Wächst durch die Altmark
Grünste Autobahn Deutschlands wächst durch die Altmark
Die grünste Autobahn Deutschlands wächst durch die Altmark.
Die Macher: Chefplaner Jörg Przesang (l.) und Bauleiter Stefan Kauert.
© Christian Wohlt
In diesem Jahr könnte der nächste Spatenstich gefeiert werden
Jörg Przesang wollte immer etwas Technisches in seinem Berufsleben machen. Inzwischen kennt sich der Referatsleiter im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr mit Flora und Fauna genauestens aus. Der Bauingenieur gilt als Experte, wenn es um naturschutzrechtliche Belange geht. Beim A14-Lückenschluss sind diese von besonderer Bedeutung. Nicht ohne Grund heißt es, dass zwischen Magdeburg und Schwerin die »grünste Autobahn Deutschlands« entsteht.
Insgesamt ist der Planungsaufwand immens und langwierig. Bei Bedarfsermittlung, Trassenfindung, Raumordnungs- und Planfeststellungsverfahren seien vielfältige gesetzliche Regelungen aus den verschiedensten Fachgebieten zu beachten, berichtet Jörg Przesang. Immer wieder gebe es neue Vorschriften, die einzuarbeiten sind, und immer wieder verzögern Klagen den Baubeginn. Kein Wunder, dass es meist Jahre dauert, bis ein bestandskräftiger Planfeststellungsbeschluss vorliegt. »Die Bauzeit einer Straße lässt sich konkret bestimmen. Die Vorbereitungen brauchen deutlich mehr Zeit«, erklärt Przesang.
Schneise im Wald für den weiteren Bau der A14
© Christian Wohlt
»Beim ersten fertiggestellten Abschnitt bei Colbitz waren wir genau im Zeitplan«, sagt Stefan Kauert stolz. Die knapp sechs Kilometer lange Strecke wurde 2014 für den Verkehr freigegeben. Der Bauleiter und sein Team konnten es kaum erwarten, dass es weitergeht. Am 16. August 2017 fiel endlich der Startschuss für die Verkehrseinheit (VKE) 1.3 (Colbitz – Tangerhütte). Dort wurden zunächst Brücken errichtet. In diesem Jahr startet der Fahrbahnbau. Ende 2020 sollen auch hier die Fahrzeuge rollen. Parallel wurde mit dem Folgeabschnitt VKE 1.4 (Dolle – Lüderitz) begonnen. Hierfür war am 27. August 2018 feierlicher Spatenstich.
Schon vorher galt es vorbereitende Arbeiten, etwa zur Landschaftspflege, zu erledigen. Das ungewöhnlichste Bauwerk, das wohl jemals im Zuge eines Autobahnbaus errichtet wurde, ist der zu einem Fledermausquartier umgebaute Munitionsbunker auf dem Truppenübungsplatz Colbitz-Letzlinger Heide. »Kurios aber wirkungsvoll«, schmunzelt Kauert. Die Tiere hätten das Objekt sofort angenommen, freut er sich. So richtig geht dem Bauingenieur das Herz auf, wenn die Fahrbahn Gestalt annimmt: »Wenn der schwere Erdbau beginnt, der Betonfertiger läuft und alles funktioniert. Dann macht es Spaß«, sagt Kauert. Bauleiter und Chefplaner hoffen dennoch, dass der »Spaß« bald ein Ende hat und der Lückenschluss fertig wird. Die Planungen für alle ausstehenden Verkehrseinheiten laufen. Geld und Baukapazitäten stehen bereit, um das Projekt zügig umzusetzen.
Baustand der Wildbrücke bei Dolle im Januar 2019.
© Christian Wohlt
Baurecht liegt bereits für das Stück Stendal-Mitte bis Osterburg vor. Die Arbeiten können aber erst dann beginnen, wenn auch der Planfeststellungsbeschluss für das Zwischenstück bis Lüderitz rechtskräftig ist. In diesem Jahr könnte dann der nächste Spatenstich gefeiert werden. Für die anderen Autobahnabschnitte in Sachsen-Anhalt sind die Planungen in der heißen Phase.
Der aktuelle Stand der Bauarbeiten lässt schon gut erkennen, wie die Planer sich die Brücke vorgestellt und im Modell dargestellt haben.
© Christian Wohlt
Der Lückenschluss zwischen den bestehenden A14-Anschlusstellen Dahlenwarsleben und Schwerin umfasst insgesamt 155 Kilometer. Er soll insgesamt 1,4 Milliarden Euro kosten. Knackpunkt sind noch die Pläne für die Elbquerung bei Wittenberge (Land Brandenburg), gegen die die Umweltschutzorganisation BUND klagt. Der rund 38 Kilometer lange Neubauabschnitt in Mecklenburg-Vorpommern bis Karstädt im Land Brandenburg ist seit zwei Jahren fertig.
In wenigen Jahren wird die komplette Strecke zwischen Magdeburg und Schwerin fertig sein. Przesang freut sich schon darauf, dann schneller und stressfreier im Urlaub an der Ostsee zu sein. Für Kauert vollendet sich damit auch ein persönlicher Traum. Für den gebürtigen Schweriner rückt die Familie mit dem A14-Lückenschluss gefühlt ein erhebliches Stück näher.
Bauabschnitte der A 14 Magdeburg – Wittenberge – Schwerin
vorh. Anschlussstelle (AS) Dahlenwarsleben - AS Wolmirstedt/B 189
Das Planfeststellungsverfahren wurde im Jahr 2011 eingeleitet. In der Zeit vom 22.09.2014 bis 21.10.2014 erfolgte eine ergänzende Auslegung von Planunterlagen. Die Einwendungsfrist endete am 04.11.2014/30.01.2015. Es erfolgten Aktualisierungen der faunistischen Daten (Lurche, Rastvögel, Nachtkerzenschwärmer, Libellen), die Erarbeitung eines wasserrechtlichen Fachbeitrages und Optimierungen bei erforderlichen Flächeninanspruchnahmen. Die erforderliche ergänzende Auslegung von geänderten bzw. ergänzten Unterlagen fand in der Zeit vom 06.06.2018 bis 05.07.2018 statt. Die Einwendungsfrist endete am 06.08.2018AS Wolmirstedt/B 189 - AS Colbitz/B 189
Die Verkehrsfreigabe erfolgte am 29.10.2014.AS Colbitz/B 189 - AS Tangerhütte/L 29
Im Bau seit 16.08.2017. Die Verkehrsfreigabe ist für 2020 vorgesehen.AS Tangerhütte/L 29 - AS Lüderitz/L 30
Bestandskräftiges Baurecht liegt seit Dezember 2016 vor. Die erforderlichen Baumittel wurden vom Bund freigegeben und die bauvorbereitenden Maßnahmen laufen. Baubeginn war am 27.08.2018.AS Lüderitz/L 30 - AS Stendal-Mitte/L 15
Das ursprüngliche Verfahren aus dem Jahr 2011 wurde unter Beachtung der Rechtsprechung des BVerwG vom 08.01.2014 zur VKE 1.3 eingestellt und gleichzeitig am 17.04.2015 ein neues Verfahren eröffnet. Die neuen Planunterlagen lagen in der Zeit vom 11.05.2015 bis 10.06.2015 öffentlich aus. Die Einwendungsfrist endete am 24.06.2015. Die Erörterung mit den Einwendern und den TÖB fand vom 15.08.2016 bis 18.08.2016 und am 08.11.2016 statt. Für die aus dem Anhörungsverfahren resultierenden Planänderungen und Ergänzungen (einschl. des wasserrechtlichen Fachbeitrages) wurde am 09.04.2018 ein Änderungs- und Ergänzungsverfahren eingeleitet. Die Planunterlagen lagen in der Zeit vom 02.05.2018 bis 01.06.2018 öffentlich aus. Die Einwendungsfrist endete am 02.07.2018.AS Stendal-Mitte/L 15 - AS Osterburg/L 13
Bestandskräftiges Baurecht liegt seit Mai 2018 vor. Die bauliche Realisierung des Abschnittes ist an den Abschluss des Baurechtsverfahrens in der VKE 1.5 und die Bestandskraft des dortigen Planfeststellungsbeschlusses gekoppelt.AS Osterburg/L 13 - AS Seehausen-Nord/L 2
Das Planfeststellungsverfahren wurde im Jahr 2014 eingeleitet. Die Planunterlagen lagen in der Zeit vom 08.10.2014 bis 07.11.2014 öffentlich aus. Die Einwendungsfrist endete am 21.11.2014. Der wasserrechtliche Fachbeitrag wurde erstellt. Die Überarbeitung einzelner naturschutzfachlicher Unterlagen (Feldlerche) ist abgeschlossen, und die erforderliche öffentliche Auslegung der Unterlagen wird für das I. Halbjahr 2019 vorbereitet.AS Seehausen-Nord/L 2 - Landesgrenze ST/BB
Das Planfeststellungsverfahren wurde im Jahr 2010 eingeleitet. Die Erörterung mit den Einwendern und den TÖB fand vom 12.12.2011 bis15.12.2011 statt. In der Zeit vom 28.11.2012 bis 28.12.2012 wurde eine ergänzende Auslegung von geänderten Planunterlagen durchgeführt. Eine zweite ergänzende Auslegung erfolgte in der Zeit vom 08.09.2014 bis 07.10.2014. Die Einwendungsfrist endete am 21.10.2014. Die erforderliche Aktualisierung naturschutzfachlicher Beiträge (länderübergreifende FFH-Ausnahmeprüfung für das SPA »Aland-Elbe-Niederung«) und der neu erstellte wasserrechtliche Fachbeitrag machten eine dritte ergänzende Auslegung der Planunterlagen in der Zeit vom 01.08.2017 bis 31.08.2017 erforderlich. Die Einwendungsfrist endete am 14.09.2017. Derzeit erfolgt die Bearbeitung der Einwendungen.