"Die Lage ist ernst"
IHK Konjunkturumfrage Herbst 2024
Die Zeichen einer Konjunkturkrise setzen sich auch zum Ende des Jahres 2024 deutlich fort. Die Stimmung der Unternehmen im Bezirk der IHK Limburg hat sich zum Herbst weiter stark eingetrübt. Das lässt sich aus den Ergebnissen der neuesten IHK Konjunkturumfrage ablesen.
Die Erwartungen der Unternehmen an die Entwicklung der kommenden zwölf Monate sind ebenfalls weiter gesunken. Der Konjunkturklimaindex ist über die Sommermonate von einem kleinen Zwischenhoch von 101 Punkten unter den Frühjahrswert von 91 Punkten auf jetzt 90 Punkte gesunken. Das ist der drittschlechteste Wert in den vergangene 10 Jahren. Seit dem Beginn der Coronakrise und dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist der Konjunkturklimaindex nicht mehr über die Marke von 121 Punkten (Anfang 2020) gestiegen. In den Jahren 2014 bis Herbst 2019 lag der Wert immer darüber mit einem Spitzenwert von 133 im Herbst 2018.
Die gegenwärtige Geschäftslage bewerten 26 Prozent der Unternehmen als schlecht, knapp die Hälfte (48 Prozent) als befriedigend und 26 Prozent als gut. Bei den Erwartungen der zukünftigen Geschäftslage gehen 54 Prozent davon aus, dass diese gleichbleibt. Ein Drittel (32 Prozent) blicken pessimistisch in die Zukunft und gehen von einer Verschlechterung der Geschäftslage aus. Nur 14 Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer geschäftlichen Situation. Das sind vier Prozentpunkte mehr als bei der Herbstumfrage 2023.
Was beeinflusst die Stimmung in den Unternehmen?
Die politischen Rahmenbedingungen werden von 61 Prozent der Umfrageteilnehmer als Hauptrisiko gemeldet. Konkret werden in diesem Zusammenhang hohe Arbeitskosten – insbesondere in der Industrie -, Bürokratie, hohe Energiekosten und der Fachkräftemangel genannt. Diese beeinflussen wiederum die schwache Inlandsnachfrage, die von rund 60 Prozent der befragten Betriebe beklagt wird. Aber auch die internationale sicherheitspolitische Lage wird als Risikofaktor wahrgenommen.
Vielfältige Herausforderungen
Julia Häuser, Präsidentin der IHK Limburg, stellt fest, dass die deutsche Wirtschaft nicht mehr widerstandsfähig genug gegenüber den inneren und äußeren Herausforderungen ist: „Die schwache Nachfrage auf dem Binnenmarkt, schwierige politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, hohe Arbeitskosten durch steigende Löhne und Sozialabgaben, überbordende Bürokratie, hohe Energiekosten Fachkräftemangel und die marode Infrastruktur machen den Unternehmen das Leben schwer und spiegeln sich auch in unserer regionalen Wirtschaft wider“, so fasst Häuser die Lage des Wirtschaftsstandortes Limburg-Weilburg zusammen.
Weltpolitische Lage stimmt pessimistisch
„Auch in diesem Jahr befindet sich unsere Wirtschaft in einer Rezession. Die Stimmung der Unternehmen ist angesichts der angespannten weltpolitischen Lage mit den großen Krisenherden in der Ukraine und im Nahen Osten weiterhin pessimistisch. Auch die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA mit ungewissem Ausgang schüren die Unsicherheit“, so die IHK Präsidentin. Sie fordert daher von der Politik, dringend zu handeln: „Die Verantwortlichen auf allen Ebenen müssen sich der vielen sachlichen Probleme annehmen und diese zeitnah und lösungsstark angehen. Es ist hoffentlich nicht zu spät, um die Weichen zu stellen, damit der Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig bleibt. Die Lage ist ernst.“
Für die Konjunkturumfrage werden dreimal im Jahr rund 500 Mitgliedsunternehmen der IHK Limburg aus den verschiedenen Branchen befragt. Der Konjunkturklimaindex setzt sich zusammen aus der Beurteilung der aktuellen und der zukünftigen Geschäftslage. Bei einem Wert unter 100 kann man von einer negativen Gesamtstimmung sprechen, ab 100 Punkten von einer befriedigenden Beurteilung, ab 120 Punkten von einer guten, ab 130 Punkten von einer sehr guten Beurteilung