Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung zur B 62

Hinterland besser an die Fernstraßen anschließen

Die IHK Lahn-Dill hatte auf Grundlage der Studienergebnisse ein Maßnahmenpaket bereits in 2015 geschnürt. IHK-Präsident Eberhard Flammer: „Unsere Vollversammlung hat beschlossen, schnell realisierbare Ortsumgehungen und Ausbaumaßnahmen auf den Außerortsstrecken mit Aufweitungen des Querschnitts der B 62 voranzutreiben. Dazu gehören auch gesicherte Überholmöglichkeiten.“

Verkehrsuntersuchung zum Ausbau der Verkehrsanbindung im Hinterland

Die Verkehrsuntersuchung zum Ausbau der Verkehrsanbindung im Hinterland, dem Westteil des Landkreises Marburg-Biedenkopf, war von der IHK Lahn-Dill in 2014 in Auftrag gegeben worden und ist immer noch aktuell. Flammer: „Die Absage von Bund und Land an die A 4 kann nicht ohne Alternative bleiben. Deshalb hat die IHK Lahn-Dill die beiden Verkehrsexperten Prof. Dr.-Ing. Jürgen Steinbrecher von der Universität Siegen und Prof. Dr.- Ing. Roland Weber von der Hochschule Darmstadt beauftragt. Die Absage des Bundes und des Landes, den Lückenschluss der A 4 zwischen Krombach (Olpe) und Hattenbacher Dreieck  zu bauen, verschärft die Wettbewerbsnachteile für die ansässigen Unternehmen gegenüber anderen Regionen. Doch nun haben wir alternative Lösungsvorschläge gefunden.“
Insbesondere wurde in der Studie die großräumige Anbindung des Hinterlandes im Netzzusammenhang mit alternativen Planungen zum verworfenen A 4-Lückenschluss betrachtet. Zudem wurde der Streckenzug der B 62 mit Blick auf das Verkehrsaufkommen, den Verkehrsablauf, die Verkehrssicherheit und die Betroffenheit der Unternehmen und Anwohner analysiert. Dazu wurden von den Professoren eigene empirische Erhebungen wie Verkehrszählungen, Fahrzeitmessungen sowie Prognosen für das Jahr 2030 erstellt. Aber auch andere Trassenplanungen, wie die B 508n und die Route 57, die angrenzend durch Nordrhein-Westfalen und Nordhessen in Planung sind, wurden bewertet. Prof. Steinbrecher: „Zum Erreichen einer Autobahnanschlussstelle sind derzeit lange Strecken über Landstraßen zu bewältigen. Diese Situation schmälert die Attraktivität der Region für Beschäftigte und verteuert die Betriebskosten für die zahlreich vorhandenen Gewerbe- und Industrieunternehmen."

Ortsdurchfahrten werden entlastet

Zunächst wurden in der Verkehrsuntersuchung verschiedene Ausbauoptionen analysiert. Bewertet wurden insbesondere die Ortsumgehungen Eckelshausen, Buchenau, Sterzhausen und Goßfelden. Prof. Steinbrecher: „Die Ortsdurchfahrten Eckelshausen und Buchenau könnten erheblich entlastet werden, so dass die Wohnqualität steigen würde und sich Möglichkeiten städtebaulicher Aufwertungen ergäben. In Sterzhausen und insbesondere Goßfelden ist das Verlagerungspotenzial deutlich niedriger.“

Fahrtzeiten lassen sich verkürzen

Die Verkürzung der Fahrtzeiten durch Ortsumgehungen allein sind jedoch nicht ausreichend, um die Verkehrsanbindung deutlich zu verbessern. Prof. Steinbrecher: „Insbesondere für den Schwerverkehr würden sich nur geringe Reisezeitverkürzungen ergeben.“ Über Ortsumgehungen hinaus sollten auch Ausbaumaßnahmen auf den Außerortsstrecken mit Aufweitungen des Querschnitts nach dem derzeitigen technischen Standard und Schaffung von Abschnitten mit gesicherten Überholmöglichkeiten betrachtet werden.

Mehr Sicherheit durch höhere Qualität des Verkehrsflusses

Denn auch, wenn die Fahrzeitverkürzung  pro Maßnahme nur wenige Minuten betrage, so ergäbe eine Kombination aus Ortsumgehungen und Ausbaumaßnahmen insgesamt doch eine deutliche Steigerung der Qualität im Verkehrsablauf, unter anderem durch wesentlich verbesserte Überholmöglichkeiten. Prof. Weber: „Durch Ortsumgehungen und Ausbaumaßnahmen auf der freien Strecke können Unfälle vermieden und ein höheres Sicherheitsniveau erreicht werden.“ Durch eine deutliche Reduzierung von Unfällen und damit verbundenen Personenschäden, „könnte insgesamt ein erheblicher volkswirtschaftlicher Nutzen erzielt werden.“
Die Ortsumgehungen hätten zusätzlich die positive Wirkung, die Ortskerne  vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Dadurch sinkt die  Lärmbelastung für Anwohner, die Wohnqualität steigt. Prof. Weber: „Zudem könnte die Aufenthaltsqualität und somit die Attraktivität der Ortsdurchfahrten durch eine, an die geringere Nutzung durch den Kfz-Verkehr angepasste Straßenraumgestaltung, deutlich erhöht werden. Dies würde der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung in dieser Region entgegen wirken.“

Klare Worte der IHK Lahn-Dill

IHK-Präsident Eberhard Flammer: „Wir sind eine der am schlechtesten an Fernstraßen angebundene Industrieregion in ganz Deutschland. Für die Erhaltung unserer  wirtschaftlichen Stärke benötigen wir unbedingt eine leistungsfähige ost-westliche Erschließung. Die geplante A 49 macht nur Sinn, wenn wir diese auch gut erreichen können. Das muss die ertüchtigte B 62 leisten.“ Ansonsten wäre die geplante A 49 nur eine Durchfahrtmöglichkeit von Kassel nach Frankfurt durch das Transitland Hessen. Ein Ausbau der B 62 verbessert nicht nur die Autobahnanbindung des Hinterlandes, sondern erhöht auch die Wirtschaftlichkeit der A 49.