Konjunkturbericht Herbst 2023
Konjunktur in der MEO-Region trübt sich ein
Bereits zum Jahresbeginn hatte die wirtschaftliche Entwicklung viel Schwung verloren. Jedoch: Im Vergleich zum Ruhrgebiet schneidet die MEO-Region deutlich besser ab und schaut auch positiver in die Zukunft. 35 Prozent der Befragten melden eine gute Geschäftslage (Jahresbeginn: 37 Prozent). Der Anteil der Unternehmen, die eine schlechte Lage beschreiben, beträgt 19 Prozent und steigt damit um 5 Prozentpunkte. In der Industrie stellt sich die gegenwärtige Situation ein wenig besser als vor einigen Monaten dar. Im Handel hat sich die Stimmung dagegen eingetrübt. Aus dem Dienstleistungsgewerbe erreichen uns grundsätzlich gute Rückmeldungen. Hier sind die Zahlen im Vergleich zum Jahresbeginn fast gleichgeblieben. Ausnahme ist das Gastgewerbe: Hier stellt sich die Lage weiterhin als unbefriedigend dar. Betriebe mit unternehmensnahen Dienstleistungen und insbesondere das Kreditgewerbe, geben überwiegend eine gute oder befriedigende Lageeinschätzung ab.
Aktuelle Lage
Die Unternehmen warten weiterhin ab, wie sich die Wirtschaft entwickelt: Wie bereits seit über einem Jahr gehen fast zwei Drittel der Unternehmen von einem gleichbleibenden Verlauf aus (Jahresbeginn: 58 Prozent). 14 Prozent erwarten eine bessere Entwicklung; bei der letzten Befragung lag der Anteil noch um vier Prozentpunkte höher. Die pessimistischen Stimmen haben um vier Punkte auf derzeit 27 Prozent leicht zugenommen.
Die Konjunktur in der MEO-Region kühlt leicht ab, der Konjunkturklimaindex als gewichtetes Mittel von Lage und Aussichten, gibt für die MEO-Region um acht Punkte nach und steht nun bei 100 Punkten. Grund hierfür sind u. a. die raschen und starken Anhebungen des Leitzinses durch die Notenbanken auf 4,5 Prozent zur Eindämmung der hohen Inflation.
Wirtschaftliche Risiken
Bei den Risiken für die geschäftliche Entwicklung steht der Fachkräftemangel mit einem Anteil von 63 Prozent weiterhin auf Platz 1. Mit 53 Prozent knapp dahinter findet sich die Sorge über hohe Energie- und Rohstoffkosten. Auch wenn sich jedes zweite Unternehmen weiterhin belastet sieht, hat sich die Lage hier insgesamt entspannt: Noch vor einem Jahr gaben über 80 Prozent der Betriebe die hohen Kosten als Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung an. Gestiegen ist die Sorge zur nachlassenden Inlandsnachfrage: Hier geben ebenfalls 53 Prozent der Unternehmen ein Hauptrisiko für ihr Geschäftstätigkeit an. Auch gestiegene Arbeitskosten (47 Prozent) und wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (43 Prozent), treiben die Unternehmen um. Als Beispiele führen die Betriebe häufig Lieferschwierigkeiten und eine überbordende Bürokratie an.
Aussichten
Die Investitionsbereitschaft hat sich in den letzten Monaten nicht signifikant verändert. Wie im Frühjahr kalkulieren knapp drei von zehn Betrieben mit höheren Ausgaben. Der Schwerpunkt der Investitionen liegt mit 59 Prozent auf den Ersatzbeschaffungen. Mit weitem Abstand folgt die Rationalisierung als Motiv für Investitionen; dies geben 32 Prozent der Befragten an. 30 Prozent der Unternehmen planen, ihre Mittel für Umweltschutzmaßnahmen bzw. für Produktinnovationen auszugeben. Jedes zweite Unternehmen geht von gleichbleibenden Ausgaben aus; 20 Prozent der Betriebe werden die Investitionen zurückfahren.
Die Aussichten bei der Beschäftigung haben sich leicht verbessert: Etwa jedes fünfte Unternehmen geht von einer höheren Beschäftigtenzahl aus. 12 Prozent der Betriebe rechnen damit, dass die Mitarbeiterzahl sich rückläufig entwickeln wird. Der mit zwei Dritteln mit Abstand größte Anteil plant, die Belegschaft konstant zu halten.
Außenhandel
Der Außenhandel festigt sich weiter: Sieben von zehn Unternehmen erwarten in den kommenden Monaten eine gleichbleibende Entwicklung. Sieben Prozent der Betriebe gehen von höheren Exporten aus; 23 Prozent der Befragten rechnen mit geringeren Ausfuhren. Damit liegt die grundsätzliche Einschätzung nahe an den Ergebnissen der vorausgegangenen Befragung; es gibt allerdings eine leichte Verschiebung der Erwartung von einer gestiegenen Exportquote, hin zu einer gleichbleibenden Entwicklung.
Finanzierung: Weitere Entspannung
Die Finanzlage des überwiegenden Anteils der Unternehmen (65 Prozent) ist von Entspannung gekennzeichnet und wird von ihnen als unproblematisch gesehen. Damit ist dieser Anteil im Vergleich zur Herbstbefragung um fünf Prozentpunkte gestiegen. Bei einer Reihe von Unternehmen zeigt sich jedoch eine schwierigere Lage: 16 Prozent der Unternehmen berichten von Liquiditätsengpässen. 15 Prozent sehen sich mit zunehmenden Forderungsausfällen konfrontiert. Knapp jedes siebte Unternehmen meldet einen Eigenkapitalrückgang.
Industrie: Weniger Sorge vor steigenden Energie- und Rohstoffpreisen
Die Lage in der Industrie stellt sich weiterhin als sehr erfreulich dar. 44 Prozent der Industriebetriebe vergeben das Konjunkturprädikat gut, im Frühjahr waren es noch 40 Prozent. 21 Prozent der Betriebe zeigen sich mit der aktuellen Lage unzufrieden; dieser Anteil ist mit neun Prozentpunkten allerdings gestiegen.
Die Situation ist stabil: 61 Prozent der Unternehmen vertrauen darauf, dass die Lage in den kommenden Monaten gleichbleiben wird. Fast jeder sechste Industriebetrieb geht von einer weiteren Verbesserung aus. Die Zahl der Pessimisten ist allerdings gestiegen: Jedes vierte Unternehmen befürchtet eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in den kommenden Monaten. Anlass zur Sorge bietet weiterhin die Furcht vor weiter steigenden Energie- und Rohstoffpreisen (58 Prozent) und dem Fachkräftemangel (67 Prozent). Neu hinzugekommen ist die gesunkene Inlandsnachfrage: Hier sieht jeder zweite Industriebetrieb ein wirtschaftliches Risiko. Noch im Frühjahr war es nur ein Drittel der Unternehmen. Der Konjunkturklimaindex in der Industrie sinkt um 7 Punkte und steht nun bei 105 Punkten. In den energieintensiven Industriezweigen führte auch ein leichter Rückgang der Energiepreise nicht zu einer Trendwende in den Produktionszahlen.
Die Auftragsentwicklung aus dem Ausland hat sich verschlechtert: 18 Prozent verzeichnen steigende Eingänge; 38 Prozent geben Rückgänge an. 44 Prozent melden einen gleichbleibenden Verlauf. Bei den Auftragseingängen aus dem Inland können 19 Prozent über zunehmende Order berichten. 57 Prozent der Betriebe geben eine unveränderte Lage an. 23 Prozent sehen sich mit einer rückläufigen Entwicklung konfrontiert. Die Kapazitätsauslastung ist im Vergleich zum Herbst um gut einen Prozentpunkt leicht zurückgegangen und liegt aktuell bei 81,7 Prozent.
Handel: Startet skeptisch ins letzte Quartal 2023
Auch im Handel zeigt sich die Lage verhalten: 23 Prozent der Unternehmen berichten von einer guten Lage, 55 Prozent bewerten die aktuelle Situation mit befriedigend. Damit eine deutliche Verschiebung von einer guten, hin zu einer befriedigenden Geschäftslage im Vergleich zum Jahresbeginn zu spüren. Unzufrieden sind 23 Prozent der Händler, diese Zahl ist konstant geblieben. Besonders zu schaffen, macht der Branche der Fachkräftemangel: 60 Prozent melden hier ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Zum Jahresbeginn waren es nur 40 Prozent. Deutlich gesunken ist die Sorge vor steigenden Energie- und Rohstoffpreisen: Nur noch jedes zweite Unternehmen sieht bei diesem Thema Schwierigkeiten; damit ist der Wert um 22 Prozent gesunken. Auch die gestiegenen Arbeitskosten und die nachlassende Inlandsnachfrage sind für den Handel problematisch: 49 und 58 Prozent der Unternehmen berichten von Problemen.
Die aktuelle Situation wird im Großhandel deutlich besser eingeschätzt als im Einzelhandel. So befindet sich der Saldo aus positiven und negativen Rückmeldungen im Großhandel mit 5 Punkten im Plus. Beim Einzelhandel fällt der Wert mit minus 24 Punkten deutlich negativer aus.
Auch die Händler blicken weit weniger optimistisch in die Zukunft: Jedes zweite Unternehmen geht von einer schlechteren Geschäftslage aus. Die kriegsbedingt schlechten Nachrichten, steigende Kosten und die damit verbundenen Ängste der Verbraucher lassen den Handel kritisch auf das letzte Quartal und das Weihnachtsgeschäft schauen. Zu hoffen bleibt, dass die langsam sinkenden Inflationsraten zu einem Kaufkraftplus führen und die kräftigen Reallohnzuwächse den Konsum ankurbeln.
Der Konjunkturklimaindex im Bereich Handel fällt spürbar von 99 auf 84,8 Punkte.
Dienstleistungen: Verhalten positive Aussichten
38 Prozent der befragten Unternehmen im Dienstleistungssektor bewerten ihre derzeitige Situation als gut. Damit befindet sich der Anteil in etwa auf gleichem Niveau wie zum Jahresbeginn. 15 Prozent beklagen eine nicht zufriedenstellende Lage. Im Gastgewerbe sieht die Lage deutlich trüber aus und verstärkt den Druck auf die Branche fortlaufend.
Die Aussichten im Dienstleistungsbereich insgesamt sind verhalten positiv: 20 Prozent der Dienstleister gehen von einer Verbesserung aus, dagegen erwarten 22 Prozent eine Eintrübung der Geschäfte. Im Vergleich zum Jahresbeginn sinkt der Klimaindex im Dienstleistungsbereich leicht ab und steht aktuell bei 109,8 Punkten (Jahresbeginn: 114).
Der Fachkräftemangel bleibt das Sorgenthema Nummer 1 im Dienstleistungssektor: 64 Prozent geben ihn als Risiko für die eigene geschäftliche Entwicklung an. Im Vergleich zum Frühjahr hat sich der Anteil immerhin um 5 Prozentpunkte reduziert. Deutlich gestiegen ist die Sorge um höhere Arbeitskosten: Hier melden 52 Prozent der Unternehmen Sorgen an; zu Jahresbeginn waren es noch 40 Prozent.