Erfolgsgeschichten

Nach den Sternen greifen

In der Gastronomie sind außergewöhnliche Karrieren möglich. Von der Ausbildung zum eigenen Sterne-Restaurant verlaufen ist der berufliche Werdegang von Alexander Hohlwein (30) und Rebekka Weickert (27).
Das Gastronomenpaar betreibt das Restaurant „360 Grad“ über den Dächern von Limburg – er als Koch, Küchenchef und Inhaber, sie als Restaurantleiterin, Gastgeberin und Sommelière. Ausgezeichnet wurde ihre Arbeit bereits nach kurzer Zeit mit hervorragenden Kritiken in Restaurantführern sowie einen Michelin-Stern.
Eingestiegen in das Berufsleben ist Hohlwein mit 15 Jahren nach seinem Realschulabschluss mit dem Besuch einer Hotelakademie und einer anschließenden Ausbildung in einem Hotel. Weickert hatte nach ihrem Abitur zunächst eine Hotelfachschule besucht und ein Auslandsjahr in einem 5-Sterne-Hotel in Frankreich verbracht. Es folgten gemeinsame Stationen in verschiedenen erstklassigen Restaurants. Nun rütteln die beiden mit junger frischer Energie und Gourmetküche in lockerer Atmosphäre das altehrwürdige Limburg kulinarisch auf. Ihre Vergangenheit haben sie nicht vergessen und bieten selbst eine Ausbildung in der Gastronomie an.
Was hat Sie dazu bewogen das zu tun, was Sie heute tun?
Wir haben beide während unserer Schulzeit unsere Leidenschaft für unseren Beruf entdeckt. Alexander hat ganz einfach in sehr jungen Jahren mit einem Praktikum im St.-Vincenz-Krankenhaus in Limburg begonnen. Dort hatte er so viel Spaß, dass er sich immer mehr für den Beruf des Koches interessierte und schließlich mit 16 Jahren seine Ausbildung im Falkenstein Grand Kempinski begonnen hat. Rebekka hat mit 15 Jahren in einem Fine Dining Restaurant einen Nebenjob angefangen und diesen bis zu ihrem Abitur beibehalten. Sie hatte so große Freude daran, dass Sie direkt nach ihrem Abschluss eine Hotelfachschule besucht hat.
Auf was sind Sie in Ihrem Restaurant besonders stolz?
Neben den verschiedenen Auszeichnungen in gastronomischen Fachmagazinen, die uns natürlich besonders ehren, ist es vor allem der Weg in die Selbstständigkeit, auf den wir stolz sind – denn er ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Daher sind wir sehr froh, dass unser Konzept von unseren Gästen bisher so gut angenommen worden ist.
Was ist typisch für Ihre Arbeit?
Typisch für uns beide ist, jeden Tag mit den nahezu gleichen Vorbereitungen für den anstehenden Arbeitstag zu verbringen. Für Alexander bedeutet das, seine Vorbereitungsarbeiten in der Küche, für Rebekka, die Vorbereitungen im Gastraum, das Abrufen und Beantworten von E-Mails sowie der Empfang von Telefonanrufen.
Was ist besonders an den Berufen im Hotel- und Gaststättengewerbe?
Es sind die nicht typischen Situationen, die doch irgendwie fast jeden Tag vorkommen, die unsere Arbeit so spannend machen. Zum Beispiel ein Gast, der eine schwere Allergie nicht vorher angemeldet hat und für den Alexander dann ein improvisiertes Menü kochen darf. Natürlich haben wir in unserem Restaurant den Wunsch, jedem Gast ein unvergessliches Erlebnis zu bereiten. Und auch in solchen Situationen wollen wir immer unser Bestes geben. Ein schöner Moment ist dann, wenn Gäste so zufrieden bei uns waren, dass sie unser Restaurant nicht nur weiter empfehlen, sondern auch gerne wieder kommen und so zu Stammgästen werden.
Welche Eigenschaften und Fähigkeiten sollten Auszubildende in Ihrer Branche haben?
Ein Auszubildender in unserer Branche sollte gerne mit Menschen arbeiten und gerne auf Menschen zugehen wollen. Ein höfliches und zuvorkommendes Auftreten ist sowohl für Servicemitarbeiter als auch für Köche sehr wichtig. Wir erwarten von unseren Auszubildenden ein hohes Maß an Belastbarkeit und Flexibilität und das immer mit dem Wissen, dass wir Gastronomen dann arbeiten, wenn alle anderen frei haben, wie z. B. an Weihnachten, Silvester oder Ostern.
Wie verläuft die Ausbildung in Ihrem Unternehmen?
In der ersten Zeit der Ausbildung werden dem neuen Mitarbeiter alle Abläufe und Hintergründe unseres Unternehmens erklärt. Wir sind beide große Befürworter von Selbstständigkeit auch schon in der Ausbildung. Daher versuchen wir von Anfang an, unserem Azubi selbständiges Denken und Arbeiten zu vermitteln – natürlich immer auch unter dem Aspekt, dass wir kontrollieren und korrigieren, was der Mitarbeiter tut. Für uns ist beiderseitiges Vertrauen sehr wichtig. Deshalb versuchen wir, unserem Auszubildenden Verantwortung in Rahmen seiner Fähigkeiten zu übergeben und ihm so zu zeigen, dass wir großes Vertrauen in seine Arbeitsleistung haben.
Welche Tipps haben Sie für junge Menschen, die gerne in der Gastronomie ihre Ausbildung machen möchten?
Man sollte auf jeden Fall vor Ausbildungsbeginn entweder in einem Nebenjob in der Gastronomie arbeiten oder einige Praktika machen, um wirklich sicher zu gehen, dass man in diesen Job gehen möchte. Es ist einfach kein alltäglicher Beruf und man braucht ein sehr hohes Belastungspotenzial.
Welche Chancen bietet eine Ausbildung in der Gastronomie und welche Qualifikationen können im weiteren Berufsleben erworben werden?
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten in der Gastronomie, das macht diesen Beruf für uns so einzigartig. Man kann zum Beispiel wie Rebekka für einige Zeit ins Ausland gehen oder auf einem Schiff arbeiten. Man lernt die unterschiedlichsten Formen der Gastronomie kennen, da dieser Berufszweig so vielfältig ist und entwickelt sich schon durch die Arbeit in verschiedenen gastronomischen Betrieben weiter. Außerdem kann man als Koch eine Weiterbildung zum Küchenmeister oder Hotelbetriebswirt machen. Als Kellner kann man Restaurantmeister werden oder auch Hotelbetriebswirt. Wenn man sich für Wein interessiert, dann kann man eine Weiterbildung zum Sommelier machen. Die Möglichkeiten sind also fast unbegrenzt. Die größte Chance, die wir wahrgenommen haben, war unser eigenes Restaurant!