Steigende Energiekosten

"Unternehmen müssen um ihre Existenz fürchten"

Das Präsidium der Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill hat sich mit der drohenden Gasmangellage und den explodierenden Energiekosten für die heimische Wirtschaft beschäftigt.

Pressemeldung vom 8. September 2022

“Unsere Unternehmen benötigen eine echte Perspektive, um Produktion und Beschäftigung aufrecht zu erhalten”, erklärte IHK-Präsident Dr. Felix Heusler. Die Gasmangellage sei dabei nur ein Teil des Problems: “Unternehmen, die von Gas auf Öl oder Kohle umstellen wollen, kommen anhand der Preisentwicklung vom Regen in die Traufe. Und es kommt schlimmer: Dass Gas nun auch noch zum bestimmenden Faktor der aktuell explodierenden Strompreise wird, wirkt wie ein Brandbeschleuniger in einer ohne schon extrem angespannten Situation.”
Zum dritten Entlastungspaket der Bundesregierung sagt der IHK-Präsident: “Hier wird hauptsächlich der Sozialstaat ausgeweitet, die Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft reichen nicht aus. Ein konkreter Vorschlag, wie wir zu mehr Energie kommen, fehlt ebenfalls gänzlich.
Nicht jedes Unternehmen könne seine Produktion ins Ausland verlagern, so Felix Heusler weiter. “Vor allem kleine und mittlere Unternehmen müssen angesichts der Energiepreisexplosion um ihre Existenz fürchten. Erschwerend hinzu kommt, dass nicht alle Unternehmen die Preissteigerungen im internationalen Wettbewerb an ihre Kunden weiterreichen können.” Laut einer DIHK-Umfrage sehen fast zwei Drittel aller Industriebetriebe (63 Prozent) in den höheren Energiekosten eine Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland.
“Um einen Gasnotstand im kommenden Winter zu verhindern, müssen die behördlichen Genehmigungen für die Brennstoffumstellung deutlich schneller auf den Weg gebracht werden als bisher”, so der Präsident weiter. “Leider machen umfangreiche gesetzliche Anforderungen und lange Fristen einen schnellen Fuel Switch noch vor dem Winter für viele Unternehmen unmöglich. Unsere Betriebe stoßen an bürokratische Grenzen. Das setzt unnötig Arbeitsplätze aufs Spiel.”
Laut einer Blitzumfrage des Hessischen Industrie- und Handelskammertages (HIHK) können 65 Prozent aller befragten Unternehmen ihre Anlagen von Gas auf Öl oder Kohle umstellen. Die Hälfte dieser Betriebe würde das sogar ohne vorliegende Genehmigung tun und sich damit in strafrechtlich unsichere Gefilde begeben. Die anderen 50 Prozent würden zwar das Risiko eingehen, vorzeitig mit dem Bau oder Betrieb einer Anlage zu beginnen – jedoch nicht ohne Rücksprache mit der Behörde. Gut ein Drittel der Unternehmen hat laut Umfrage bereits Kontakt zu den Genehmigungsbehörden aufgenommen.
Heusler ruft die Unternehmen, die ein Umstellung planen und auf Schwierigkeiten bei der Genehmigung stoßen, auf, sich bei der Kammer zu melden: “Die IHK Lahn-Dill berät und unterstützt nicht nur beim Thema Fuel Switch, sondern kann sich mit den Praxisbeispielen aus der Region auch für eine Regelung zur kurzfristigen Brennstoffumstellung auf Bundesebene einsetzen.”