1. April 2022
Heimische Wirtschaft von Krieg in der Ukraine betroffen
Die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland spüren auch die Unternehmen in der Region Limburg-Weilburg, wie eine aktuelle IHK-Umfrage zeigt.
201 heimische Unternehmen aus allen Branchen haben sich an einer Blitzumfrage zu den wirtschaftlichen Folgen der russischen Invasion in der Ukraine beteiligt, die die IHK Limburg und der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK) in der zweiten Märzhälfte durchgeführt haben.
Der Erhebung zufolge sehen sich 74 Prozent der Betriebe aus der Region Limburg-Weilburg vom Krieg und seinen Auswirkungen geschäftlich betroffen, obwohl nur 10 Prozent direkte Geschäftsbeziehungen mit Russland, Belarus oder der Ukraine haben bzw. hatten. In der Breite betroffen ist vor allem der Verkehrsbereich, aber dann auch die Industrie, der Bau, der Handel und auch Hotellerie und Gastronomie.
„Der schreckliche Krieg schlägt auch auf die heimische Wirtschaft durch“, so IHK-Präsident Ulrich Heep. „Bereits zu Jahresbeginn waren wir wegen der hohen Energiepreise bei unserer Konjunkturprognose eher zurückhaltend. Nun herrscht in unserer auf Energie und Rohstoffe angewiesenen Industrie sowie bei Verkehr und Logistik eher Krisenstimmung. Konjunkturprognosen sind jetzt Makulatur.“
Auswirkungen
Vor allem die gestiegenen Energiepreise belasten die Unternehmen in ihrer Geschäftstätigkeit, 83 Prozent sehen sich hier betroffen. Aber auch die drastisch gestiegenen Preise für Materialien, Vorprodukte oder Transporte belasten die Unternehmen fast aller Branchen, wie 73 Prozent der Unternehmen berichten. Betroffen ist zudem jeder zweite Betrieb nicht nur von den höheren Preisen, sondern schlichtweg von einer nur noch eingeschränkten Verfügbarkeit von Materialien oder Vorprodukten oder Transportkapazitäten. 27 Prozent der Unternehmen berichten sogar von unterbrochenen Logistikketten.
Je weiter vorn bzw. am Anfang einer Lieferkette in der arbeitsteiligen Wirtschaft eine Störung auftritt, desto gravierender ist so eine Störung, denn sie betrifft alle nachgelagerten Produktions- und Handelsstufen. Gravierende Folgen hat es, wenn es sogar zu Produktionsunterbrechungen kommt, dies melden 12 Prozent der Unternehmen. Wo ein notwendiger Rohstoff oder das Vorprodukt fehlt, das man in seinem Unternehmen und an seinen Maschinen weiterbearbeitet, muss die eigene Produktion gestoppt werden, wenn die eigenen Lagervorräte aufgebraucht sind.
Welche verästelten Auswirkungen auf die Wirtschaft die russische Invasion in der Ukraine hat, zeigen auch einzelne Anmerkungen im Rücklauf der Umfrage: Sie reichen von Lieferschwierigkeiten aus ukrainischen Werken und offenen Rechnungen aus Russland wegen Rubelverfall über weniger Kapital von Kunden aufgrund hoher Energiekosten oder verdorbene Kauflaune und stornierte Reisen bis hin zu schwer buchbaren Frachtflügen, der Überwachung von Finanzsanktionen, zurückgestellten Bauvorhaben, fehlenden Lkw-Fahrern oder Software-Entwicklern, die in der Ukraine kein sicheres Arbeitsfeld mehr haben.
Reaktionen
Unternehmen, die bereits aufgrund der Pandemie die eigenen Lagervorräte stark erhöht hatten, sind in einer besseren Lage als diejenigen, welche dies jetzt erst planen. Befragt danach, ob und wie man auf die genannten Auswirkungen kurzfristig reagiert, geben 78 Prozent der Betriebe an, dass sie keine relevante bzw. adäquate Möglichkeit sehen. Die übrigen berichten, man versuche weniger zu heizen, Fahrten einzusparen bzw. kraftstoffsparender zu fahren. Vor allem will man die gestiegenen Einkaufspreise und höheren eigenen Energiekosten über Preiserhöhungen an seine Kunden weitergeben. Befragt nach benötigter Unterstützung aus der Politik, wünscht man sich vor allem eine Entlastung bei den Energiepreisen.
Prognosen
Angesicht dieser schon jetzt deutlich spürbaren Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland ist zu erahnen, welche weiteren massiven Folgen ein völliges Importverbot von Rohstoffen aus Russland auch auf die Wirtschaft in der Region Limburg-Weilburg hätte.