Gesundheitswirtschaft

Gesundheitswirtschaft in der MEO-Region

1. Die Gesundheitsmetropole Ruhr

Das Ruhrgebiet macht seit mehreren Jahrzehnten einen gewaltigen Strukturwandel durch – und dies mit immer deutlich sichtbareren Erfolgen. Die Gesundheitswirtschaft ist dafür eines der wichtigsten Beispiele – früher eng verbunden mit der Montanindustrie, ist sie heute mit über 300.000 Beschäftigten maßgeblicher Innovationstreiber des Strukturwandels und gehört zu den wichtigsten Wachstums- und Innovationstreibern der regionalen Wirtschaft.
Die Gesundheitsmetropole Ruhr gehört hinsichtlich der Größe, Dichte und Vielfalt in der Kliniklandschaft zur europäischen Spitze. 5,3 Mio. Einwohner, 130 Krankenhäuser, 9.000 Haus- und Fachärzte, 1.100 Pflegeheime und ambulante Dienste und 1.400 Apotheken verweisen auf ein milliardenschweres Nachfragepotenzial an gesundheitsbezogenen Produkten, Technologien und Dienstleistungen. Kein Wunder, dass die Region als Handelsstandort für Medizinprodukte und medizinwirtschaftlichen Service stark positioniert ist. So besitzt die Gesundheitsmetropole Ruhr auch eine herausragende Position als Anwenderregion für neue Technologien und Dienstleistungskonzepte. Dies beflügelt regionale Produkt- und Unternehmensentwicklungen.

2. Die Gesundheitswirtschaft als Triebfeder

Im Herzen des Ballungsraumes der Metropole Ruhr ist die Gesundheitswirtschaft zu einer der tragenden Säulen der Regional- und Wirtschaftsentwicklung geworden: sie ist Triebfeder des Strukturwandels, Wachstums- und Beschäftigungstreiber. In der MEO-Region ist die Gesundheitswirtschaft sogar eine der wichtigsten Branchen geworden. Vor allem die Entwicklung bei den Gesundheitsdienstleistungen ist dynamisch. In Essen, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen sind zahlreiche Gesundheitsunternehmen, Kliniken, Ärzte und Dienstleister ansässig. Auch die Bereiche Gesundheitstourismus und Wellness gewinnen zusehends an Bedeutung.
Die Zahl der im Bereich der Medizin arbeitenden Personen in der Region nimmt ständig zu. Allein in der Stadt Essen sind über 42.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zu verzeichnen. Ursache: Die Umsetzung innovativerer Therapien bedarf spezialisierter Berufsfelder; die demografische Entwicklung führt zu enormer Nachfrage nach medizinischen Leistungen, wodurch auch Anbieter in Bereichen Heilhilfsmittel, IT, Pharmazie oder Energie partizipieren.

3. Forschung und Entwicklung

Der Bereich Forschung & Entwicklung sowie Aus- und Weiterbildung insbesondere im Umfeld der Kliniken, Institute und Unternehmen sowie der Universität Duisburg-Essen sind bedeutsam. Die Universität setzt auf die Schwerpunkte Nanowissenschaft, empirische Bildungsforschung, genetische Medizin und medizinische Biotechnologie. Das Essener Universitätsklinikum lag in den letzten Jahren im bundesweiten Vergleich in Sachen „klinischer“ oder „translationaler“ Forschung auf Platz 1. Mit jährlich rund 200.000 Patienten (davon rund 40 % „auswärtige“ Patienten) liegt die Klinik im bundesdeutschen Spitzenfeld und auf Platz 2 in NRW. Das Erfolgsmodell für die Zukunft ist der hohe Kooperationscharakter zwischen dem Universitätsklinikum und regionalen Kliniken insbesondere in Mülheim und Oberhausen. Die Gesamtzahl der stationären und ambulanten Fälle (p.a.) für den MEO-Bereich liegt bei rund 670.000 (davon 450.000 in Essen).
Die Schwerpunkte Herz-Kreislauf und Onkologie sowie Transplantation stehen an der medizinischen Fakultät und dem Universitätsklinikum Essen im Blickfeld; das Zentrum für medizinische Biotechnologie verbindet Medizin und Naturwissenschaften.

4. Gesundheitscluster MEO-Region

Die gesamte MEO-Region wird Schritt für Schritt zum Gesundheitscluster: Kliniken, Praxen, Dienstleister, Handelsunternehmen, Pharmabranche und Industrie prägen den Standort. Gründungsaktivitäten nehmen weiter zu. Auch die Nähe und intensive zum Gesundheitscampus NRW in Bochum sowie weiteren dort angesiedelten Forschungs- und Technologiezentren mit ihren umfangreichen Aktivitäten erbringt enorme Vorteile auch für die Gesundheitsbranche am Standort MEO. Zahlreiche Unternehmen der Handels- und Dienstleistungsbranche sind auch auf dem Feld der Gesundheitswirtschaft in vor- oder nachgelagerten Wertschöpfungsbereichen tätig.

5. MEO - Standort der Gesundheit

Die Gesundheitswirtschaft braucht einen funktionierenden Standort, kaufkräftige Kunden bzw. Patienten und passende Rahmenbedingungen, um wirtschaftlich profitabel agieren zu können. Als IHK bemühen wir uns intensiv um die Verbesserung der Standortbedingungen für die Gesundheitswirtschaft. Die IHK ist Ansprechpartner der Branche und unterstützt z.B. bei der Unternehmensgründung und –sicherung, Aus- und Weiterbildung und bei betrieblichen Fragestellungen. Auch der Einfluss und die Bedeutung der Gesundheitsbranche auf die Stadt- und Regionalentwicklung sowie auf städtebauliche Strukturen und die Infrastruktur sind nicht zu vernachlässigen und spielen gerade im Ballungsraum Ruhrgebiet eine wichtige Rolle.

6. Fachkräfte in der Gesundheitswirtschaft

Insgesamt ist der demographische Faktor eine große Herausforderung auch für die Akteure der Gesundheitsbranche, aber auch eine Option für neue Marktchancen und Geschäftsmodelle.
Vor allem der Bereich der Fachkräfteentwicklung ist ein wichtiges Thema. Bereits heute fehlen im Pflege- und Gesundheitsbereich zahlreiche Fachkräfte. Bis 2050 soll sich der Pflegebedarf verdoppeln und macht dadurch den Pflegesektor zu einer Wachstumsbranche mit enormem Fachkräftebedarf.

7. Gesundheitsinitiativen

Die IHK zu Essen kooperiert mit bestehenden Initiativen zur Förderung und Vernetzung der Gesundheitswirtschaft in der Region, wie z.B. der Aktionsgemeinschaft „Essen forscht und heilt“, einem Zusammenschluss von Medizinanbietern, Krankenkassen, Verbänden und Unternehmen der Gesundheitswirtschaft in Essen.
Die IHK zu Essen hat sich zudem für die Gründung des MedEcon Ruhr e.V. eingesetzt und ist Mitglied des Trägervereines. MedEcon Ruhr ist ein Zusammenschluss von Unternehmen und Einrichtungen, die in der Gesundheitswirtschaft tätig sind und zu ihrer Entwicklung fördernd beitragen und befördert Wissenstransfer, Innovationen und Projekte in der Gesundheitswirtschaft im Ruhrgebiet. Ziel ist es, die regionalen Potenziale zu formieren und zu vernetzen, um das Ruhrgebiet als Gesundheitsstandort besser aufzustellen, bekannter zu machen und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu steigern.

Außerdem arbeitet die IHK Essen intensiv im Netzwerk der NRW-IHKs zum Bereich Gesundheitswirtschaft mit und ist auch Mitglied des DIHK-Arbeitskreises zur Gesundheitswirtschaft. Die Aktivitäten und Leistungen der IHKs in NRW für die Branche sind in einer Broschüre „Wir für Sie in der Gesundheitswirtschaft NRW“ vorgestellt.

8. Forschung und Versorgung

Die MEO-Region wird immer mehr zu einem Schwergewicht bei Investoren aus der Gesundheitswirtschaft im Hinblick auf Forschung und Versorgung. Das gesamte Ruhrgebiet liegt bei der Beteiligung an klinischen Studien deutschlandweit auf Platz 1. Die Universitätsklinik Essen hat mit dem Westdeutschen Protonentherapiezentrum seine führende Position in der Strahlentherapie ausgebaut. Das Westdeutsche Kopfschmerzzentrum ist führend in Deutschland und zählt zur Weltspitze in der Migräneforschung.
Zukunftsweisend ist die Verknüpfung mit der medizinischen Bildgebung, wie sie etwa von dem Essener Erwin L. Hahn Institut repräsentiert wird.

Auf der anderen Seite ist die Region führend in der Realisierung integrierter Versorgungskonzepte, d. h. in der Verknüpfung von stationärer und ambulanter Versorgung, von Kliniken, niedergelassenen Ärzten und Gesundheitsdienstleistern. Beispiel hierfür ist der Essener Herzinfarkt-Verbund. Die Metropole Ruhr ist Vorreiter bei der Bekämpfung großer Volkskrankheiten und bietet eine Fülle innovativer Angebote aus den Bereichen Prävention, Gesundheitsförderung und Rehabilitation. Mit Produkten und Diensten für mehr Lebensqualität im Alter wird dabei gezielt auf die Potenziale der Seniorenwirtschaft gesetzt.

Weitere Stärken des Standortes liegen in medizinisch orientierten Ausgründungen und Diversifizierungen. In der Mikrosystemtechnik, in der Molekularmedizin und der Biochemie finden sich hierfür namhafte Beispiele wie Evonik Degussa (industrielle Biotechnologie).

9. Innovationen

Die Region bietet eine hervorragende Plattform für die Umsetzung klinisch-wissenschaftlicher Innovationen in marktfähige Produkte und Dienste.
Besonders deutlich wird dies im Bereich der medizinischen Informationstechnologie und Gesundheitstelematik. Die beiden deutschlandweit größten Konsortien auf dem Gebiet elektronsicher Gesundheitsakten werden vom Ruhrgebiet aus koordiniert. Die Expertise des Fraunhofer Institutes für System- und Softwaretechnik (ISST) und des Zentrums für Telematik im Gesundheitswesen (ZTG) wird untermauert durch die regionale Präsenz führender Unternehmen wie iSOFT, CompuGroup und Siemens. An der
Die IT führt uns schließlich in die Krankenhauslogistik und die klinische Betriebstechnik, das sog. Hospital Engineering: vor allem die Kliniken binden ein breites Spektrum von Zulieferern, Ausrüstern und Dienstleistern an sich.
Mit der Hochtief AG ist ein Weltkonzern an der Ruhr vertreten, der im Bau- und Management von Gesundheitsimmobilien führend ist. Die vier Fraunhofer-Institute der Region haben sich jüngst mit Industriepartnern zusammengetan, um – erstmals in Deutschland – eine anwendungsorientierte Forschungsplattform für das Hospital Engineering zu bilden.