Unternehmensnachfolge
Statements zum Thema
Christopher Reitz – Geschäftsführer, Reitz Natursteintechnik KG, Aßlar
Welche Schritte waren für Sie im Rahmen Ihres Übergabeprozesses zur Unternehmensnachfolge am wichtigsten?
Für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge muss man sich zu 100 Prozent mit der Rolle identifizieren, denn man trägt die Verantwortung für viele Familien. Kunden, Lieferanten, Banken und besonders das Personal sollten frühzeitig informiert werden. Ein klarer Ablauf- und Kommunikationsplan sind entscheidend, um Unsicherheiten zu vermeiden. Der langjährige Inhaber sollte als Berater fungieren. Personalentwicklung und Feedback, ob positiv oder negativ, sind essenziell.
Vor welchen Stolpersteinen bei der Unternehmensnachfolge würden Sie Nachfolgeinteressierte warnen? Welche Fehler sollte man Ihrer Meinung nach vermeiden?
Stellen Sie sicher, dass Prozesse gut dokumentiert sind und entwickeln Sie eine klare Vision für die Zukunft. Der ehemalige Inhaber muss neue Strukturen akzeptieren. Haben Sie keine Angst vor Fehlern und sagen Sie auch mal Nein. Konstruktiver Umgang mit Kritik und eine gelebte Unternehmenskultur sind wichtig. Beziehen Sie Mitarbeiter ein und trennen Sie sich nötigenfalls von Bereichen oder Personen. Wählen Sie Berater sorgfältig aus und holen Sie Kundenempfehlungen ein.
Felix Kämpfer – Geschäftsführer, Stöckel Werkzeugmaschinen GmbH, Herborn
Welche Schritte waren für Sie im Rahmen Ihres Übergabeprozesses zur Unternehmensnachfolge am wichtigsten?
Für mich war es besonders wertvoll, zu Beginn in den Abteilungen zu arbeiten, in denen die eigentliche Wertschöpfung geschieht. Ich habe dort natürlich auch gelernt, unsere Maschinen zu bedienen. Das tiefe Verständnis des Produkts hilft mir heute besonders im Vertrieb. Gleichzeitig habe ich so unsere Firma auch aus der Perspektive unserer Monteure kennengelernt.
Vor welchen Stolpersteinen bei der Unternehmensnachfolge würden Sie Nachfolgeinteressierte warnen? Welche Fehler sollte man Ihrer Meinung nach vermeiden?
Oft trifft der große Veränderungsdrang vieler junger Nachfolger im Mittelstand auf eine Unternehmenskultur, die Veränderungen nur sehr langsam zulässt und nicht mit der Geschwindigkeit von Start-Ups vergleichbar ist. Darauf sollte man eingestellt sein, wenn man Veränderungen im Unternehmen plant.
Lana Wolni – Gesellschafterin, Weigel & Schwarz Präzisionstechnik GmbH, Wetzlar
Welche Schritte waren für Sie im Rahmen Ihres Übergabeprozesses zur Unternehmensnachfolge am wichtigsten?
Der wichtigste Schritt für mich war die persönliche Entscheidung für die Nachfolge und die sich dadurch ergebende Verantwortung, aber auch die Möglichkeiten, die damit verbunden sind. Weitere wichtige Schritte waren die Übertragung von Geschäftsanteilen, das Durchlaufen aller Abteilungen und die ersten eigenen größeren Entscheidungen.
Vor welchen Stolpersteinen bei der Unternehmensnachfolge würden Sie Nachfolgeinteressierte warnen? Welche Fehler sollte man Ihrer Meinung nach vermeiden?
Anstatt vor Fehlern zu warnen, möchte ich lieber einige Tipps weitergeben: Die Wahl eines guten Unternehmensberaters, die Erstellung eines Zeitplans für den Nachfolgeprozess, die Übertragung von Geschäftsanteilen, Betrachtung von vorhandenen Strukturen und Vorgängen mit offenen Augen sowie eine gute Portion Selbstvertrauen, Optimismus und Mut.
LahnDill Wirtschaft September/Oktober 2024