5. Februar 2021
Corona-Krise trifft Branchen schwer
Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben gravierende Auswirkungen auf die verschiedenen Branchen der Wirtschaft. Allein die Industrie zeigt sich stabil. Die IHK Limburg plädiert für eine schrittweise Öffnung derzeit geschlossener Betriebe.
Kontaktbeschränkungen und Hygienevorgaben sollen die Corona-Pandemie eindämmen. Für viele insbesondere kleine und mittlere Unternehmen wird in der Folge trotz staatlicher Hilfsgelder die Luft immer dünner: ohne Kundschaft keine Umsätze und keine Einnahmen.
„Viele der blockierten Branchen und Unternehmen hatten bereits in Schutzkonzepte investiert. Sie benötigen eine Ausstiegsperspektive aus dem Lockdown in Form eines inzidenzgesteuerten nachvollziehbaren Stufenplans zur Lockerung der bestehenden Beschränkungen“, betont IHK-Präsident Ulrich Heep.„Durch die anhaltenden Beschränkungen und angeordneten Betriebsschließungen hat sich die Situation für viele Betriebe insbesondere in Handel, Gast- und Dienstleistungsgewerbe nochmal verschlechtert. Die Stimmung ist allgemein sehr angespannt, wie wir in vielen Gesprächen aus den Unternehmen hören. Von der Politik wünschen wir uns, dass sie schnellstmöglich mit der schrittweisen, verantwortbaren Öffnung geschlossener Betriebe beginnt“, ergänzt Hauptgeschäftsführerin Monika Sommer.
Geschäftslage in den Branchen
In der Industrie schafft es der Konjunkturklimaindex zum Jahresanfang mit 102 Punkten in den befriedigenden Bereich, der bei über 100 Punkten beginnt. Dies ist eine Verbesserung um 13 Punkte gegenüber dem Herbst vergangenen Jahres mit 89 Punkten und dem Einbruch im Frühjahr 2020 mit 68 Punkte. Die positive Entwicklung resultiert auch daraus, dass die Grenzen für Lieferungen ins Ausland offen sind und sich die weltweiten Lieferketten etwas stabilisiert haben. Die Lagebeurteilung der Industrie hat sich seit Herbst deutlich verbessert und auch die Zukunftserwartungen haben sich leicht aufgehellt. Ihre gegenwärtige Lage bezeichnen aktuell 27 Prozent der Industrieunternehmen als gut, 45 Prozent als befriedigend, 28 Prozent als schlecht. Beim Blick in die Zukunft gibt es jetzt zumindest wieder etwas mehr Optimisten als Pessimisten. Die Auftragseingänge des verarbeitenden Gewerbes aus dem Inland und Ausland sind zwar in den letzten vier Monaten per Saldo noch gesunken, aber nicht mehr so stark wie zu Beginn der Pandemie. Bei den Investitionsgüterproduzenten geht es noch runter, bei den Verbrauchsgüterproduzenten ziehen die Aufträge an.
Die Stimmung in der Bauwirtschaft hat sich merklich verschlechtert. Der Konjunkturklimaindex im heimischen Baugewerbe erreicht zum Jahresanfang 2021 aber noch einen Wert von fast „befriedigenden“ 99 Punkten nach 117 Punkten im vergangenen Herbst. Dem Teilbereich des Bauhauptgewerbes (Industriebau, Tiefbau, Straßenbau etc.) geht es nicht mehr so gut, die Auftragseingänge haben in den letzten Monaten per Saldo abgenommen. Die Lage wird noch überwiegend positiv gesehen, aber im Blick auf die Zukunft herrscht Pessimismus. So ist der Teilindex von 108 auf 83 Punkte gefallen. Sehr gut geht es demgegenüber dem Ausbaugewerbe. Hier sind die Auftragseingänge auch in den letzten Monaten weiter stark gestiegen. Die Lage wird besonders gut eingeschätzt und für die Zukunft ist man auch eher optimistisch. So erreicht der Teilklimaindex hier sehr gute 135 Punkte, nach 141 Punkten im Herbst.
Seit dem zweiten Lockdown hat sich die Stimmung im heimischen Handel wieder deutlich verschlechtert. Im Einzelhandel ist der Konjunkturklimaindex nach der Erholung über den Sommer von 103 Punkten im Herbst auf jetzt 94 Punkte abgesackt. Die Umsätze hatten sich zum Herbst hin stabilisiert, sind aber in den letzten vier Monaten insgesamt gefallen. Besonders betroffen sind die Bereiche Kfz, Bekleidung, Uhren und Schmuck, Bücher. 41 Prozent der befragten Einzelhändler bezeichnen ihre gegenwärtige Lage als gut, 33 Prozent als schlecht, 26 Prozent sind zufrieden. Bei 27 Prozent der Händler sind die Umsätze gestiegen, bei 33 Prozent gefallen, 40 Prozent hatten etwa gleichbleibende Umsätze. Die Maßnahmen zum Infektionsschutz führten bei den privaten Haushalten zu einer Einschränkung des Konsums oder Neuorientierung. In den Branchen des Einzelhandels gibt es Gewinner und Verlierer
Beim Blick auf die Zukunft sind die heimischen Einzelhändler eher pessimistisch. Nur 21 Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage, 39 Prozent jedoch eine Verschlechterung, die übrigen rechnen eher mit keiner Veränderung der Lage bzw. sind unsicher, ob es besser oder schlechter wird. Gerade der Handel ist von der noch unabsehbaren Entwicklung des Corona-Geschehens in den nächsten Monaten besonders abhängig und betroffen.
Ähnlich wie im Einzelhandel ist die Konjunktureinschätzung im Großhandel. Nach ordentlichen 105 Punkten zum Herbst ist der Klimaindex auf aktuell 93 Punkte gesunken. Die gegenwärtige Lage wird von 39 Prozent der Großhändler und Handelsvermittler als gut und von 42 Prozent als befriedigend bezeichnet, 19 Prozent urteilen „schlecht“. Die Umsatzentwicklung der letzten vier Monate verläuft nach den deutlichen Rückgängen im Frühjahr per Saldo positiv: 42 Prozent der Großhändler konnten in den letzten Monaten steigende Umsätze verzeichnen, 27 Prozent fallende Umsätze. Beim Rest der Großhändler waren die Umsätze konstant geblieben.
Mit Blick auf die zukünftige Geschäftsentwicklung ist der Großhandel per Saldo gegenüber dem Herbst verstärkt pessimistisch gestimmt. Nur 15 Prozent der Unternehmen erwarten für die kommenden Monate eine günstigere Geschäftsentwicklung, 42 Prozent jedoch eine Abschwächung. Die übrigen Großhändler rechnen mit einer eher gleichbleibenden Entwicklung.
Auch die Konjunktur im sonst so stabilen Gesamtbereich des Dienstleistungsgewerbes war im Frühjahr 2020 auf 69 Punkte stark eingebrochen, hatte sich dann bis Herbst auf 88 Punkte verbessert und ist nun im Zuge des zweiten Lockdowns wieder auf niedrige 74 Punkte zurückgefallen. Die aktuelle Geschäftslage wird von nur 18 Prozent der Unternehmen als gut bewertet aber von 42 Prozent als schlecht, der Rest ist zufrieden. In Einzelbranchen sah und sieht es besonders schlechter aus. Die Geschäftserwartungen haben sich gegenüber dem Herbst eingetrübt, es überwiegt weiterhin deutlich der Pessimismus.
Zu den Dienstleistern gehören mit ihrer jeweiligen Konjunkturlage unter anderem die folgenden Branchen:
Bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern hatte sich der Konjunkturklimaindex von 83 Punkte im Frühjahr letzten Jahres zum Herbst hin auf befriedigende 105 Punkte erholt und hat sich jetzt auf 98 Punkte wieder abgeschwächt. Die Umsätze sind in den letzten Monaten per Saldo um 21 Prozent zurückgegangen. Den Unternehmen aus den Bereichen Information und Kommunikation, Immobilienwirtschaft, Public Relations, Werbung und Marktforschung sowie Unternehmensberatung geht es aber noch relativ gut: 27 Prozent beurteilen ihre Lage als gut, 21 Prozent schlecht, der Rest ist zufrieden. Beim Blick in die Zukunft gibt es mehr Optimisten als Pessimisten.
Deutlich schlechter ist die Geschäftslage bei den personenbezogenen Dienstleistern (Reisebüros, Fitness- oder Kosmetikstudios, Tanzschulen etc.). Hier sind die Umsätze nach den Rückgängen zu Beginn der Pandemie in den letzten Monaten weiter gefallen, per Saldo zuletzt bei 63 Prozent der Unternehmen. Der Grund ist vor allem, dass die Unternehmen Leistungen für ihre Kunden aufgrund der angeordneten Schutzmaßnahmen nicht mehr erbringen dürfen. Entsprechend steht der Klimaindex bei sehr niedrigen 58 Punkten. 65 Prozent der Unternehmen geht es schlecht, nur 11 Prozent gut, der Rest ist zufrieden. In die Zukunft blickt man per Saldo weiterhin mit großer Besorgnis.
Im Gastgewerbe hatte sich im Zuge der ersten Lockerungen im Herbst 2020 der Klimaindex ein wenig auf schwache 64 Punkte verbessert. Nach dem zweiten Lockdown ist die Auslastung per Saldo bei 95 Prozent der Unternehmen gefallen – keine Gäste, keine Auslastung, keine Umsätze. In der Folge ist der Index auf jetzt sehr niedrige 30 Punkte wieder abgestürzt. 85 Prozent bezeichnen ihre augenblickliche Geschäftslage aufgrund der nicht mehr vorhandenen Auslastung als schlecht, nur 15 Prozent als zufriedenstellend. Bei den Zukunftsaussichten ist man angesichts der fehlenden Öffnungsperspektiven sehr pessimistisch: nur 25 Prozent erwarten in absehbarer Zeit eine Verbesserung, 65 Prozent eher eine Verschlechterung, der Rest sieht keine Veränderung.
Im Verkehrsbereich war der Klimaindex im Frühjahr vergangenen Jahres auf 52 Punkte eingebrochen – als Folge davon, dass Transporte nicht mehr erlaubt (z. B. Busreisen), nicht mehr benötigt (unterbrochene Lieferkette bzw. Angebots- oder Nachfrageausfall) bzw. behindert (Grenzregelungen) waren. Zum Herbst hatte sich der Klimaindex zwar auf 83 Punkte erholt, die Lage aber blieb vor allem im Bereich Personentransport schwierig. Zum Jahresanfang ist der Index gegenüber Herbst nun auf schwache 66 Punkte gefallen, denn die Umsätze sind in den letzten Monaten per Saldo zurückgegangen. Insgesamt bezeichnen 23 Prozent der Unternehmen des Transportgewerbes ihre augenblickliche Geschäftslage als gut, 50 Prozent als zufriedenstellend, doch 27 Prozent geht es schlecht. Im Blick auf die Zukunft rechnen 59 Prozent der Verkehrsunternehmen mit einer Verschlechterung der Geschäftslage, 36 Prozent erwartet keine Veränderung, 5 Prozent sehen positive Tendenzen.