Beratung und Service

Lösungen für eine komplexe Arbeitswelt

Die Gegenwart ist komplex, und die Zukunft erst recht. Wenn die IHK Niederbayern daher zu einem „Zukunftstag“ rund um Fachkräfte und berufliche Bildung lädt, dann muss sich das Programm um eine Vielzahl von Themen und Herausforderungen drehen. Ende September fand die erste Veranstaltung in diesem Format am IHK-Standort in Straubing statt, der Einladung folgten Vertreter von regionalen Unternehmen, Berufsschulen und Gewerkschaften.

Drei D's prägen den Arbeitsmarkt der Zukunft: Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demografie

Eine Datengrundlage für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt der Zukunft legten hier zunächst die Experten aus dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung. Sie sprachen von „den drei großen D“: Digitalisierung, Dekarbonisierung (die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft), und nicht zuletzt Demografie. Allein das letzte „D“ wird bereits für spürbare Veränderungen sorgen – so wird die Bevölkerung die Niederbayern in den kommenden Jahren zwar wachsen, aber auch älter werden. Die Folge: Der Anteil der Erwerbsbevölkerung geht deutlich zurück. Die fortschreitende Digitalisierung wiederum verändert den Arbeitsmarkt an sich. Bestehende Arbeitsplätze fallen weg, gleichzeitig entstehen neue – aber mit veränderten Anforderungen. Das führe zu „Passungsproblemen“, verdeutlichten die Arbeitsmarktforscher, und verschärfe den Fachkräftemangel.

Weiterbildung und Zuwanderung als Schlüssel zur Abfederung des Fachkräftemangels

Eine der wichtigsten Antworten auf diese Entwicklungen lautet „Bildung“. Das stellte beim Zukunftstag Sebastian Bengler von der Agentur für Arbeit in Straubing klar. Arbeitslose Fachkräfte an Unternehmen vermitteln – das komme in seiner Arbeit nicht vor, erläuterte Bengler. Der Fachkräftemarkt sei leergefegt und es gebe schlicht niemanden zu vermitteln. Die einzige Alternative aus seiner Sicht: Ungelernte und Helfer in der bestehende Belegschaft durch Förderung und Qualifizierung weiterzuentwickeln, um die Fachkräfte zu bekommen, die der Betrieb wirklich braucht. Mit Blick auf die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland, ohne die es ebenfalls nicht gehe, forderten die Teilnehmer der Veranstaltung mehr und bessere Angebote zur Sprachförderung ein.
Eine ganz andere Dimension der Fachkräftesicherung eröffnete in Straubing Sophie Rumpel vom DGB. Ihre Aufgabe war es, die Personalfachleute und Unternehmer zu sensibilisieren für die Belange und Interessen von queeren Personen in Arbeit und Ausbildung. „Wer sich damit nicht beschäftigt, hat ein handfestes unternehmerisches Risiko“, bekräftigte Rumpel. Dr. Michael Holzner vom Beratungsunternehmen iCONDU schließlich stellte die Methode des „systemischen Denkens“ vor, um sich in einer zunehmend komplexen Lebens- und Arbeitswelt zurechtzufinden und zu tragfähigen Lösungen zu gelangen. Drei Grundlagen seien dafür unabdingbar: das Denken in Zusammenhängen und Rückkopplungen, die Perspektivenvielfalt, um ein komplettes Bild eines Problems zu erhalten, sowie das Experimentieren, um gewohnte Muster zu hinterfragen und festgefahrene Strukturen aufzubrechen. Sein Appell an die Teilnehmer lautete: „Komplexität ist Teil unseres Erfolgsrezepts. Wenn’s einfach ist, kann es jeder. Verstehe Sie Komplexität als Chance!“ In einer anschließenden Übung zum Themenfeld „Soziale Nachhaltigkeit im Unternehmen“ konnten die Teilnehmer diese neue Denkmethode praktisch ausprobieren.