31.01.2024

IHKs in NRW schreiben Energiemonitoring fort

IHKs in NRW legen Fortschreibung des Energiemonitorings vor

Deutlich hinter dem Zeitplan

Im Juli letzten Jahres hatten die Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen (IHK NRW) erstmals ein Monitoring zur Versorgungssicherheit in 2030 veröffentlicht, dem Jahr des geplanten Ausstiegs aus der Kohleverstromung. Nun hat IHK NRW die erste Fortschreibung vorgelegt. „Wir liegen bei der Energiewende weiterhin deutlich hinter dem Zeitplan“, fasst Matthias Carl, Abteilungsleiter der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold, die zentralen Ergebnisse zusammen.
Mit dem regelmäßigen Monitoring messe IHK NRW den Fortschritt beim Aus- und Zubau der erneuerbaren Energien, der als Reservekapazität notwendigen Gaskraftwerke sowie der Stromnetze und Speicher, so Carl. Damit wolle man frühzeitig auf Verzögerungen hinweisen und konkrete Gegenmaßnahmen anreizen. „Beim Aufbau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken gibt es keinerlei Fortschritte“, kritisiert Carl. „Um nicht im Dunkeln zu sitzen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, brauchen wir in NRW bis 2030 aber acht Stück davon. Nur drei sind bisher in Planung. Bis zur Inbetriebnahme dauert es im Schnitt sechs Jahre. 2024 muss also etwas geschehen“, mahnt Carl zum Handeln.
Aus Sicht von IHK NRW sollte die Landesregierung jetzt die konkreten Kraftwerksstandorte sichern und entwickeln sowie für den Notfall bestehende Kraftwerksreserven sichern. Da die angedachten Gaskraftwerke selbst nur einspringen sollen, wenn die Erneuerbaren Anlagen zu wenig Strom liefern, müsse der Bund für ein auskömmliches Marktmodell sorgen. Sonst werde niemand in neue Kraftwerke investieren, so IHK NRW.
Erfreulich sei, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien langsam Fahrt aufnehme, kommentiert Carl die Ergebnisse. Insbesondere der Photovoltaik-Zubau in Nordrhein-Westfalen erreiche laut Monitoring mit mehr als 2,1 Gigawatt (GW) Leistung einen neuen Höchstwert. Bei der Windenergie seien es demgegenüber nur 0,4 GW gewesen. „Insgesamt reicht diese Geschwindigkeit bei weitem noch nicht aus“, resümiert Carl: „Denn bis 2030 brauchen wir in NRW bei der Photovoltaik einen Zubau von 30 GW und bei der Windenergie von 9 GW.“
Wenigstens auf Planungs- und Genehmigungsebene verändere sich bei den Erneuerbaren im Augenblick viel, vermerkt Carl. Positiv sei, dass Bund und Land Vereinfachungen bei den Planungs- und Genehmigungsverfahren beschlossen hätten. In NRW würden derzeit zudem die Regionalpläne geändert. Nach regional einheitlichen Kriterien sollen Vorranggebiete für Windenergie ausgewiesen werden. Problematisch aus Sicht der IHK Lippe: In OWL sollen nach derzeitigen Vorstellungen der Bezirksregierung Waldflächen grundsätzlich ausgenommen werden. Damit könnten viele windreiche und konfliktarme Standorte für Windenergieanlagen nicht genutzt werden.
Beim Ausbau der Stromübertragungsnetze dürfen nach Einschätzung von IHK NRW keine Verzögerungen mehr auftreten, ansonsten drohten Versorgungslücken und steigende Kosten. Bei vielen regionalen Verteilnetzen seien die Finanzierung und die Ausbauplanung noch unklar.
Die IHKs in NRW fordern Bund und Land auf, die notwendigen Schritte schnell zu gehen. Denn eine sichere, kostengünstige und langfristig klimafreundliche Versorgung mit Energie in Nordrhein-Westfalen bleibe der Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit des Industrie- und Wirtschaftsstandorts NRW. Ohne klare und positive Entscheidungen fehle den Unternehmen eine belastbare Planungsgrundlage am Standort.
Das Monitoring erfolgt auf Grundlage einer Studie des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität zu Köln (EWI) im Auftrag von IHK NRW. Die Studie orientiert sich an den Ausbauzielen der Bundes- bzw. Landesregierung. Als Zielhorizont des Monitorings ist das Jahr 2030 gewählt, bis zu dem laut Koalitionsvertrag der Bundesregierung Deutschland idealerweise aus der Kohleverstromung aussteigen soll.