23. Dezember 2021
Um Maßnahmen zu besprechen, die dem Schwund in der dualen Ausbildung in der Region Limburg-Weilburg begegnen, trafen sich Laßmann und Sommer, zusammen mit Kreishandwerksmeister Wolfram Uhe und Jutta Golinski von der IHK, mit Schulleiterinnen und Schulleitern von Berufsbildenden Schulen des Landkreises: Dr. Ulla Carina Reitz (Wilhelm-Knapp-Schule), Ralf Abel (Adolf-Reichwein-Schule) und Stefan Laux, (Friedrich-Dessauer-Schule). Einig waren sich die Vertreter aus Schule und Wirtschaft, dass die Herausforderungen für die duale Ausbildung in der Region nur gemeinsam bewältigt werden können.
Gemeinsam Ausbildung stärken
In einem Arbeitsgespräch haben am 14. Dezember 2021 Vertreter von Berufsbildenden Schulen, Kreishandwerkerschaft Limburg-Weilburg und IHK Limburg über Herausforderungen der dualen Ausbildung gesprochen und welche Maßnahmen sie im neuen Jahr 2022 gemeinsam planen.
In immer mehr Berufen fehlt der Nachwuchs. Besonders betroffen sind kleine und mittlere Unternehmen. Die Branchen mit den größten Fachkräftelücken reichen von Elektroindustrie und IT-Berufen über das Handwerk bis hin zu Gesundheit und Pflege. Vor allem gefragt aber schwerer als früher zu finden sind Fachkräfte mit einer dualen Berufsausbildung. Durch den demografischen Wandel und dem Trend zum Studium wird die Lage auf dem Ausbildungsmarkt zusätzlich erschwert.
„Die Jugendlichen, die heute nicht ausgebildet werden, fehlen der Wirtschaft später als Fachkräfte“, bilanzieren Stefan Laßmann, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Limburg-Weilburg und Monika Sommer, Hauptgeschäftsführerin der IHK Limburg.
Schule und Wirtschaft im Austausch
Schule und Wirtschaft für eine starke Ausbildung in der Region Limburg-Weilburg (v.l.): Ralf Abel (Adolf-Reichwein-Schule), Dr. Ulla Carina Reitz (Wilhelm-Knapp-Schule), Monika Sommer (IHK Limburg), Wolfram Uhe (Kreishandwerkerschaft Limburg-Weilburg), Jutta Golinski (IHK Limburg), Stefan Laßmann (Kreishandwerkerschaft Limburg-Weilburg) und Stefan Laux, (Friedrich-Dessauer-Schule). Es fehlt Detlef Winkler (Peter-Paul-Cahensly-Schule).
© Kreishandwerkerschaft Limburg-Weilburg
Im Austausch wurde dabei erneut deutlich: Die Wahl eines Ausbildungsberufs fällt sehr häufig auf ein relativ kleines Spektrum an Berufen. Es gibt jedoch über 300 duale Ausbildungsberufe und hinzu kommen die Berufe mit schulischer Ausbildung. Während manche Berufe eine sehr hohe Nachfrage haben, werden andere Berufe gar nicht erst in Erwägung gezogen.
Besprochen wurde auch das Standortkonzept „Die zukünftige Berufsschule“ des Landes Hessen. Um auf die rückläufigen Ausbildungszahlen zu reagieren und das Erfolgsmodell der dualen Ausbildung für die Zukunft zu stärken, plant das Land mit dem Konzept eine sukzessive Neuausrichtung der Berufsschulstandorte ab 2026.
Berufsausbildung attraktiver machen
„Auch wenn viele Ausbildungsberufe krisensicher und relevant sind, haben diese allgemein an Attraktivität eingebüßt. Politik und Wirtschaft müssen daher noch besser zeigen, dass eine duale Ausbildung für viele junge Menschen nach der Schule die erste Wahl für den Einstieg in das Berufsleben ist und bleibt“, sagt Wolfram Uhe. Auch Abiturienten biete sie hervorragende Karrierechancen. Zugleich leisteten die Betriebe mit der dualen Ausbildung einen wichtigen Beitrag für das Gemeinwohl. „Das Handwerk und die Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen bieten mit einer Ausbildung ideale Voraussetzung für eine berufliche Karriere. Dabei ist diese keine Einbahnstraße, denn nach der Ausbildung stehen alle Aufstiegschancen inklusive Studium offen“, ergänzt Jutta Golinski.
Die Unternehmen sind gefordert, so die Vertreter aus Kreishandwerkerschaft und IHK, die Berufsausbildung für junge Menschen zeitgemäß und ansprechend zu gestalten. Denn Fachkräftesicherung ist Zukunftssicherung. Zur Arbeitszufriedenheit gehören etwa ein modernes und angenehmes Arbeitsumfeld, gute Kommunikationsstrukturen, zeitgemäße Lehre sowie gute Bezahlung, Weiterbildungsmöglichkeiten und hohe Beteiligung sowie Anerkennung für Leistungen. Nur wenn die Berufsausbildung attraktiv ist und es Firmen noch besser gelingt, sich mit ihren zukünftigen Auszubildenden zu vernetzen, werden sich wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung entscheiden.
Limburger Modell
„Das duale System ist definitiv unser Kerngeschäft“, betonte Stefan Laux in dem Gespräch. Als hervorragende Möglichkeit, Berufe erlebbar zu machen, sehen er und die anderen Schulleiterinnen und Schulleiter das „Limburger Modell“.
Diese Kooperation der Beruflichen mit den Allgemeinbildenden Schulen der Region ermöglicht den Schülerinnen und Schülern der achten und neunten Jahrgangsstufen einen vertiefenden Einblick in die Berufs- und Arbeitswelt. Ziel der Konzeption ist es, dass die Schüler durch die verdichtete Berufsorientierung und Berufsvorbereitung ihre Berufswahl sicherer und fundierter treffen können und weniger Jugendliche ihre Ausbildung abbrechen. Dazu besuchen sie jeden Donnerstag die Berufsschulen und erhalten dort einen praxisorientierten Einblick in verschiedene Berufsfelder. Willkommen sind hier auch alle potenziellen Ausbildungsbetriebe. Sie haben dabei die Möglichkeit, Praktika mit den teilnehmenden Schülern zu vereinbaren.
Weil ein Praktikum vor einer Berufsausbildung nach wie vor ein guter Weg ist, Unternehmen und Beruf kennenzulernen, haben die Vertreter aus Schule und Wirtschaft zudem vereinbart, dass sowohl die IHK wie auch die Kreishandwerkerschaft den Praktikumskalender 2022 für die Schulen des Landkreises an die Unternehmen versenden. Zudem wird durch die regionale OloV-Initiative im Mai 2022 ein „Tag der Betriebe“ initiiert.
Informationen zur dualen Ausbildung in der Region Limburg-Weilburg erhalten Schülerinnen und Schüler und deren Eltern sowie Unternehmen online und in einem persönlichen Gespräch bei der Kreishandwerkerschaft (www.handwerk.de, 06431-91460) und der IHK Limburg.