Wirtschaftsstandort Lahn-Dill

IHK-Standortanalyse 2024

Alle fünf Jahre hilft die Standortanalyse der IHK Lahn-Dill in der Einschätzung der Region als Wirtschaftsstandort und der Identifizierung der größten Chancen und Herausforderungen. Diese Analyse wird auch dieses Jahr vorgestellt und zeigt ein durchwachsenes Bild voller Handlungsbedarf, aber auch Erfolge.

Energie als kritischer Standortfaktor der Region

Grundsätzlich hat sich in der Analyse in diesem Jahr ein klares Bild abgezeichnet: Die Energiekosten sind der Standortfaktor mit dem höchsten Handlungsdruck, gefolgt von den Themen Fachkräfte, Infrastruktur sowie Standortkosten insgesamt.
Die Analyse ergab so, dass die hohen Energiekosten die Unternehmen der Region zunehmend belasten.
„Damit sind wir als Wirtschaftsstandort Lahn-Dill nicht allein“, sagt Alexander Cunz, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Lahn-Dill. „Unsere Analyse spiegelt in diesem Punkt den deutschlandweiten Ruf der Wirtschaft nach Entlastung und Planbarkeit im Energiesektor.“
Ein neues Element der diesjährigen Analyse ist darüber hinaus der Standortfaktor Verlässlichkeit der Energieversorgung, der erstmals in den Katalog der Standortfaktoren aufgenommen wurde. Seine sofortige Platzierung auf Platz 11 der Standortfaktoren mit größtem Handlungsdruck unterstreicht den Bedarf an zuverlässigen politischen Vorgaben, um die Herausforderungen der Energiewende für Unternehmen planbar zu machen. Bei der Relevanz liegt dieser Standortfaktor sogar an Position 3 von 39.
Kurzgefasst: Die Ergebnisse der Standortanalyse 2024 zeigen deutlich, dass die Herausforderungen im Energiesektor maßgeblich für die künftige Entwicklung des Wirtschaftsstandorts sind. Die IHK Lahn-Dill, die für die Federführung zum Thema Nachhaltigkeit, Energie und Umwelt in Hessen verantwortlich ist, sieht hier deutlichen Handlungsbedarf.



Nach den Energiekosten folgen die Verfügbarkeit von gewerblich-technischen Fachkräften sowie von Berufseinsteigern und Lehrstellenbewerbern. Dies unterstreicht die Notwendigkeit des starken IHK-Einsatzes zur Fachkräftesicherung und in der Berufsorientierung.

Wirtschaftsstandort Lahn-Dill: Eine Analyse auf einen Blick

Dies sind allerdings nicht die einzigen Ergebnisse der Standortanalyse 2024, gerade im Vergleich vorheriger Analysen. Manche Bereiche zeigen keine große Veränderung in der Einschätzung, wie bspw. der Bereich Marktnähe und Netzwerke. Hier wurden die räumliche Nähe zu Beschaffungs- und Absatzmärkten, die Verfügbarkeit unternehmensnaher Dienstleistungen und die enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Hochschulen im Vergleich zu bisherigen Analysen gleichbleibend positiv bewertet. Positiv entwickelt hat sich die Einschätzung zum Freizeit-, Kultur- und Sportangebot. In diesem für die Anwerbung und das Halten von Fachkräften in der Region wichtigen Bereich hat die IHK ihre Aktivitäten verstärkt, um diese Stärke der Wirtschaftsregion noch weiterzuentwickeln.
Insgesamt lassen sich dennoch als zentrale Ergebnisse der Analyse Faktoren identifizieren, für die in der Region Handlungsbedarf besteht. Gerade die Verfügbarkeit von Fachkräften, Berufseinsteigerinnen und Lehrstellenbewerbern lässt sich so hervorheben.
„Neben den Standortkosten mit Blick auf die Energie- und Arbeitskosten, die Steuerbelastung sowie die Verlässlichkeit und Zukunftsfähigkeit der Energieversorgung sehen wir außerdem Herausforderungen im Bereich Infrastruktur als Schwerpunkt der Analyse“, sagt Cunz. „Gerade im Bereich des ÖPNV und Bahnverkehr ist ein Abwärtstrend in der Zufriedenheit zu verzeichnen. Auch bei der Leistungsfähigkeit und dem Zustand des lokalen Straßenverkehrsnetzes nehmen die Unternehmen einen größeren Handlungsdruck wahr.“
Doch nicht nur Negativtrends prägen das Bild der Analyse – es gibt weitere positive Veränderungen.

Gemeinsame Erfolge zwischen Herausforderungen

Ein wichtiger Faktor für einen Wirtschaftsstandort ist die Infrastruktur, unter anderem die digitale. Gerade hier werden ländliche Regionen im Vergleich zu Großstädten durch Internetanbieter oft mit geringerer Priorität behandelt – weshalb sich die fehlende Deckung des Breitbandangebots in vorhergehenden Standortanalysen mit einem hohen Handlungsdruck und einer geringen Zufriedenheit niederschlug.
„Hier haben wir Handlungsbedarf identifiziert“, erklärt Cunz. „Wir haben bereits vor einigen Jahren entschieden, uns aktiv für die Verbesserung der Versorgung mit schnellem Internet in unserer Region einzusetzen.“
Die Kooperationen im Rahmen der der Lahn-Dill-Breitband und Breitband Marburg-Biedenkopf verfolgen das Ziel, den fehlenden Breitbandausbau in die eigene Hand zu nehmen. Im Interesse der Unternehmen hat die IHK Lahn-Dill gemeinsam mit den Landkreisen und Kommunen diese Projekte massiv vorangetrieben. Im Endausbau wird der Wirtschaftsraum über ein flächendeckendes leistungsfähiges Glasfasernetz verfügen.

Das gemeinsame Engagement der regionalen Netzwerkpartner schlägt sich auch in den Daten der Analyse nieder: In der aktuellen Umfrage hat sich die Zufriedenheit der Unternehmen bei diesem Standortfaktor deutlich gesteigert.



„Es gibt natürlich noch viel zu tun und wir werden weitermachen“, resümiert Cunz. „Trotzdem können wir sehen, dass sich ein gemeinsames Auftreten von Wirtschaft, Politik und Verwaltung lohnt und zu einer spürbaren Verbesserung führt.“

Übergeordnete Prioritäten zur Stärkung des Standorts Deutschland

Als Ergänzung zur Abfrage der Standortfaktoren wurden die Unternehmen zum ersten Mal gebeten auch übergeordnete, aktuelle Themen für den Standort Deutschland zu gewichten.

Die Prioritäten in diesem Bereich: der Abbau der Bürokratie und die Verringerung der Regulierungsdichte stehen ganz oben auf der Liste.





„Dieses Ergebnis sehen wir auch als wichtige Botschaft an uns. Damit unser Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig bleibt, sind entsprechende Rahmenbedingungen notwendig. Wir werden die Interessen der regionalen Wirtschaft bündeln und auf den entsprechenden politischen Ebenen vertreten.“, so Cunz.

Fazit

„Unsere Analyse zeigt, in welchen Bereichen deutlicher Handlungsbedarf besteht“, fasst Cunz zusammen, „Dies ist ein starkes Signal an die Politik, was der Standort Lahn-Dill braucht, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir freuen uns auf den Dialog mit den Vertretern aus Politik und Verwaltung, um gemeinsam an den Herausforderungen zu arbeiten.“
Die Gesamtergebnisse der IHK-Standortanalyse finden Sie unter “Weitere Informationen”.
Für konstruktive Gespräche mit Politik und Verwaltung benötigen wir jedoch noch die Ergebnisse auf kommunaler Ebene. Ihre Vorschläge zur Verbesserung der Standortfaktoren sind willkommen – Sie können weiterhin an der Umfrage teilnehmen. Hier geht’s zur Umfrage.