IHK-Ausbildungsumfrage 2020

IHK erwartet Aufholeffekt im Ausbildungsmarkt

8. Juli 2020 – Die meisten Unternehmen der Region wollen trotz der Corona-Krise weiter junge Menschen ausbilden wollen. Das zeigt die Ausbildungsumfrage der IHK Limburg unter rund 500 heimischen Ausbildungsbetrieben.
Im Juni 2020 hat die IHK Limburg ihre jährliche Ausbildungsumfrage unter rund 500 Ausbildungsbetrieben durchgeführt. Vor dem Hintergrund der Corona-Krise äußerten sich die Firmen zur aktuellen Situation und ihren Ausbildungsplänen. Die Einschränkungen im Bereich der Ausbildung fallen zunächst geringer aus als befürchtet. So gibt es trotz Corona kaum Vertragslösungen. 80 Prozent der Unternehmen bestätigen, dass die Ausbildung im Betrieb normal weiterläuft. Die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge der IHK Limburg für das Ausbildungsjahr 2020/2021 lag bis Ende Juni rund 10 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Hessenweit ist ein Minus von 22 Prozent zu verzeichnen. Das ist das zentrale Ergebnis aus den Antworten von 52 Unternehmen aller Größen und aus den unterschiedlichsten Branchen im Landkreis Limburg-Weilburg, die an der diesjährigen bundesweiten Online-Ausbildungsumfrage der IHK-Organisation teilgenommen haben.
Die Unternehmen im IHK Bezirk Limburg-Weilburg halten an ihren Auszubildenden trotz der umfänglichen Herausforderungen durch die Corona-Krise fest. Bei 80 Prozent der Befragten läuft die duale Berufsausbildung in den Betrieben wie vorgesehen weiter, und das Ausbildungsplatzangebot wird von den Unternehmen konstant gehalten.
IHK-Präsident Ulrich Heep sagt: “Die duale Berufsausbildung bietet Auszubildenden eine sehr gute berufliche Qualifikation und sichert den Fachkräftebedarf in unserer Region. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Unternehmen trotz immenser Herausforderungen und teilweise existentieller Sorgen auch in Zeiten der Krise an der dualen Ausbildung festhalten. Den Rotstift beim Fachkräftenachwuchs setzen Betriebe nur in einer existenziellen Krise an."
Mit zunehmender Rückkehr zur Normalität und zu besseren Geschäftsperspektiven sei auch kurzfristig wieder ein deutlicher Anstieg bei den Ausbildungszahlen zu erwarten, insbesondere in Handel und Gastronomie. Auch die nunmehr herrschende Klarheit zur kürzlich beschlossenen Ausbildungsprämie dürfte laut IHK ein wichtiger Faktor sein. Sofern Betriebe die Förderkriterien erfüllen, gibt es die Prämie ohne Frist oder Stichtag für alle 2020 neu abgeschlossenen Ausbildungsverhältnisse. 2.000 Euro pro abgeschlossenen Ausbildungsvertrag erhalten Betriebe, die die Zahl ihrer Ausbildungsplätze verglichen mit den vergangenen drei Jahren nicht verringern. 3.000 Euro gibt es, wenn die Zahl der Verträge noch aufgestockt wird, pro zusätzlichen Vertrag. Die Prämien werden nach heutigem Stand am Ende der Probezeit ausgezahlt.
Ohnehin sei ein Aufholeffekt absehbar: „Durch Corona haben sich alle Abläufe verzögert. Im Vergleich zu den Vorjahren dürften so manche Ausbildungsverträge mit zwei oder drei Monaten Verspätung abgeschlossen werden“, sagt Heep. „In vielen Betrieben stand und steht die Bewältigung der Corona-Krise an erster Stelle“, gibt der IHK Präsident zu bedenken. Nicht zuletzt mussten im Frühjahr viele Ausbildungsmessen abgesagt werden, was die Kontaktanbahnung zwischen Auszubildenden in spe und Unternehmen verzögert hat. 8% der Betriebe wünscht laut Umfrage auch aktuell Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Bewerbern.
Daher plant die IHK Limburg in den Sommermonaten verschiedene Maßnahmen wie z. B. ein digitales Speeddating mit der OloV-Initiative oder eine Telefonaktion mit den Ausbildungsberaterinnen.
Darüber hinaus unterstützt die IHK Unternehmen und Ausbildungsplatzsuchende durch individuelle Beratung, Informationsveranstaltungen, Materialien zur Berufsorientierung, die Kampagne „Gönn Dir eine Ausbildung in Limburg-Weilburg“ sowie durch einen Online-Ausbildungsatlas und die gemeinsame Lehrstellenbörse der IHKs.
Weitere Ergebnisse der Umfrage
Die Berufsbildung in Hessen ist durch Corona digitaler geworden. Mehr als zwei Drittel der hessischen Ausbildungsbetriebe sind mit der digitalen Unterrichtsversorgung ihrer Azubis durch die Berufsschulen zufrieden. Über die Hälfte der Unternehmen sieht aber bei der Kommunikation zwischen Lehrern und Ausbildern in der Corona-Krise Verbesserungsbedarf. Das berichtet der Hessische Industrie- und Handelskammertag (HIHK), der mehr als 1.200 Betriebe nach ihren Erfahrungen befragt hat.
„Viele Berufsschulen in Hessen haben digitale Unterrichtswege in der Corona-Krise gefunden – allerdings sehr individuell und lehrerabhängig. In den Sommerferien gilt es nun, aus den mühevollen Schritten zu lernen. Alle hessischen Berufsschulen müssen digital fit werden – für die Zukunft und mit Blick auf Corona“, sagt Dr. Brigitte Scheuerle, Federführerin Berufliche Bildung beim HIHK.
„Corona hat schonungslos offengelegt, dass es bislang keine Strategie gibt, um Unterricht effizient zu digitalisieren. Deshalb sollten Kultusministerium und Schulträger jetzt Standards verabreden, damit Berufsschulen die bundesweit einheitlichen Rahmenlehrpläne auch vergleichbar digital umsetzen können. Zudem sollten die Schulträger die Mittel des Digitalpakts prioritär in die Berufsschulen lenken. Denn die dortigen Schüler sind die ersten, die in die digitale Arbeitswelt eintreten“, so Scheuerle weiter.
„Die IHK Limburg trägt zum erfolgreichen Abschluss dieses herausfordernden Ausbildungsjahres bei und sorgt unter strengen Hygieneregeln dafür, dass alle Handelskammer-Prüfungen bis zum Ende des Ausbildungsjahres abgeschlossen sind und die jungen Menschen ohne Nachteile und mit guter Perspektive in ihre berufliche Zukunft starten können,“ betont IHK Präsident Heep. Die 400 Absolventinnen und Absolventen, die im Sommer 2020 im Bezirk der IHK Limburg ihre Prüfungen in 72 Berufen abgelegt haben, haben zudem immer noch blendende Zukunftsperspektiven: 68 Prozent aller befragten heimischen Unternehmen haben in der Umfrage bekundet, ihre Auszubildenden zu übernehmen.
Die IHK Limburg betreut rund 1.500 Ausbildungsverhältnisse aus den Bereichen Industrie, Handel und Dienstleistungen. Offene Ausbildungsplätze können Unternehmen in der bundesweiten IHK-Lehrstellenbörse (www.ihk-lehrstellenboerse.de) melden.