Titelthema

Der lange Weg zur Windkraft

Eine bezahlbare und klimaneutrale Technologie für energieintensive Industrieunternehmen ist überlebenswichtig – darüber sind sich die niederbayerischen Unternehmer einig. Claus Girnghuber, Geschäftsführer der Girnghuber GmbH in Marklkofen, ist ein Freund der Tat und beschloss 2022, ein Windrad zu bauen. Der Weg ist jedoch lang und die Hürden sind hoch.
Ministerpräsident Markus Söder sagt, er sehe Bayern auf einem guten Weg. Bis zum Jahr 2030 werde Bayern bei der Erzeugung von Windstrom an Land im Bundesvergleich die Nummer eins sein können. Experten äußern sich dagegen kritisch: Es gehe alles viel zu langsam. Claus Girnghuber möchte seit Jahren einen Teil des Stroms für seinen Betrieb wegen der hohen Energiekosten auf klimaneutrale Art selbst erzeugen. Girnghubers Plan: den Strombedarf zu über 60 Prozent selbst decken. Das Windrad könnte im Jahr bis zu 10 GWh Strom für sein Unternehmen produzieren. „Wirtschaftlich treffen uns die dramatisch gestiegenen Energiepreise sehr, wir alle leiden unter der Inflation und fehlenden Planungssicherheit“, sagt der Unternehmer. Die Firma trage Verantwortung für die Belegschaft: Die Girnghuber GmbH beschäftigt in Marklkofen aktuell 320 Mitarbeiter. Das geplante Windrad soll dem Standard von 250 Metern entsprechen. 6 bis 7 Millionen Euro will Ziegelei-Chef Girnghuber in den Bau investieren. Die bürokratischen Hürden sind jedoch hoch und die Prozesse langwierig, zu berücksichtigen sind viele Dinge. Die IHK Niederbayern hat das Projekt gemäß ihres gesetzlichen Auftrags für wirtschaftsfreundliche Standortbedingungen ausdrücklich begrüßt und sofort befürwortet. Laut „Gutachten zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung“ sind bei Girnghubers geplantem Windrad auch aus Naturschutzsicht weder bau- noch anlagen- und betriebsbedingt Beeinträchtigungen von Arten zu erkennen, die ein Schädigungs- oder Störungsverbot berechtigen würden. Weiter heißt es hier jedoch: „Es wurde dargelegt zu prüfen, inwieweit unter der künftigen standörtlichen Rahmensetzung (…) ein zweijähriges Gondelmonitoring betreffend Fledermäuse erforderlich bzw. verhältnismäßig ist.“
Claus Girnghuber zum aktuellen Stand des Projekts:
Wir sind auf allen Ebenen noch mitten im Genehmigungsprozess, sowohl was die Regionalplanung, die Bauleitplanung als auch die immissionsschutzrechtliche Genehmigung betrifft, obwohl alle Beteiligten sehr kooperativ zusammenarbeiten.
Der regionale Planungsverband in Landshut, die Gemeinde Marklkofen und die Girnghuber GmbH sind sich einig, gemeinsam auch die lokale Energieerzeugung in der Region vorantreiben zu wollen. Mit Windkraft, Sonnenenergie und Wasserstoff als langfristigem Ersatz für Erdgas solle die Energiekrise gemeistert und der CO2-Ausstoß verringert werden. „Wir brauchen langfristig klimaneutrale Alternativen zu fossilen Energieträgern,“ sagt der Unternehmer. Aus seiner Sicht – und mit der Erfahrung seines Windrad-Projekts – sei das aber wegen der gesetzlichen Vorgaben kaum in den nächsten Jahren technisch umsetzbar. Am Produktionsstandort Marklkofen versorgt sich die Girnghuber GmbH (GIMA) derzeit mit ca. 20 Prozent Strom über eigene PV-Anlagen von den eigenen Dächern.
Die Hoffnung, dass nach der langen und zähen Vorbereitungszeit doch der baldige Startschuss für das Windkraftprojekt fällt, hat Claus Girnghuber noch nicht ganz aufgegeben. „Wir sehen viel Potenzial in der Windkraft und vielleicht können wir ja als Pioniere für die Region und als Beispiel für andere Unternehmen unseren Beitrag zur erfolgreichen Zukunft der niederbayerischen Wirtschaft leisten.“

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