Krieg in der Ukraine
Ukraine-Konflikt: Auswirkungen auf die regionale Wirtschaft
IHK Lahn-Dill sieht konkrete Gefahr für Wachstum der heimischen Wirtschaft
Pressemeldung vom 28. Februar 2022
Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine äußert sich der Hauptgeschäftsführer der IHK Lahn-Dill, Burghard Loewe, besorgt: „Die heutige Eskalation im Ukraine-Konflikt wird auch für die heimische Wirtschaft in unserem exportstarken Kammerbezirk Konsequenzen haben. Die für viele Unternehmen bereits angespannte Situation durch Rohstoffengpässe und damit verbundene Lieferschwierigkeiten wird sich weiter verschärfen. Zusätzlich müssen wir mit weiter steigenden Energiepreisen rechnen. Das bedeutet eine konkrete Gefahr für das Wachstum unserer heimischen Wirtschaft, die sich nach dem coronabedingten Einbruch vor zwei Jahren gerade wieder erholt und stabilisiert hat.“
Der Kammerbezirk der IHK Lahn-Dill ist der industriestärkste in Hessen. Annähernd die Hälfte der von der heimischen Industrie produzierten Produkte ist für den Export bestimmt. Nach Schätzungen der Kammer unterhalten rund 25 Unternehmen an Lahn und Dill direkte Handelsbeziehungen mit der Ukraine. Ein heimisches Unternehmen ist in der Ukraine aktiv vor Ort. Das Unternehmen Klingspor aus Haiger produziert seit 2015 in Lviv Diamantwerkzeuge. Im bundesdeutschen Vergleich rangiert die Ukraine im Mittelfeld. Im Hinblick auf den Export lag die Ukraine mit knapp 5,4 Mrd. Euro auf Platz 40, direkt hinter Hongkong und Saudi-Arabien. Die deutschen Importe aus der Ukraine lagen 2021 bei knapp 3,1 Mrd. Euro, was Platz 45 bedeutet.
Laut deutscher Exportstatistik 2021 rangiert Russland auf Rang 14 der Handelspartner Deutschlands. Außerhalb der EU liegt Russland als Lieferland auf Platz 4 und als Bezieher deutscher Waren auf Rang 5. „Aus Russland werden wir vor allem mit Öl und Gas beliefert. Sie machen allein 60 Prozent der Einfuhren aus. Exportiert werden Maschinen, Kfz-Produkte und chemische Erzeugnisse“, so Amin Moawad, Außenhandelsexperte der Kammer. „Die Exporteure sitzen auch in unserer Region und werden betroffen sein.“
Einige heimische Unternehmen, die Handelsbeziehungen zu Russland oder der Ukraine pflegen, haben sich bereits gemeldet und nach dem Stand der Sanktionen gefragt, so Moawad: „Wir rechnen in den nächsten Tagen mit vermehrten Nachfragen, wenn die Sanktionen weiter verschärft werden. Wir werden in dieser Krisensituation zeitnah informieren und stehen für Beratung bereit. Am 16. März planen wir ein 90-minütiges Online-Seminar zum Stand der Sanktionen und notwendiger Vertragsgestaltung.“