Unternehmen

Hightech für den Acker

Technologien, die bei der harten Arbeit unterstützen, sind in der Landwirtschaft allgegenwärtig. Das Potenzial ist allerdings längst nicht ausgeschöpft. Die HORSCH LEEB Application Systems GmbH spielt eine entscheidende Rolle in der Gestaltung der Landwirtschaft der Zukunft.
HORSCH LEEB ist Hersteller von Pflanzenschutzgeräten für den Ackerbau. Zielgruppe sind professionelle Landwirte weltweit. „Dafür ist aus unserer Sicht nicht die Betriebsgröße ein Indikator, sondern die spezifischen Ansprüche an die einzelnen Arbeitsgänge. Daher ist unser Produkt- und Ausstattungsportfolio groß“, sagt Geschäftsführer Theo Leeb. Obwohl das Unternehmen erst im Jahr 2011 gegründet wurde, blickt HORSCH LEEB auf eine deutlich längere Historie zurück. Die GmbH ging aus der Zusammenarbeit der langjährigen Geschäftspartner HORSCH und LEEB hervor, die bereits in den 90er Jahren gemeinsame Projekte umgesetzt hatten. Die erste Entwicklung in Zusammenarbeit war im Jahr 1995 eine Selbstfahrerspritze, also ein selbstfahrendes Fahrzeug zum Ausbringen von Dünger und Pflanzenschutzmitteln. Aus der projektbezogenen Kooperation wurde ein Zusammenschluss: Die HORSCH LEEB Application Systems GmbH entstand. „Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich der Bereich Pflanzenschutztechnik sehr stark. Während es Ende des Jahres 2012 noch 50 Mitarbeiter waren, sind es heute rund 630“, berichtet Leeb.

Zukunftsorientierte Erweiterung

In den letzten Jahren blickt der Bereich Pflanzenschutz bei HORSCH LEEB auf ein nie da gewesenes Wachstum zurück. Die Gründe dafür sind vielfältig: Der Zugewinn von Marktanteilen durch innovative Entwicklungen, neue Produkte und die Internationalisierung des Bereiches Pflanzenschutz durch die aktive Erschließung neuer Märkte. Das stetige Wachstum hatte Auswirkungen auf den Standort in Landau an der Isar. „Vom Platz her sind wir an unsere Grenzen gestoßen. Und das bedingt dann einen Kompromiss in der Montage. Die Platzenge hat Effizienz gekostet und nicht förderlich zur Qualität beigetragen“, blickt Leeb zurück. Deshalb entschied man sich, eine neue Halle zu bauen. Im ersten Bauabschnitt wurde die Lagerfläche erweitert und ein automatisches Kleinteillager installiert. Der zweite Bauabschnitt, der Ende 2023 abgeschlossen wurde, erweiterte die Montagefläche um 8.000 Quadratmeter.
Nun stimmen die Rahmenbedingungen für weitere Entwicklungsstufen. Das Team ist fortlaufend auf technische Innovationen konzentriert. Theo Leeb ist überzeugt, dass die Landwirtschaft im Bereich der Autonomie und Automatisierung der Automobilbranche weit voraus ist. Schon seit 30 Jahren würden Schlepper per GPS auf den Feldern ohne Einwirken des Fahrers unterwegs sein. „Im Bereich der reinen Autonomie erproben wir bereits Lösungen im praktischen Einsatz. Dabei stellten wir uns zunächst die Frage: Warum Autonomie? Geht es für uns darum, den Arbeitsprozess zu optimieren, oder geht es darum, Personal einzusparen? Was wir bereits gelernt haben, ist, dass es schwierig ist, einen autonomen Prozess darzustellen, da die Natur keine industrielle kalkulierbare Umgebung ist. Auf der anderen Seite ist für uns die Qualität des Arbeitsprozesses von enormer Bedeutung. Von daher liegt unser Fokus darauf, Mitarbeiter zu entlasten und die Arbeitsqualität zu verbessern und hierfür benötigt es hochautomatisierte Prozesse.“

Mit KI Unkraut bekämpfen

Auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz gehört bei HORSCH LEEB bereits zum Standard. Unter anderem wird KI beim SpotSpraying genutzt. Diese Methode soll eine punktgenaue Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln ermöglichen, was gerade im Hinblick auf Vorgaben der EU zur Einsparung von Pflanzenschutzmitteln notwendig ist. Doch wie trifft man Unkraut und nicht die Kulturpflanzen selbst? Dafür entwickelt das Unternehmen eine Künstliche Intelligenz, die Pflanzen erkennen kann. Um die KI-Modelle zu trainieren, ist vor allem geeignetes und umfangreiches Bildmaterial notwendig. Grundlagen, die eine KI benötigt, und wie ein Modell aussieht, wurden gemeinsam mit dem DFKI, dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, erarbeitet. Eine Vielzahl von Bildern, in denen Zuckerrüben von Unkraut unterschieden wurden, sind in das KI-Modell eingeflossen.
 
„Es gibt zwei Ansätze: Beim einen werden die einzelnen Unkräuter erkannt, beim anderen ‚nur‘ die Kulturpflanze. Wir fokussieren uns zunächst auf die Erkennung der Kulturpflanzen durch die KI“, schildert Theo Leeb. Er erklärt, dass für eine hohe Erkennungssicherheit eine große Anzahl an Bildern notwendig ist, die alle relevanten Wachstumsstadien und Lichtverhältnisse abdecken. Ein kontinuierliches „Nachtrainieren" ist entscheidend für eine gute Erkennungsleistung. „Die Zuckerrübe war für uns die Testkultur, in der wir das System trainierten. Denn was Rübe ist, wird nicht behandelt und alles andere Grüne ist dann Unkraut und wird besprüht“, folgert Leeb. Allerdings sagt er auch: „SpotSpraying wird nie hundert Prozent der Unkräuter treffen.“ Manche Pflanzen werden von der Kamera bislang nicht erkannt, andere rutschen durch das Erkennungsmodell. Somit liegt weiterhin viel Arbeit vor dem Team von HORSCH LEEB.
Die Herausforderungen sind groß, doch ebenso groß sind die Chancen, die durch den Einsatz modernster Technologien entstehen.
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