25. Juni 2021
Mit den heimischen Unternehmerinnen und Unternehmern, die in der IHK-Vollversammlung die regionale gewerbliche Wirtschaft repräsentieren, diskutierte Madsen über verschiedene Themen der Wirtschaft und berichtete von seiner Arbeit in Rostock in der Pandemie.
Gestalten statt verwalten
Claus Ruhe Madsen, Oberbürgermeister der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, sprach mit der Vollversammlung der IHK Limburg am 22. Juni 2021 in einer Videokonferenz über smarte Verwaltung und Digitalisierung zum Wohle der Bürger und Unternehmen in Zeiten der Corona-Pandemie.
Claus Ruhe Madsen ist seit 2019 Oberbürgermeister von Rostock. Mit innovativen Maßnahmen engagiert er sich nicht nur in der Corona-Pandemie für die Bürger und Unternehmen seiner Stadt.
© Kristina Becker - photovisionen
„Ein wichtiges Ziel für meine Arbeit als Oberbürgermeister ist, eine neue Struktur in der Stadtverwaltung einzuführen – weg von der Verwaltung hin zum Handeln. Unter dem Leitsatz ‚Gestalten statt verwalten‘ öffnen wir etwa unsere Arbeitsumgebung und verschlanken unsere Prozesse, um möglichst viele Termine mit Menschen zu ermöglichen. Gleichzeitig sollen die Mitarbeiter mehr Verantwortung übernehmen“, erklärte Claus Ruhe Madsen den Vertretern der regionalen Wirtschaft seinen Ansatz.
Eingeladen zum Vortrag in der Vollversammlung hatte den Rostocker Oberbürgermeister IHK-Präsident Ulrich Heep, der den ehemaligen Präsidenten der IHK zu Rostock bereits aus der gemeinsamen Arbeit in der IHK-Organisation kennt.
Eingeladen zum Vortrag in der Vollversammlung hatte den Rostocker Oberbürgermeister IHK-Präsident Ulrich Heep, der den ehemaligen Präsidenten der IHK zu Rostock bereits aus der gemeinsamen Arbeit in der IHK-Organisation kennt.
Der Mensch im Mittelpunkt
Unterstützung für seine innovativen Ideen und Maßnahmen bekommt Madsen mitten in der Corona-Pandemie durch das bundesweite Förderprojekt „Smart City“, aus dem er für Rostock „Smile City“ macht. Die Stadt wolle zeigen, so Madsen gegenüber der IHK-Vollversammlung, dass sie mit Hilfe von Digitalisierungsprojekten digitale Bürgerservices und neue Technologien umsetzt, die sie menschenfreundlicher, nachhaltiger und moderner macht. Dabei stehe der Mensch im Mittelpunkt, gleichzeitig würden die Bürger aber auch Mitverantwortung tragen und müssten mitmachen.
Mut haben, etwas möglich zu machen
„Was mich auch bewegt, als jemand der aus der Wirtschaft kommt“, so der ehemalige Möbelunternehmer, „ist die Bürokratie. Ich komme einfach nicht damit klar, mit wie viel Papier wir es zu tun haben. Die Pandemie hat gezeigt, dass wir hier nicht einen Schritt weitergekommen sind. So bremsen etwa Ausschreibungsverfahren viele Dinge, die nützlich für alle sind, soweit aus, dass man sie am Ende des Tages lieber lassen möchte. Wenn man eine Lösung sucht, bekommt man zehn neue Probleme. Davon müssen wir weg und dahinkommen, dass wir viel schlanker und effizienter werden. Die digitale Welt hilft uns hier weiter. Zugleich müssen auch viele Gesetze daraufhin angeschaut werden, ob man sie tatsächlich braucht“, erklärte Madsen.
„Die Politik sollte“, so der Rostocker Oberbürgermeister, „eine bessere Welt von morgen mit weniger unnötigem Ballast schaffen, das bringt auch die Wirtschaft nach vorne. Dazu brauchen wir mehr Menschen, die den Mut haben, etwas möglich zu machen.“
Wirtschaftsorientierte Verwaltung
Präsident Ulrich Heep und Hauptgeschäftsführerin Monika Sommer leiteten die virtuelle Sitzung der IHK-Vollversammlung
© Hannah Gritsch – webfacemedia
So wurden in der Hansestadt etwa ein Monat lang samstags kostenfreier ÖPNV angeboten sowie in Innenstadtmöblierung, Kultur und Spielplätze investiert. Dadurch sollte die Innenstadt attraktiver gestaltet und die Aufenthaltsqualität gesteigert werden, damit die Menschen mehr Geld ausgeben.
Die mangelnde Digitalisierung der Schulen war auch in Rostock im Lockdown ein großes Problem. Zudem gab es an den Berufsschulen Auszubildende, die aufgrund von Kurzarbeit ihrer Unternehmen nicht übernommen werden konnten oder die Probleme bei der Abnahme von Prüfungen hatten.
Die Kultur- und Veranstalterbranche unterstützte Rostock in der Pandemie mit vielen Sonderveranstaltungen, Pilotprojekten und finanziellen Mitteln und bemühte sich, Kultureinrichtungen so früh wie möglich zu öffnen. Weitere Themen in der Diskussion mit dem Rostocker Oberbürgermeister waren zudem die Bereiche Gewerbe- und Industrieflächen sowie Verkehr und Logistik in der Innenstadt.
Zur Person
Seit 2019 ist Claus Ruhe Madsen Oberbürgermeister von Rostock. 1972 in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen geboren, wollte er sich nach dem Schulabschluss als Jahrgangsbester im Ausland weiterbilden. Im Ruhrgebiet arbeitete er in einem Möbelhaus im Lager, im Verkauf sowie als Vertriebsleiter und schloss eine Ausbildung zum Handelsfachwirt ab. 1997 kam Madsen als selbstständiger Möbelunternehmer nach Rostock, war hier von 2013 bis 2019 Präsident der Industrie- und Handelskammer, bis er schließlich zum parteilosen Stadtoberhaupt gewählt wurde. Nicht lange im Amt, wurde der erste ausländische Bürgermeister einer deutschen Großstadt in der Corona-Pandemie zum erfolgreichen und bundesweit bekannten Krisenmanager – auch wegen seiner vielfältigen Erfahrungen und unkonventionellen Methoden. Gleichzeitig versteht Madsen sich im Nebenjob als Innovator seiner Stadtverwaltung zum Wohle der Bürger und Unternehmen wie der Mitarbeiter in der Verwaltung.