19. Mai 2021

Wirtschaft braucht Fläche

Die Inanspruchnahme und Nutzung von Flächen wird in der Öffentlichkeit häufig leidenschaftlich debattiert. Mit der Bedeutung von Gewerbe- und Industrieflächen für die Region Limburg-Weilburg hat sich der Industrieausschuss der IHK Limburg in seiner jüngsten Sitzung beschäftigt.
Eine prosperierende Wirtschaft in der Region Limburg-Weilburg benötigt verfügbare und bezahlbare Gewerbe- und Industrieflächen. Durch eine günstige Lage sollten sie Entwicklungspotenzial für ansässige und ansiedlungswillige Unternehmen bieten. So stärken sie auch die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes insgesamt.

„Die Ausweisung von Flächen für die Wirtschaft wird in der Öffentlichkeit leider oftmals auch als Flächenfraß dargestellt oder die Gewerbe- und Industrieunternehmen werden als Flächenverschwender bezeichnet“, sagt Dr. Holger Barthel, Vorsitzender des Industrieausschusses der IHK Limburg. „Das ist so nicht akzeptabel, denn es stimmt in der Sache nicht und es wird auch der Bedeutung von Flächen für den heimischen Wirtschaftsraum mit seinen Unternehmen und Menschen nicht gerecht. An den Standorten in der Region werden nicht nur wertvolle Produkte hergestellt und Dienstleistungen erbracht, sondern auch Ausbildungs- und Arbeitsplätze geschaffen. Auch wird in der Diskussion immer wieder vergessen, dass Gewerbesteuereinnahmen sehr wichtige Einnahmequellen für Gemeinden sind, die am Ende jedem Bürger zugutekommen, bis hin zur Modernisierung von Spiel- und Sportplätzen oder Schwimmbädern“, so Barthel.
Strategische Flächenplanung
Eine Fläche kann nicht für unterschiedlichste Zwecke wie Industrie, Wald, Wohnen oder Landwirtschaft gleichzeitig genutzt werden. Umso wichtiger ist es daher, dass die Flächenplanungen auf allen Ebenen von Land, Region, Kommune einer Gesamtstrategie zur Entwicklung der unterschiedlichen Nutzungsarten folgen. Dabei gilt es auch, die begrenzten Potenziale zur Innenentwicklung zu nutzen.
„Für die Wirtschaft ist dabei wichtig, dass Unternehmen ausreichend Flächen am richtigen Standort mit den passenden Rahmenbedingungen zur Verfügung stehen. Sonst besteht die Gefahr, dass sie Investitionen zurückstellen oder gar ihren Betrieb verlagern müssen“, bekräftigt der Industrieausschussvorsitzende. Dabei sollte bedarfsorientiert mit Blick auf die den ansässigen Unternehmen vorgegangen werden sowie angebotsorientiert bezüglich neuer Unternehmen.
Flächeninanspruchnahme
Von den rund 74 Tausend Hektar Gesamtfläche des Landkreises Limburg-Weilburg sind etwa 82 Prozent Freiflächen wie Wald und Äcker. Der Anteil der Gewerbe- und Industrieflächen beträgt lediglich 1,7 Prozent (Hessen 1,6 Prozent) der Fläche. Im Vergleich dazu nehmen Wohnflächen 5,1 Prozent (Hessen 4,3 Prozent) in Anspruch. Eine „Flächenverschwendung“ durch Gewerbe und Industrie ist mit diesen Zahlen für Barthel nicht zu belegen. Das Ziel, die Flächeninanspruchnahme zu begrenzen bzw. zu steuern, sei hingegen absolut nachvollziehbar und auch im Interesse der Wirtschaft. Nur durch einen effizienten Umgang mit der Ressource Fläche könne die unverzichtbare Grundlage für Natur, Wohnraum und wirtschaftliche Aktivitäten weiterhin erhalten bleiben.
„Die Inanspruchnahme von Siedlungs- und Verkehrsfläche sollte zudem nicht pauschal mit Restriktionen belegt werden. Denn Flächeninanspruchnahme ist nicht gleichbedeutend mit einem Qualitätsverlust der Fläche“, betont Barthel. Teil der erfassten Siedlungs- und Verkehrsflächen sind so auch Gärten, unbebaute Betriebsgrundstücke, Ausgleichsflächen und Böschungen. Siedlungs- und Verkehrsfläche ist daher nicht gleichzusetzen mit versiegelter Fläche.
Nutzungen in Einklang bringen
Wenn sich eine Region gut entwickelt und sich der Raum damit verdichtet, verschärft dies den Druck auf die Verfügbarkeit von Flächen. Auch das Thema Wohnen rückt dabei aktuell in Limburg und andernorts in der Region in den Fokus der Debatte um die Flächennutzung. Für Unternehmen ist eine angemessene Wohnraumversorgung im Zuge der Fachkräftesicherung von großer Bedeutung.
„Aus Sicht der Wirtschaft ist es daher wichtig, den Bedarf an Flächen für Gewerbe, Industrie und Wohnen gleichermaßen zu berücksichtigen und mit den übrigen Nutzungen in Einklang zu bringen“, so Barthel. „Kommunen benötigen dazu eine strategische Flächenplanung auf der Grundlage fundierter Bestandsanalysen. Die Politik sollte so im Gesamtinteresse einer Kommune auch für Teile der Öffentlichkeit unbequeme Entscheidungen zur Entwicklung von Siedlungsflächen treffen können.“