Die EU von herausragender Bedeutung

IHK-Studie: Exporte als Wirtschaftsmotor der MEO-Region

Exporte sind weit mehr als nur Waren, die die Grenzen des Landes überschreiten: Sie sind ein wesentlicher Bestandteil der Wirtschaft und schaffen nicht nur Arbeitsplätze, sondern erhebliche Wertschöpfung und damit auch Wohlstand. Anlässlich der Europa-Wahl hat die IHK zu Essen beim Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) eine Studie in Auftrag gegeben, die die besondere wirtschaftliche Bedeutung des Exports für die MEO-Region belegt.

Ein Viertel der Arbeitsplätze und der Wertschöpfung sind vom Export abhängig
Ein Blick auf die Zahlen: Die Ergebnisse der Studie belegen eine herausragende Bedeutung der Exportwirtschaft für die MEO-Region, insbesondere in Richtung EU. Mit einem Wertschöpfungsanteil von 11,2 Milliarden Euro trägt der Export mehr als ein Viertel zur Gesamtwertschöpfung der Region bei. Das bedeutet, dass mehr als jeder vierte Euro, der hier erwirtschaftet wird, direkt oder indirekt mit den Exporten zusammenhängt. Und das ist noch nicht alles: 136.000 Arbeitsplätze, also ein Viertel der Gesamtbeschäftigung, sind mit dem Export verbunden. Die lokale Wirtschaft profitiert in besonderem Maße von internationalen Handelsaktivitäten – insbesondere innerhalb der EU. Über 60 Prozent der exportabhängigen Arbeitsplätze – 85.000 – und der Wertschöpfung – 7,1 Milliarden Euro – sind vom Handel im EU-Binnenmarkt abhängig.

Hohe Bedeutung des Dienstleistungssektors im MEO-Export
Der Exportsektor beschränkt sich nicht nur auf die traditionell exportstarken Industriebranchen: Auch im Dienstleistungssektor spielen Exporte eine bedeutende Rolle. Hier sind rund 108.000 Beschäftigte in der MEO-Region direkt, indirekt oder induziert für den Export tätig. Ein besonders interessanter Aspekt ist die Rolle der MEO-Unternehmen als Vorleistungslieferanten für exportierende Unternehmen. Mehr als die Hälfte der vom Export abhängigen Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor sind so an Lieferbeziehungen mit exportierenden Unternehmen beteiligt, z. B. Wirtschaftsprüfer, Großhändler oder der Forschungs- und Entwicklungsbereich - sogar Hausmeisterservices fließen mit ein. Hier wird die enge Verflechtung der lokalen Wirtschaft mit dem internationalen Handel besonders deutlich.

Während die MEO-Region im nationalen Vergleich eine etwas geringere Abhängigkeit vom direkten Export zeigt, ist der Anteil der am Export beteiligten Zuliefererunternehmen mit 54 Prozent des Gesamteffekts deutlich größer als der nationale Durchschnitt von 45 Prozent. Der Export ist ein wichtiger Motor für den starken Dienstleistungssektor der MEO-Region, der in besonderem Maße als Vorleistungslieferant tätig ist.

Industrie stärken und Rahmenbedingungen verbessern
Eine zentrale Schwäche der MEO-Region, die zugleich Zukunftspotenzial betrachtet werden kann legt die Studie ebenfalls offen zu Tage: Die insgesamt exportintensive Industrie ist verglichen zum Bundesdurchschnitt nur noch unterdurchschnittlich in der MEO-Region existent. Immerhin generiert ein Arbeitsplatz in der Industrie laut iw Köln nahezu 50 Prozent mehr Wertschöpfung als ein Dienstleistungsarbeitsplatz (104.000 Euro: 71.000 Euro in 2022), erzeugt damit höhere Gehälter und damit wiederum höhere Steuereinnahmen für die Städte. Dabei geht es nicht nur um „traditionelle“ Industrien, die ihrerseits nicht stiefmütterlich betrachtet werden sollten, sondern insbesondere auch um Zukunftsbranchen. Hervorragende Standortfaktoren bieten der MEO-Region eine einzigartige Chance zu einer grünen Reindustrialisierung, fernab der einstmals rauchenden Schlote.

MEO-Unternehmen betonen große Bedeutung des Exports
Die Dynamik des Exportsektors ist eine der realen Herausforderungen und Chancen der Betriebe vor Ort und hat große Auswirkungen auf den Unternehmensalltag der lokalen Wirts
haft. „Die Energiewende bietet Unternehmen in der MEO-Region Chancen im Bereich Wasserstoff und Dekarbonisierung”, sagt Andreas Wasmuth, Geschäftsführer der AVIT Hochdruck Rohrtechnik.

„Durch die enge Vernetzung von Energiewirtschaft, Industrie, Forschung und Hochschulen kann die Region zum Ausrüster der Energiewende von internationaler Bedeutung werden.” Dem stimmt die Mülheimer Unternehmerin Iris Zerfaß, Vorständin der FRAGOL AG grundsätzlich ebenfalls zu, legt aber auch den Finger bezüglich der Rahmenbedingungen in die Wunde: „Die schlechte logistische Infrastruktur aller Verkehrsträger hindert uns daran, unseren geografischen Vorteil im Herzen Europas zu nutzen. Wir brauchen eine funktionierende und leistungsfähige Infrastruktur; von Straßen, Autobahnen, Schienenverkehr bis hin zum Anschluss an die ZARA-Häfen in Belgien und den Niederlanden.“

Handlungsempfehlungen zum Erhalt und Ausbau der Exportstärke
Die Exportwirtschaft hat bereits einen hohen Wert für die MEO-Region, den es zu sichern und Zukunftspotenzial, dass es zu heben gilt. Zukunftsbranchen sollten international erschlossen werden; die Abhängigkeit als Zulieferer von nationalen Kunden kann sich durch eigene Auslands-Aktivitäten abschwächen. Hierzu haben das IW Köln und die IHK gemeinsam zehn Handlungsempfehlungen zum Erhalt und Ausbau der exportbezogenen Arbeitsplätze und der Wertschöpfung in der MEO-Region formuliert, bei denen Politik, Verwaltung und Unternehmen Erfolgsfaktoren aktiv gestalten können.
Sven Knoll, Geschäftsführer der BIONI CS GmbH in Oberhausen und Vorsitzender des IHK-Ausschuss International betont die Bedeutung der Erschließung neuer Märkte in aufstrebenden Regionen und Wirtschaftszonen: “Wenn sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das internationale Geschäft so schnell verändern wie zurzeit, ist eine stärkere Diversifizierung der Absatzmärkte ein notwendiger Schritt zur Reduzierung von Risiken und Sicherstellung von Wachstumszielen. Hier lohnt der Blick auf die Nachbarschaft innerhalb Europas: Die IHKs und insbesondere die jeweiligen AHKs, bieten in diesem Zusammenhang gerade für KMUs wertvolle Unterstützung.“