"Ich such was Ernstes"
IHK Lahn-Dill startet Nachfolgekampagne
Unternehmen im ländlichen Raum drohen zu verschwinden / IHK Lahn-Dill startet Nachfolgekampagne
Pressemeldung vom 12. Januar 2022
Auf Partnersuche: Mit einer großen Kampagne macht die IHK Lahn-Dill derzeit auf einen Mangel an jungen Unternehmern in der Region aufmerksam. Mit Fotos und Zitaten werben Geschäftsführer und Vorstandvorsitzende aus der heimischen Wirtschaft sowie Mitarbeiter der Industrie- und Handelskammer unter dem Motto „Ich suche was Ernstes – Nachfolge findet im Herzen statt“ in den sozialen Medien für eine kontinuierliche Weiterführung von Unternehmen an Lahn und Dill. Hintergrund: Laut einer Erhebung des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn sind rund ein Viertel aller hessischen Unternehmerinnen und Unternehmer 55 Jahre oder älter, allein in Hessen sind damit 11.500 Betriebe in den kommenden vier Jahren „übergabereif“. Grund für den Mangel ist der demografische Wandel; der Babyboomer-Generation steht eine immer kleiner werdende Gruppe jüngerer Menschen gegenüber. Die Folge: Die Anzahl notwendiger Betriebsübergaben nimmt zu, potenzielle Nachfolger werden weniger.
„Vor allem im ländlichen Raum drohen viele Unternehmen einfach zu verschwinden“, erklärt Burak Dogan, Nachfolgeberater der IHK Lahn-Dill. „Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, verschwinden die Jobs in unserer Region gleich mit.“ Laut IHK-Nachfolgeexperte Dogan beginnen viele Unternehmen die Nachfolgesuche jedoch zu spät. „Ungefähr ein Drittel findet keinen Nachfolger in der Familie oder der Mitarbeiterschaft. Meist fehlen dann die Informationen, was zu tun ist.“ Die IHK Lahn-Dill berät Unternehmen verstärkt zum Thema und hilft bei der Suche nach einem geeigneten Partner.
© IHK lahn-Dill / HIHK
Doch ist nicht nur die Unternehmerschaft gefragt: „Wir brauchen seitens der Politik vernünftige Rahmenbedingungen für selbstständige Tätigkeiten“, sagt der Hauptgeschäftsführer der IHK Lahn-Dill, Burghard Loewe. Dazu zählten verstärkte Investitionen in die Infrastruktur, besonders in den Breitband- und 5G-Ausbau, ein vitales Gründungsklima mit weniger Bürokratie, steuerliche Erleichterungen für Existenzgründer sowie die Weiterentwicklung bedarfsgerechter Finanzierungshilfen. Loewe: „Wir brauchen darüber hinaus mehr ökonomische Bildung. Dafür müssen schon in den Schulen und Hochschulen die Grundlagen gelegt werden. Denn nur, wenn wir es schaffen, der Öffentlichkeit ein positives Bild von Wirtschaft zu vermitteln, wenn Risikobereitschaft anerkannt und unternehmerischer Erfolg gegönnt wird, können wir Menschen für die Nachfolge begeistern.“ Zudem gelte es, die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, damit verstärkt Frauen Gründerinnen und Nachfolgerinnen werden.