Recruiting Generation Y und Z
Bewerbungsprozess für Generationen Y und Z richtig gestalten
Den Bewerbungsprozess für die Generationen Y und Z ansprechend und unkompliziert zu gestalten, ist enorm wichtig. Ist zu viel Aufwand gefordert, verzichten viele auf eine Bewerbung. Unternehmen sollten deshalb alle Schritte von der Stellenanzeige bis zur Zu- oder Absage auf den Prüfstand stellen.
- Stellenanzeige richtig aufziehen
Wenn Unternehmen offene Stellen besetzen möchten, sollten sie schon beim Formulieren der entsprechenden Anzeigen die Wünsche der Generationen Y und Z berücksichtigen. Wichtig ist zunächst eine aussagekräftige Tätigkeitsbeschreibung. Unternehmen sollten die konkreten Aufgaben beschreiben und die Sinnhaftigkeit der Arbeit hervorheben, etwa an welchem konkreten Ziel mitgearbeitet wird. Zudem sollten sie beschreiben, wofür das Unternehmen steht und welches konkrete Engagement es für Umwelt oder Gesellschaft leistet.
Die Liste der Anforderungen an den Kandidaten gehört unbedingt dazu. Sie sollte aussagekräftig, aber nicht zu lang sein. Denn sind die geforderten Fähigkeiten zu kleinteilig, schreckt das Bewerbende der jungen Generationen eher ab. Sie haben häufig die Einstellung, dass sich über die Grundqualifikationen hinaus vieles noch dazulernen lässt.Zusätzlich sollte unbedingt der Unterpunkt “Was wir bieten” untergebracht werden. So können Unternehmen sich von der Konkurrenz absetzen und die Erwartungshaltung der jungen Nachwuchskräfte befriedigen. Unternehmen sollten hier aber nur jene Punkte angeben, die sie auch wirklich bieten können und wollen. Wird in der Stellenanzeige etwa eine bestimmte Homeoffice-Quote versprochen, diese aber im Arbeitsalltag später nicht eingehalten, sorgt dies schnell für Unmut. Eine Auswahl von Aspekten, mit denen Unternehmen punkten können und die sie in der Stellenanzeige hervorheben sollten:- ein gutes Arbeitsklima
- flexible Arbeitszeiten zur Gewährleistung einer guten Work-Life-Balance sowie Vereinbarkeit von Job und Privatleben
- Möglichkeiten zum mobilen Arbeiten; ggf. auch aus dem Ausland
- Weiterbildungen
- besondere Vergünstigungen wie subventioniertes ÖPNV-Ticket
- Kantine oder (kostenlose) Versorgung mit Getränken, Kaffee, frischem Obst o.ä.
- die Sinnhaftigkeit der Arbeit
- eine attraktive Vergütung
- Arbeitsplatzsicherheit, zum Beispiel gute Chancen auf Übernahme für Azubis
Allerdings sollten Unternehmen auch nicht zu viel schreiben. Sie laufen sonst Gefahr, dass die Ausschreibungen nicht gelesen werden oder wichtige Punkte untergehen. Aufzählungen oder Fettungen im Text helfen den Lesern, sich zu orientieren. - Bewerbungsverfahren ansprechend gestalten
Die Millennials, und stärker noch die Nachwuchskräfte aus der Generation Z, legen Wert auf schnelle, digitale Bewerbungsverfahren. Muss man einen Stapel an Dokumenten und ein ausführliches Anschreiben per Post einreichen, beginnen viele gar nicht erst mit der Bewerbung oder brechen diese ab. Es lohnt sich deshalb, die Anforderungen an die Bewerbungsunterlagen zu minimieren und umzugestalten.
- Bewerbung per E-Mail akzeptieren, kein Anschreiben
Wer sein bisheriges analoges Verfahren nur geringfügig umstellen will, sollte Bewenden zumindest ermöglichen, alle nötigen Unterlagen per E-Mail einzureichen. Es kann sich lohnen, auf ein aufwändiges Anschreiben zu verzichten. Ob Bewerbende zum Unternehmen passen, lässt sich auch anhand des Lebenslaufs und der nachfolgenden Gespräche beurteilen.
- Mobile und Social Recruiting
Nach Jobs suchen die Generationen Y und Z häufig über ihr Smartphone. Nur die Hälfte der Generation Z nutzt noch Endgeräte mit Tastatur. Es ist für Unternehmen daher ratsam, den jungen Arbeitskräften einen mobilen Bewerbungsprozess anzubieten. Die Karrierewebseite sollte mobil optimiert werden, Stellenangebote auf Online-Jobbörsen und auf Social Media veröffentlicht werden.Praktisch für Bewerbende ist es zum Beispiel, wenn sie in einer Online-Stellenbörse auf ein Jobangebot stoßen und von dort aus mit wenigen Klicks ihr Interesse bekunden, ihr LinkedIn-Profil oder ihren Lebenslauf einreichen können. Idealerweise sollte das nur wenige Minuten dauern. Unternehmen können auch auf ihrer eigenen Karriereseite ein für Mobilgeräte optimiertes Formular anbieten. Finden Personaler die Eckdaten interessant, können sie ein erstes Telefoninterview mit der Person vereinbaren.Auch mit Messenger-Apps lässt sich die Kommunikation vereinfachen. Unternehmen können zum Beispiel in einer Stellenanzeige einen QR-Code integrieren, sodass Kandidaten diesen mit ihrem Smartphone scannen und zum Beispiel eine WhatsApp-Unterhaltung beginnen können. Oder sie fordern per Aushang auf “Bewirb dich jetzt per WhatsApp” und geben darunter die Telefonnummer und den Ansprechpartner an. Auf diesem Weg lassen sich offene Fragen klären, Vorstellungsgespräche terminieren und Dokumente übermitteln.Unternehmen können Bewerbenden auch anbieten, ein kurzes Video von sich einzureichen. Gerade für Kandidaten der Generation Z kann es angenehmer sein, sich selbst in einem mit dem Smartphone aufgezeichneten ein- oder zweiminütigen Video vorzustellen, anstatt Anschreiben und weitere Dokumente einzureichen. Später kann man trotzdem noch Zeugnisse und andere Arbeitsnachweise anfordern – aber um den Erstkontakt herzustellen, gerade in Branchen mit wenigen Bewerbenden, ist dieses Vorgehen ratsam. Achtung: Je nachdem, welche Messenger-App Unternehmen nutzen, müssen sie sich über Datenschutzanforderungen informieren – gerade bei der Übermittlung sensibler, personenbezogener Daten.
- Zeitnah Rückmeldung geben
Egal, für welches Bewerbungsverfahren Unternehmen sich entscheiden: Sie sollten Kandidaten nicht zu lange auf eine Antwort warten lassen. Wenn sie die Bewerbung per E-Mail ermöglichen, sollten sie per automatischer Antwort den Eingang bestätigen und eine zügige Rückmeldung zusichern. Geben Sie in der automatischen Antwort nochmals einen Kontakt für eventuelle Rückfragen an. Auch bei anderen Verfahren sollten sie am besten innerhalb weniger Tage reagieren und mitteilen, wann und wie es weitergeht.Übrigens: Unternehmen tun gut daran, jedem Kandidaten einen guten Bewerbungsprozess zu bieten – auch, wenn sie ihn schlussendlich ablehnen. Denn insbesondere die Generation Z lässt sich stark von negativen Erfahrungen beeinflussen, die Freunde gemacht haben. Zwei Drittel der Kandidaten bewerben sich laut der Universität Bamberg nicht bei einem Unternehmen, wenn ein Bekannter dort im Bewerbungsprozess schlechte Erfahrungen gemacht hat. 5 von 10 Kandidaten erzählen zudem schlechte Erfahrungen von Freunden an andere Freunde weiter.
- Bewerbungsgespräch richtig vorbereiten und führen
Führungskräfte sollten sich gut vorbereiten, bevor sie ein Bewerbungsgespräch führen. Denn es gilt, den Nachwuchs aus den Generationen Y und Z vom eigenen Unternehmen zu überzeugen. Hilfreich ist zum Beispiel, die wichtigsten Stationen aus dem Lebenslauf des jeweiligen Kandidaten zu kennen und Nachfragen dazu stellen zu können. Das gilt insbesondere auch für Lücken im Lebenslauf: Längere Reisen oder andere Auszeiten nach der Schule oder während des Studiums sind für die jungen Generationen selbstverständlich und tauchen nicht zwangsläufig im Lebenslauf auf. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Zeit sinnlos vertan wurde. Es lohnt sich, darüber zu sprechen.Beim Termin sollte eine angenehme Atmosphäre herrschen: freundliche Begrüßung mit Smalltalk, ruhiger Besprechungsraum, Angebot von Kaffee und Wasser. Es sollte genügend Zeit sein, damit der Bewerbende sich selbst vorstellen kann und die zuständige Person auf Unternehmensseite wiederum das Unternehmen vorstellen kann. Achtung: Es lohnt sich, von sich aus auf Fragen wie Sinnhaftigkeit der Tätigkeit, flexibles Arbeiten oder Jobsicherheit einzugehen. Das zeigt jungen Bewerbenden, dass das Unternehmen ihre Bedürfnisse ernst nimmt. Am Ende sollte klar werden, wie es genau weitergeht. Folgt noch eine praktische Aufgabe? Bis wann kann der Bewerbende mit einer Rückmeldung rechnen? Die genannte Frist sollte das Unternehmen natürlich einhalten.