Standort

Die Zeitenwende läuft schon

68 Prozent aller Unternehmen halten KI für die wichtigste Zukunftstechnologie. Diesem Thema widmete sich auch der Wirtschaftstag der Wirtschaftsjunioren Dingolfing-Landau. Die WJ feiern dort aktuell ihr 25-jähriges Bestehen.
Es war die zentrale Frage des Wirtschaftstages, die Stefanie Vögl, erste Vorsitzende der WJ Dingolfing-Landau, dem Publikum stellte: „Ist KI wirklich der Beginn einer neuen Ära?“ Eine Frage, die viele beschäftigt, denn 200 Gäste waren – traditionell in den Räumen des BMW Group Werk Dingolfing – mit dabei. Vorab hatten die Besucher die Möglichkeit, die IT-Messe im Rahmen der „Innovation Challenge“ oder eine Montage-Tour mit Einblicken in die Digitalisierungsbereiche des Werkes zu besuchen.
Zurück zur Verantwortung
lautete das Thema des Vortrages von Wolfgang Grupp, Kult-Unternehmer und Ex-Geschäftsführer des Burladinger Textil- und Bekleidungsherstellers Trigema. In gewohnt schlagfertiger Manier bot Grupp einen Einblick in seine unternehmerischen Werte, die er auf solides Wachstum in der Heimat stützt. Er forderte verbesserte Rahmenbedingungen, in denen Unternehmen agieren können, etwa Steuerreduktionen im Bereich der Überstunden, die bei der aktuellen Arbeitskräfteknappheit angemessen seien. Größtes Kapital seien stets die Mitarbeiter. Wolle man gute Arbeitskräfte, müsse man diese anreizen, etwa mit konstanten Lohnerhöhungen. „Wir brauchen Leute, die Leistung bringen“, betonte Grupp. Um „mehr Luft für mehr Mitarbeiter“ zu ermöglichen, warte er „sehnsüchtig“ auf den Einsatz von KI im Bereich der Fertigung, die eine gewisse Automation bringe. Ein entscheidender Faktor sei laut Grupp auch eine konstante und zügige Entscheidungsfindung. „Probleme muss man lösen, wenn sie klein sind“, erläuterte er.
Mit KI beschäftigten sich auch die beiden Referenten Kai Grunwitz, Geschäftsführer von NTT Deutschland,  Anbieter von Business- und IT-Lösungen mit Hauptsitz in Japan und Dr. Tobias Girschick, Head of Digital Business der Dräxlmaier Group in Vilsbiburg.
Kai Grunwitz stellte gleich zu Beginn klar: „KI ist kein Hype. KI geht nicht wieder weg. Es ist das Disruptivste, was wir in den letzten Jahrhunderten – ja vielleicht Jahrtausenden – gesehen haben.“ Lange habe man gesagt, Maschinen könnten nicht kreativ sein – jetzt zeichneten sich die Veränderungen ab. Man stehe in der Verantwortung und müsse Rahmenbedingungen schaffen – „denn wir wollen etwas Gutes bewegen.“ Das eigentlich Künstliche an der KI gebe es gar nicht – immerhin sei es immer noch ein Dienst der Menschheit. „Wir reden über ein Tool. Wir reden nicht darüber, dass sie alles für uns löst“, erklärte Grunwitz, „sondern wir müssen es lösen.“ Grundsätzlich umfasse der Großbegriff KI unterschiedliche Lerntypen: Neben dem klassischen „Machine Learning“ gebe es das „Deep Learning“, das selbständige Lernen und Analysieren von Daten sowie die „Gen AI“, die fortgeschrittene Intelligenz, die originelle und kreative Inhalte generiert. Dabei solle allerdings eins klar sein, betonte Grunwitz: „Es ist alles nur ein Code. Kein göttliches Wesen.“

Dr. Tobias Girschick stellte in seinem Referat „KI ist überall – eine Industrieperspektive“ zunächst die Dräxlmaier Group vor und deren Credo: „Man muss sich etwas trauen.“ Dräxlmaier habe sich bereits früh mit KI befasst. Laut einer neuen Studie sollen 60 Prozent aller Arbeitnehmer Schulungen in Prompt Engineering erhalten. „Das ist ein Fingerzeig, dass viele Unternehmen die Zeichen der Zeit erkannt haben.“
Pikant ist dabei: 50 Prozent der ChatGPTNutzer verwenden den Chatbot bereits auf beruflicher Ebene – 17 Prozent davon verschweigen dies jedoch ihren Unternehmen. „Das kann durchaus eine große Sicherheitslücke sein. Aber da ist eben schon eine Zeitenwende im Gange“, sagte der Experte.

Sein Tipp an alle Neulinge: „Anfangen!“ Denn KI sei gekommen, um zu bleiben. Auch diese Feststellung sorgte beim Jubiläums-Wirtschaftstag für reichlich Gesprächsstoff bei der engagierten jungen Wirtschaft.

Industrie- und Handelskammer Niederbayern
Nibelungenstraße 15
94032 Passau
Telefon: +49 851 507-0
Fax: +49 851 507-280
E-Mail: ihk@passau.ihk.de