13. Oktober 2021
Aufschwung in Branchen unterschiedlich
Die Corona-Krise hat die wirtschaftliche Lage in den einzelnen Branchen unterschiedlich stark getroffen. Auch die Erholung nach den Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie verläuft verschieden. Die Ergebnisse der IHK-Umfrage zur regionalen Branchenkonjunktur zeigen, ob und wie es bei Industrie, Handel oder Dienstleistungen im Landkreis Limburg-Weilburg aufwärts geht.
Am besten erholt sich nach dem Einbruch der Wirtschaft im Frühjahr 2020 die Industrie, auch wenn hier der konjunkturelle Aufwind nach der letzten Umfrage im Frühjahr 2021 einen Dämpfer bekommen hat. Der Konjunkturklimaindex erreicht in der Branche zum Herbstanfang aktuell gute 121 Punkte. Das sind 7 Punkte über dem Gesamtindex für den IHK-Bezirk Limburg, der über den Sommer auf 114 Punkte gestiegen ist. Seit dem Einbruch auf 68 Punkte vor einem Jahr hat sich die Situation in der heimischen Industrie Schritt um Schritt normalisiert. Die positive Entwicklung resultiert auch daraus, dass die Grenzen für Lieferungen ins Ausland wieder weitgehend offen sind und sich die weltweiten Lieferketten größtenteils stabilisiert haben.
Allerdings haben sich zuletzt Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten und daraus folgender Materialmangel zu einem Bremsfaktor in der Industrie entwickelt. Auch die höheren Kosten für Rohstoffe und Energie sind eine große Herausforderung. Ihre gegenwärtige Lage bezeichnen aktuell 42 aller Industrieunternehmen als gut, 51 Prozent als befriedigend, nur 7 Prozent als schlecht. Beim Blick in die Zukunft hat der Optimismus seit dem Frühjahr etwas abgenommen.
Die Stimmung in der heimischen Bauwirtschaft hat sich nach einer vorübergehenden Abkühlung zum Jahresanfang zum Frühjahr und zum Herbst wieder verbessert. Der Konjunkturklimaindex erreicht derzeit befriedigende 116 Punkte. Dem Teilbereich des Bauhauptgewerbes (Industriebau, Tiefbau, Straßenbau etc.) geht es dabei eher befriedigend, dem Ausbaugewerbe sehr gut. Die gegenwärtige Lage wird weitgehend positiv gesehen, der Auftragsbestand ist so hoch wie lange nicht. Im Blick auf die Zukunft ist man im Ausbaugewerbe abwartend und im Bauhauptgewerbe eher pessimistisch gestimmt. Grund hierfür könnte sein, dass ein Rückgang der öffentlichen Investitionen befürchtet wird und Lieferengpässe und steigende Preise mehr und mehr zu schaffen machen.
Im heimischen Handel hat sich die Stimmung nach dem letzten Lockdown wieder deutlich verbessert, vor allem im Einzelhandel. Hier ist der Konjunkturklimaindex nach einem heftigen Rückfall im Frühjahr dieses Jahres über den Sommer auf aktuell 115 Punkte gestiegen. Gleichzeitig ist der private Konsum auf Erholungskurs. Nur 14 Prozent der befragten Einzelhändler bezeichnen ihre gegenwärtige Lage als schlecht, 42 Prozent als gut, 44 Prozent sind zufrieden. Allerdings dämpfen Maskenpflicht und Abstandsregeln trotz gut gefüllter Geldbeutel und stabiler Beschäftigungslage nach wie vor die Lust am Einkaufen, bemerkt die Gesellschaft für Konsumforschung. Jedoch stagnieren die Umsätze der heimischen Händler. Die steigenden Energiepreise nehmen Kaufkraft weg. Beim Blick auf die Zukunft sind die heimischen Einzelhändler insgesamt abwartend. Abzuwarten bleibt, wie sich das Infektionsgeschehen in den Wintermonaten entwickelt.
Im Großhandel erreicht der Klimaindex mit 115 Punkten aktuell das gleiche Niveau wie schon im Frühjahr. Die gegenwärtige Lage wird von 35 Prozent der Großhändler und Handelsvermittler als gut und von 56 Prozent als befriedigend bezeichnet, 9 Prozent urteilen „schlecht“. Die Umsatzentwicklung der letzten vier Monate verlief per Saldo annähernd ausgeglichen. Mit Blick auf die zukünftige Geschäftsentwicklung ist der Großhandel zum größten Teil abwartend gestimmt, da es auf der Hersteller- bzw. Zuliefererseite als auch auf der Kundenseite viel Bewegung gibt.
Für den Gesamtbereich des Dienstleistungsgewerbes hat sich der Konjunkturindex nach 93 Punkten im Frühjahr über den Sommer auf jetzt 111 Punkte weiter erholt. Die aktuelle Geschäftslage wird von 34 Prozent der Unternehmen als gut bewertet, von 18 Prozent als schlecht, der Rest ist zufrieden. In den einzelnen Dienstleistungsbranchen sieht es allerdings sehr unterschiedlich aus, den personenbezogenen Dienstleistern und dem Gastgewerbe geht es noch nicht gut. Zu den Dienstleistern gehören mit ihrer jeweiligen Konjunkturlage unter anderem die folgenden Branchen:
Bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern hat sich der Konjunkturklimaindex von 101 Punkte im Frühjahr dieses Jahres zum Herbst auf aktuell 119 Punkte erholt. Den Unternehmen aus den Bereichen Information und Kommunikation, Immobilienwirtschaft, Public Relations, Werbung und Marktforschung sowie Unternehmensberatung geht es wieder recht gut: 42 Prozent beurteilen ihre Lage als gut, nur 13 Prozent schlecht, der Rest ist zufrieden. Beim Blick in die Zukunft gibt es mehr Optimisten als Pessimisten.
Deutlich schlechter ist die Geschäftslage bei den personenbezogenen Dienstleistern (Reisebüros, Fitness- oder Kosmetikstudios, Tanzschulen etc.). Der Grund ist vor allem, dass sie in ihren Leistungen für ihre Kunden aufgrund noch bestehender Schutzmaßnahmen eingeschränkt sind. 44 Prozent der Unternehmen in diesem Bereich geht es weiterhin schlecht, nur 13 Prozent gut, der Rest ist zufrieden. In die Zukunft blickt man erstmals seit langem per Saldo mit etwas Optimismus. Der Klimaindex hat sich einigermaßen erholt und liegt derzeit bei 89 Punkten (nach 40 Punkten zu Beginn der Pandemie).
Im Gastgewerbe hat sich der Klimaindex im Zuge der Lockerungen auf zunächst schwache 64 Punkte im Frühjahr dieses Jahres erholt und über den Sommer auf aktuell 88 Punkte verbessert. Die Auslastung hat sich etwas stabilisiert, da Restaurants, Kneipen und Biergärten wieder geöffnet waren. Doch die Hygiene-Auflagen bedeuten einen höheren Aufwand und Personal ist Mangelware. 18 Prozent der Unternehmen bezeichnen ihre augenblickliche Geschäftslage zu Herbstanfang als schlecht, 12 Prozent als gut, der Rest meldet „zufriedenstellend“. Bei den Zukunftsaussichten ist man per Saldo eher pessimistisch, sicherlich auch angesichts der kommenden, für Reisen oder Außengastronomie ungünstigen Jahreszeit.
Im Verkehrsbereich hat sich der Klimaindex mit 103 Punkten zum Herbstanfang inzwischen auf ein befriedigendes Niveau verbessert. Die hochgefahrene Industrieproduktion hat die Transportbranche mit nach oben gezogen, allerdings drohen Kapazitätsengpässe. Zudem wirken sich die Corona-Einschränkungen gerade im Verkehrsbereich noch belastend aus, sowohl im Personen-, als auch im Gütertransport, vor allem bei grenzüberschreitendem Verkehr. Aktuell wird die Geschäftslage von 27 Prozent der Verkehrsunternehmen als gut eingeschätzt, nur von 13 Prozent als schlecht, der Rest ist zufrieden. Im Blick auf die Zukunft ist man im Verkehrsreich per Saldo leicht pessimistisch, wobei sicherlich auch die stark gestiegenen Treibstoffpreise eine Rolle spielen.
Ausblick – Politik sollte Corona-Erfahrungen nutzen
Im Blick auf die Zukunft besteht bei den Unternehmen Unsicherheit vor allem auch hinsichtlich eines neuerlichen Aufflackerns des Infektionsgeschehen und den daraus folgenden politischen Maßnahmen.
„Die Politik sollte deshalb die Erfahrungen der ersten Corona-Wellen nutzen, um den weiteren Verlauf der Pandemie besser zu steuern, so Ulrich Heep, Präsident der IHK Limburg. Die Corona-Krise habe Politik und Gesellschaft weitgehend unvorbereitet getroffen doch habe man mittlerweile viele Erkenntnisse gewonnen. Diese sollten in konkrete Handlungsempfehlungen und Vorschläge einfließen, so Heep.
Der IHK-Präsident verweist auf ein von der IHK-Organisation erstelltes Impulspapier mit Anregungen für ein transparenteres und konsistenteres politisches Handeln. Staatliche Maßnahmen, wirtschaftliche Aktivitäten und Gesundheitsschutz müssten eng verbunden sein. Verbesserungsbedarf sieht man bei der bundesweit einheitlichen Umsetzung von Regelungen, verlässlichen und rechtzeitigen Informationen und einer besseren Kommunikation von Politik und betroffenen Unternehmen. Wissenschaftliche Auswertungen sollten z. B. optimalerweise zeigen, wo die Ansteckungsgefahr am größten ist und wo bzw. wie die Gefahr durch welche Maßnahmen am effektivsten reduziert werden kann. „Ziel sollte sein, eine Schließung von Betrieben und Einrichtungen lediglich als letztes Mittel zu wählen, nachdem Alternativen intensiv geprüft wurden“, so Heep.