Fachkräftemangel

Schließung Fachklasse Zerspanungsmechaniker

IHK: „Schließung der Fachklasse verstärkt Fachkräftemangel“
Der Kreistag will in seiner Sitzung am 27. März 2023 darüber entscheiden, den Beruf des Zerspanungsmechanikers in der Gewerblichen Berufsschule Dillenburg nicht mehr auszubilden. Das zieht aus Sicht der regionalen Wirtschaft weitreichende Folgen für die Region nach sich. Die IHK Lahn-Dill hat deshalb mit betroffenen Betrieben einen gemeinsamen Brief an den Kreistag geschickt, mit der Aufforderung, das Ende der Fachklasse in Dillenburg am 27. März nicht ohne Not zu beschließen.
„Der Wegfall der Fachklasse der Zerspanungsmechaniker bedeutet für mehrere Ausbildungsbetriebe, dass sie keine Bewerber mehr finden werden. Das gilt insbesondere für Betriebe, die weiter entfernt von Dillenburg liegen und deren Auszubildende bereits heute lange Anfahrtszeiten zur Berufsschule auf sich nehmen müssen“, erklärt Dietmar Persch, Hauptgeschäftsführer der IHK Lahn-Dill. „Die Schließung der Fachklasse der Zerspanungsmechaniker an den Gewerblichen Schulen in Dillenburg verstärkt damit den Fachkräftemangel.“
„Zugleich können im Beruf des Zerspanungsmechanikers viele Hauptschüler eine echte Chance zum Einstieg ins Berufsleben finden. Das ist bei den anderen am Berufsschulstandort Dillenburg vorhandenen Metallberufen deutlich seltener der Fall“, sagt Dr. Gerd Hackenberg, Bereichsleiter Aus- und Weiterbildung der IHK Lahn-Dill. Eine Schließung des Ausbildungszweigs würde für Hauptschüler die beruflichen Chancen in der Region Dillenburg merklich einschränken.
Die IHK Lahn-Dill fordert die politisch Verantwortlichen auf, die Entscheidung zurückzustellen: „Zumal die für die Entscheidung zu Grunde gelegten Schülerzahlen aus dem Jahr 2020 stammen. Sie sind Ausdruck und Ergebnis der Corona-Pandemie und der Gegenmaßnahmen in Schulen sowie Betrieben. Insbesondere die über fast drei Jahre hinweg kaum stattgefundenen Praktika, oft entfallenen und danach nur online angebotenen Berufsberatungen wirken sich bis zum Ausbildungsjahr 2023 negativ auf die berufliche Orientierung und Ausbildungsbereitschaft bei Schülerinnen und Schülern aus“, so Ausbildungsexperte Hackenberg, der für die kommenden Jahre wieder deutlich steigende Ausbildungszahlen erwartet.
Selbst das Kultusministerium in Wiesbaden plane nach eigenen Angaben, erst ab 2025/26 die Zahl der Ausbildungsanfänger als verbindliche Grundlage für den Erhalt von Fachklassenstandorten anzuwenden. Hauptgeschäftsführer Dietmar Persch: „Eine vorherige Festlegung im Lahn-Dill-Kreis würde die Betriebe und die Region völlig unnötigerweise schwächen und die Intention der gesetzlichen Regelung geradezu konterkarieren. Beim Thema Fachkräftegewinnung gerät unsere ländliche Region damit in einen weiteren Standortnachteil vor allem im Wettbewerb mit der Metropolregion Rhein-Main.“
In dem Brief heißt es abschließend: „Mit der Schließung der Fachklasse vergrößern Sie das Stadt-Land-Gefälle und mindern die Attraktivität dieser Region. Der Kammerbezirk der IHK Lahn-Dill ist der industriestärkste in Hessen und gilt als Werkbank des Landes. Die Ausbildung – gerade von gewerblichen Berufen – sichert diese Position und damit den Wohlstand an Lahn und Dill. Sorgen Sie bitte als politische Entscheidungsträger dafür, dass das so bleibt.“
Pressemeldung vom 27.02.2023