Quartalszahlen leicht rückläufig
"Unsere Wirtschaft braucht jetzt ein klares Signal seitens der Politik"
Die Halbjahreszahlen der heimischen Industrie haben sich mit 4,6 Milliarden Euro um 6,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesteigert. Damit liegt das Verarbeitende Gewerbe im Kammerbezirk der IHK Lahn-Dill über dem hessischen Durchschnitt: Hier lag das Verarbeitende Gewerbe mit seiner Halbjahresbilanz nur 3,0 Prozent über den Zahlen des Vorjahres, auch bundesweit konnte die Industrie im ersten Halbjahr 2023 ihre Umsatzzahlen nur um 5,2 Prozent im Vergleich zu 2022 steigern.
„Wieder einmal zeigt sich, dass wir als industriestärkster Kammerbezirk Hessens sehr gut aufgestellt sind“, erklärt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Lahn-Dill, Alexander Cunz. Der Bereichsleiter Existenzgründung, Unternehmensförderung, Steuern und International warnt jedoch vor zu viel Optimismus, denn: „Im Vergleich zum ersten Quartal sind die Zahlen rückläufig.“ So habe die heimische Industrie in den ersten drei Monaten des Jahres 2,32 Milliarden Euro erwirtschaftet, im zweiten Quartal 2,28 Milliarden Euro.
„Beim Blick auf die Umsatzzahlen dürfen wir nicht vergessen, dass sich die Kostenspirale für unsere Unternehmen in den vergangenen Monaten weiter nach oben gedreht hat“, so Alexander Cunz. „Steigende Umsätze sind nicht gleichbedeutend mit höheren Gewinnen.“ Die Wirtschaft leide unter strukturellen Problemen, vor allem unter zu hohen Energiepreisen, dem Fachkräftemangel, einer enormen Bürokratiebelastung und langwierigen Genehmigungsverfahren.
„Unsere Wirtschaft braucht jetzt ein klares Signal seitens der Politik. Weniger Bürokratie, weniger Berichtspflichten und vor allem eine bezahlbare und planbare Energieversorgung“, so Cunz weiter. Ein auf fünf Jahre festgesetzter Industriestrompreis helfe dabei nicht, er käme auch nur einem kleinen Kreis an Unternehmen zugute.
Die IHK-Mitgliedsunternehmen benötigen laut Cunz nicht nur kurzfristige Lösungen, sondern langfristig planbare und bezahlbare Energiepreise. „Die DIHK schlägt daher einen Dreiklang vor: Die Stromkosten sollten von Steuern und Umlagen weitestgehend befreit, gleichzeitig der Ausbau erneuerbarer Energien durch Investitionszuschüsse vorangetrieben und die Wettbewerbsfähigkeit hochenergieintensiver Unternehmen sichergestellt werden“, betont Alexander Cunz für die im Umwelt- und Energiebereich hessenweit federführende IHK Lahn-Dill.
„Das nun im Kabinett verabschiedete Wachstumschancengesetz und das angekündigte Bürokratieentlastungsgesetz sind Schritte in die richtige Richtung, die jetzt auch zügig und konsequent umgesetzt werden müssen“, erläutert Cunz weiter. „Nur so können wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen im Vergleich zu ausländischen Firmen sichern.“
Pressemeldung vom 30.08.2023