoller Unterstützung zur Seite zu stehen. „Wir haben jetzt einen guten Überblick zum aktuellen Forschungsstand und zum praktischen Einsatz von im HR relevanten KI-Tools. Klar ist auch, dass wir aus Unternehmenssicht nicht von der KI in den Schatten gestellt werden.
Es braucht auch Menschen, die mit der KI professionell und produktiv umgehen können“
, fasste eine Teilnehmerin zusammen.

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