DIHK-Positionspapier: Biomassepotenziale stärker nutzen

Biomasse ist eine der wenigen heimischen Energiequellen mit weitgehend witterungsunabhängigem Potenzial. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) fordert in einem neuen Positionspapier (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 151 KB), ihr einen ihrer Bedeutung entsprechenden Stellenwert in der Energie- und Klimapolitik einzuräumen.
Biomasse liegt bei der Bereitstellung von erneuerbarer ⁠Endenergie⁠(Strom und Wärme) mit einem Anteil von knapp 50 Prozent klar auf Platz eins. Sie punktet mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und kommt zur Erzeugung hoher Temperaturen in der Industrie ebenso zum Einsatz wie bei der Wärmeversorgung von Gebäuden, als flexible Option zur Stabilisierung der Stromerzeugung, beim Flug-, Schiffs- und Schwerlastverkehr. Biomasse dient aber auch als Grundstoff für industrielle Prozesse. In ihrem Positionspapier stellt die DIHK sechs Thesen zur stofflichen und energetischen Nutzung von Biomasse auf:
  1. Wirtschaftlichkeit als entscheidendes Kriterium für den Einsatz.
  2. Biomasse sektorübergreifend betrachten und nachhaltige Biomasse nicht bepreisen.
  3. Weitere Biomassepotenziale heben, auch im Ausland.
  4. Biomassekraftwerke zur Kostensenkung und zur Stromversorgungssicherheit einsetzen.
  5. Biomasse in der kommunalen Wärmeplanung berücksichtigen und vorhandene Gasnetze nutzen.
  6. Biokraftstoffe als Option im Verkehrssektor nutzen.

Gleichstellung mit anderen Erneuerbaren beibehalten

Die Nutzungsbereiche von Biomasse einzuschränken, wie es faktisch über die Ungleichbehandlung bei Fördermitteln erfolgt, sei daher ein falscher Weg, so die DIHK. Grundsätzlich sollten wirtschaftliche und technische Gründe darüber entscheiden, ob Biomasse in den Betrieben stofflich oder energetisch genutzt werde.
Die DIHK fordert zudem, den Einsatz von Biomasse sektorübergreifend zu betrachten und nicht der CO2-Bepreisung zu unterwerfen – auch wenn bei der energetischen Verwendung Treibhausgase entstehen. Die energetische Verwertung von Biomasse sollte unter Einhaltung der europäischen Nachhaltigkeitskriterien weiterhin als erneuerbaren und CO2-neutralen Energieträger anerkannt werden und mit anderen erneuerbaren Energien gleichgestellt bleiben.

Biomasse und Versorgungssicherheit

Biomassekraftwerke leisten einen dezentralen Beitrag zur Versorgungssicherheit, da sie vor Ort Systemdienstleistungen zur Frequenz- und Spannungshaltung bereitstellen. Sie können damit auch den Bedarf zusätzlicher Übertragungsnetze reduzieren und am Ende die gesamtgesellschaftlichen Kosten der Transformation senken. Biomassekraftwerke können aufgrund ihrer Wetterunabhängigkeit auch zum Ausstieg aus der Kohleverstromung beitragen.

Biomasse in der kommunalen Wärmeplanung berücksichtigen

Biomasse kann im Wärmesektor aufgrund ihrer dezentralen und flexiblen Nutzung auf Infrastruktur- und Produktionslücken sowie Netzengpässe reagieren. Die Wirtschaft kann auf dieses Potenzial trotz einer stärkeren Elektrifizierung im Wärmesektor nicht verzichten. Die Kommunen müssen daher Biomasseanlagen bei der kommunalen Wärmeplanung berücksichtigen. Eine übereilte Stilllegung oder gar ein Rückbau von Gas(verteil-)netzen sollte unterbleiben, zumal Biogas auch in der Industrie mit ihrem Bedarf an hohen Temperaturen eine wichtige Rolle spielen kann.
(Quelle DIHK)